Der Umgang mit Computern (Human-Computer Interaction, HCI) ist für die meisten Menschen unserer Gesellschaft heute eine Selbstverständlichkeit. GENUINE stellt die Frage, ob die Benutzungsmöglichkeiten den Bedürfnissen aller oder wenigstens der meisten NutzerInnen gerecht werden. Verwendet wird hierfür der Ansatz des sogenannten 'Inclusive Designs' universelles Design für alle, damit Artefakte von allen Menschen ohne fremde Hilfe (barrierefrei) und ohne jegliche Einschränkung genutzt werden können. Das Design der User Interfaces (UI) ist von ökonomischem Interesse für Hersteller, die große Absatzmärkte erreichen wollen, nicht zuletzt aber auch von politischem Gestaltungsinteresse dort, wo es um den Zugang möglichst vieler Menschen zu vernetzten Infrastrukturen geht, etwa in der Verwaltung. Gender HCI (Human-Computer Interaction) ist ein relativ junges Forschungsfeld in der HCI, das Unterschiede von Männern und Frauen im Nutzungsverhalten von User Interfaces (UI) untersucht. Vor dem Hintergrund, dass die meisten neue Technologien (Smartphones, Tablet-PCs) und dazugehörige interaktive Applikationen von männlich dominierten Entwicklerteams gestaltet werden, ist die Frage zu stellen, ob die gewählten Lösungen UIs hervorbringen, die inklusiv sind, also möglichst viele Nutzungszugänge berücksichtigen. Gender HCI bedeutet indes nicht einfach farbliche und stilistische Anpassungen für Frauen und für Männer vorzunehmen, die durch die gängigen Rollenstereotype inspiriert sind. Vielmehr analysiert GENUINE, ob es überhaupt einen signifikant unterschiedlichen Umgang von Männern und Frauen mit UIs gibt und ob nicht andere Faktoren wie Alter, Bildungshintergrund oder Vorerfahrungen eventuelle Unterschiede besser erklären, als der Faktor Geschlecht. Die Ergebnisse der Untersuchung sind Basis für einen Kriterienkatalog für ein gender-inklusives UI Design, sowie ein Modell für modellbasierte UI Entwicklungen. In diesem Projekt wird (a) ein Kriterienkatalog für gender-inklusive UIs erstellt. Dieser enthält unter anderem Kriterien für die Anwendung von Interaktionssprachen sowie Kriterien, die von modellgetriebenen UI Entwicklungsverfahren berücksichtigt werden sollen. Der Kriterienkatalog wird (b) anhand einer beispielhaften Interaktionssprache (Communication Model) und dem notwendigen Transformierungsprozess für konkrete UIs evaluiert. Damit steht nach dem Projekt auch ein Tool zur Verfügung, welches die Umsetzung von gender-inklusiven UI Design unterstützt und von IKT-AnbieterInnen und SoftwareentwicklerInnen verwendet werden kann.