Die zunehmende Etablierung des automatisierten Fahrens bringt vielfältige Vorteile mit sich, die beispielsweise zur Erhöhung der Sicherheit, Steigerung der Effizienz, Erweiterung der Mobilität und Verbesserung des Komforts beitragen. Die zukünftige Verfügbarkeit eines personalisierten Punkt-zu-Punkt Service durch selbstfahrende Autos wird zu Veränderungen des Mobilitätsverhaltens führen. Dabei birgt die steigende Automatisierung im motorisierten Individualverkehr auch das Risiko, dass viele der heute bestehenden Formen des nachhaltigen Transports, wie der öffentliche Personenverkehr, das Zufußgehen oder Radfahren zurückgedrängt werden könnten.
Mit gezielter Ausrichtung auf die Unterstützung von Fußwegen können autonome Fahrzeuge bewegungsaktive Mobilitätsformen fördern und als komplementäres Service zu bestehenden Lösungen eine große Hilfe für Menschen in unterschiedlichen Nutzungskontexten wie dem Transport von kleineren Gütern oder Waren sein. Zur Unterstützung der Fahrgäste - insbesondere mobilitätseingeschränkte Personen – in Umsteigepunkten des öffentlichen Verkehrs, wurde im abgeschlossenen Forschungsprojekt „TransitBuddy" ein Konzept für einen smarten Gepäcktrolley und Lotsen entwickelt. Durch dieses Vorprojekt wurde auch der noch offene Forschungsbedarf deutlich aufgezeigt. Dieser liegt aufgrund der Komplexität der dynamischen Umwelteinflüsse insbesondere beim autonomen Fahren im Umfeld mit Menschen in öffentlichen Räumen und stellt somit eine essentielle Hürde für den sicheren und effizienten Einsatz autonomer Fahrzeuge dar.
Ziel von “TransportBuddy” ist die Erforschung eines autonomen Fahrzeugs, mit dem kleinere Güter oder Waren (z.B. Einkäufe) transportiert werden können, wodurch Fußwege unterstützt und Mobilitätsbarrieren abgebaut werden können. Zum Einsatzbereich des persönlichen Assistenten zählen öffentliche Räume und große Infrastrukturen, wie z.B. Gehwege, öffentliche Plätze, Einkaufsstraßen, Bahnhöfe, Flughäfen, Krankenhäuser oder auch Einkaufszentren. Um dieses Ziel zu erreichen, werden zunächst die zielgruppenspezifischen Nutzungsmotive, Motivationen und Barrieren genau erhoben und darauf aufbauend die technische Anforderungen an den autonomen “TransportBuddy” spezifiziert. Ein Kernaspekt des Projekts “TransportBuddy” ist die Interaktion eines autonomen Fahrzeuges mit den Menschen in seiner Umgebung. Es wird erstmalig das Bewegungsverhalten von Personen in ihrer Interaktion mit autonomen Fahrzeugen qualitativ und quantitativ in den relevanten Use-Cases beim Fahren unter Menschen erhoben. Diese Daten finden im Projekt Anwendung in der Modellierung, wobei die nahtlose Integration einer 3D-Physiksimulation zur Modellierung von Fahrzeugen mit einer Personenstromsimulation entwickelt wird. Zusätzlich werden mehrschichtige Planungskonzepte zur Navigation entwickelt, welche die Vermeidung von Kollisionen mit dynamischen Hindernissen deutlich verbessern. Um die Fortbewegung des autonomen Fahrzeugs auch in dicht gedrängten Personengruppen zu ermöglichen, wird die Fortbewegungsplattform mit einer berührungsempfindlichen künstlichen Schicht namens AirSkin verkleidet und Methoden zur Navigation mit physischem Kontakt erforscht.
Ein wesentliches Ziel von “TransportBuddy” ist die Entwicklung und Implementierung eines Transportgutaufsatzes für eine bestehende Basis-Transportplattform von DS-Automotion (Sally), wobei die Gestaltung des Aufbaus unter Beachtung der Aspekte von User-Akzeptanz, Mensch-Roboter Interaktion und der funktionalen Aspekte erfolgt. In der abschließenden Evaluierung des im Projekt entwickelten, finalen autonomen Fahrzeuges werden dessen Wirkungsweise in realer Umgebung demonstriert, und die erzielten wissenschaftlichen Fortschritte in Relation zu den erhobenen NutzerInnenanforderungen bewertet. Ebenso werden zielgruppenspezifische Verwertungsstrategien untersucht, und die Projektergebnisse disseminiert.