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Die Sinaitischen glagolitischen Sakramentarfragmente
01.01.2007 - 31.08.2010
Forschungsförderungsprojekt
Bis in die 1990er Jahre war die Analyse schriftlicher Quellen fast ausschließlich eine Domäne von Geisteswissenschaftern. Erst in den letzten Jahren hat interdisziplinäre Arbeit allmählich an Raum gewonnen. Im gegenständlichen Projekt sollen Philologen und Techniker zusammenarbeiten, um auf ihren jeweiligen Gebieten einen zeitlichen wie auch substantiellen Fortschritt zu erzielen. Das Projekt gilt zunächst der Aufnahme, Untersuchung und Edition zweier mittelalterlicher slawischer Handschriften von außerordentlicher Bedeutung. Das zweite Hauptziel des Projekts liegt in der Entwicklung von Algorithmen zur digitalen Bildanalyse. Mit ihrer Hilfe soll die Lesbarkeit von Bildern solcher Quellen soweit verbessert werden, als es die Entzifferung und philologische Analyse des in ihnen enthaltenen Textmaterials erfordert. Im Falle der Editionsobjekte handelt es sich um zwei glagolitische Handschriften mit kyrillischen und griechischen Ergänzungen aus dem klassischen altkirchenslawischen Korpus, die 1975 im Katharinenkloster auf dem Sinai entdeckt wurden: Euchologii Sinaitici pars nova und ¿Missale¿ (Sacramentarium) Sinaiticum. Wie unsere Voruntersuchung zeigte, stellen sie Fragmente einer zweiteiligen liturgischen Sammlung dar, die überwiegend vom selben Schreiber im 11. Jh. verfasst wurde. Ihre außerordentliche Bedeutung liegt im Umstand, dass das in ihnen enthaltene Textmaterial überwiegend aus italogriechischen und lateinischen Vorlagen übersetzt wurde und so mit der ältesten slawischen (Kyrillo-Methodianischen) Tradition verknüpft ist. Der überwiegende Teil der Fragmente befindet sich in einem bedauerlichen Zustand und ist ohne Anwendung spezieller Aufnahme- und Bildverbesserungstechniken nicht zu entziffern. Vom Standpunkt der digitalen Bildanalyse liegt daher der interessanteste Teil des Projekts in der Beschreibung und Wiederherstellung der relevanten Texte bzw. Schriften. Die hierfür zu entwickelnden Algorithmen sollen die Arbeit des Philologen teils erst ermöglichen, teils auch erleichtern. Dagegen ist es nicht Ziel des Projekts, Software zu entwickeln, die alte Handschriften automatisch ¿liest¿. Insgesamt umfasst das interdisziplinäre Projekt folgende Schritte: Multispektrale Aufnahmen der Fragmente sollen die Grundlage für die Wiederherstellung der Lesbarkeit der Texte bilden. Die technische Bildanalyse dient der Verbesserung der Bildqualität sowie der computergestützten Beschreibung und (teilweisen) Wiederherstellung der Texte bzw. Schriften. Eine zerstörungsfreie Materialanalyse soll Einsichten in die physikalische Beschaffenheit der Handschriften (Pergament, Tinten und Pigmente) liefern. Die philologische Bildanalyse beinhaltet zunächst die Entzifferung sowie eine paläographische und graphematische Untersuchung des Materials. Die anschließenden Editionsarbeiten betreffen die Textkonstitution und den Textvergleich, einen Kommentar, ein Glossar und eine Einleitung. Die kritische Edition soll sowohl im Druck als auch im Internet erscheinen.
Personen
Projektleiter_in
Robert Sablatnig
(E183)
Projektmitarbeiter_innen
Florian Kleber
(E183)
Martin Lettner
(E183)
Samuel Peltier
(E183)
Institut
E183 - Institut für Rechnergestützte Automation
Förderungsmittel
FWF - Österr. Wissenschaftsfonds (National)
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Forschungsschwerpunkte
Computational Science and Engineering
Information and Communication Technology
Schlagwörter
Deutsch
Englisch
Glagolitische Schrift
Glagolitic Script
Textwissenschaft
Textology
Grafemik
Graphem(at)ics
Bildhafte Dokumentanalyse
Document Image Analysis
Mildhafte Manuskriptrestauration
Manuscript Image Restoration
Externe Partner_innen
Universität Wien
Publikationen
Publikationsliste