Ein logisches Bezugssytem für Dialogspiele
Logische Gültigkeit und logische Konsequenz werden üblichweise entweder semantisch, durch Bezug auf Modelle, oder syntaktisch, über formale Beweissysteme, charakterisiert. Davon unabhängig haben allerdings bereits seit Ende der 1950iger Jahre Paul Lorenzen und seine Mitarbeiter einen dritten, pragmatischen Zugang zur Logik entwickelt, der konstruktivistische Gültigkeit mit der Existenz einer Gewinnstrategie für den Proponenten einer Aussage in einem formalen Spiel identifiziert, im dem dieser die betreffende Aussage gegen systematische Angriffe eines Opponenten verteidigt. Dieses Dialogspiel-basierte Paradigma der Logik wurde seither auf eine breite Klasse von Logiken erweitert. Allerdings beziehen sich bisher nahezu alle Resultate auf spezifische Dialogspielversionen und behandeln unterschiedliche Logiken als weitgehend unzusammenhängende Einzelfälle. Ein zentrales Ziel dieses Projektes besteht in der Schaffung eines formalen Bezugssystems für logische Dialogspiele, das es erlaubt allgemeine Resultate für eine breite Klasse von Dialogspielvarianten und entsprechenden Familien von Logiken zu erzielen. Dabei werden wir uns des reichen Werkzeugkastens der Modallogik bedienen, der im Zuge der oft zitierten “dynamischen Wende” (dynamic turn) zeitgenössicher Logik entstanden ist. Diese Entwicklungslinie formaler Logik stellt sicht explizit den Herausforderungen, die der interaktiven Natur des Verarbeitens logisch strukturierter Information durch menschliche sowie künstliche Agenten entspringen. Darüberhinaus werden wir uns auf Ergebnisse und Werkzeuge aus der Argumentationstheorie (argumentation theory) stützen und auf diese Weise den dialogischen Ansatz in der Logik mit Einsichten aus dem breiteren Bereich von Modellen rationaler Argumentation verbinden, die den Forschungsgebieten der “informellen Logik” (informal logic) und der künstlichen Intelligenz entstammen. Andererseits wollen wir einen systematischen Zusammenhang zwischen Dialogspielen, Auswertungspielen (semantischen Spielen), sowie analytischen Beweissystemen transparent machen. In einem abschließenden Projektmodul werden wir auf Erfahrungen mit (Fuzzy-)Logik-basierten Modellen des Schließens mit vager Information zurückgreifen und unsere Ergebnisse auf mehrwertige Logiken, vorallem auf Fuzzy-Logiken anwenden, wobei wir auch Erweiterungen dieser Logiken berücksichtigen werden, die Elemente kontextualistischer Theorien der Vagheit aufgreifen wie sie beispielsweise von Stewart Shapiro entwickelt wurden.