Architektur und Baukasten

01.03.2001 - 28.02.2003
Forschungsförderungsprojekt
Architektur und Baukasten / Abstract (german version) Im Forschungsprojekt wird der Baukasten aus pädagogisch-psychoanalytischer, architektur-geschichtlicher und architekturtheoretischer Perspektive untersucht. Er findet dabei auf unterschiedliche Weise, als Instrumentarium von ästhetischem und sozialem Training, als auf Raster basierendes kombinatorisches Ordnungsprinzip in architektonischen Entwurfslehren und als Vorstellungsbild beim architektonischen Entwurfsprozess Behandlung. Die psychoanalytische Befragung fokussiert die Rolle des Baukastens in der ¿Inter-nationale der Spielzeugpistolen, der Plüschtiere und Barbiepuppen¿ (G. Didi-Huberman). Das Spielen mit Bauklötzen wird hier als ein alltagskulturelles frühkindliches Phänomen betrachtet. Neben einer Charakterisierung des Spielvorganges und seinen materiellen Vor-aussetzungen werden die Tätigkeiten Spielen, Lernen und Arbeiten gemäß den pädago-gischen Theorien v.a. von Friedrich Fröbel und Maria Montessori differenziert. Unter Einbind-ung der psychoanalytischen Verstehensweisen des frühkindlichen Spieles von M. Klein, D. W. Winnicott, H. Segal und S. Freud, wird argumentiert, dass spielerisches Bauen im Kon-text der Übergangsphänomene, als Aneignung von Welt und Etablierung von Handlungs-fähigkeit, zu denken ist. Die Architektur ist bisweilen das Ergebnis eines abstrakten Spiels mit Modulen. Die Grundeinheiten, von denen der Entwurfsvorgang abhebt, sind entweder Elemente des praktischen Bauens (z.B. Ziegelstein) oder das Produkt einer abstrahierenden Analysearbeit (Gebäudeteile). Aus architekturgeschichtlicher Perspektive wird nach den im Zuge der Ver-wissenschaftlichung architektonischer Praxis systematisierten Entwurfslehren gefragt, die vom Raster als Entwurfs- und Zeichenhilfe abheben. Konkret wird das standardisierte architektonische Kompositionsverfahren von J.N.L. Durand mit der Bauentwurfs- und Bau-ordnungslehre von E. Neufert verglichen. Damit können Gründzüge der taylorisierten Moderne bereits am Anfang der institutionalisierten Architekturausbildung in Frankreich ausgemacht werden. Eine empirische Studie kontextualisiert Fragen modulbasierter wie durch neuen Medien bestimmter Gestaltungsprozesse im Bereich der Gestalungslehre. Im Zentrum der dritten Befragung steht der Baukasten als Sonderform des Architektur-modells und das Verhältnis von Modell und gebauter Architektur. Die Originalität der hier vorgestellten These besteht darin, dass die tradierte Vorstellung des Verhältnisses von Architekturmodell und Bauwerk umgekehrt wird. Die These wird an drei Beispielen (dem Glasbaukasten von Bruno Taut, dem New-City Ingenius-Baukasten von Wilhelm Kreis und dem Baukasten im Großen von Walter Gropius) exemplifiziert, die zugleich drei unterschied-liche Ansätze der Architektur des 20. Jahrhunderts wiederspiegeln (Expressionismus, Funktionalismus, Funktionalismus). Womit ein Beitrag zu einer allgemein anwendbaren Theorie geleistet wird, die nicht Forderungen aufstellt, wie gebaut werden soll, sondern aufzeigt, wie gebaut wird.

Personen

Projektleiter_in

Institut

Förderungsmittel

  • FWF - Österr. Wissenschaftsfonds (National)