Beton ist aus unserer modernen, industrialisierten Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Infrastrukturbauwerke wie Tunnel, Brücken, und Straßen wie der Wiener Gürtel, aber auch Wohngebäude, werden aus Beton erstellt. In einer wachsenden Stadt wie Wien sprießen überall neue Betongebäude aus dem Boden. Doch dieser Fortschritt hat seinen Preis: Der Beton, genauer gesagt, der im Beton enthaltene Zement, ist für etwa 7-10 % der anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich – nicht, weil der Zement selbst so CO2-intensiv ist, sondern aufgrund der enormen Menge von ca. 4,1 Milliarden Tonnen, die pro Jahr produziert werden. 1 Dies wirft die Frage auf, ob Beton ersetzbar ist. Können zumindest Wohngebäude oder auch andere Konstruktionen mit geringer Tragkraft (z.B. Trennmauern), die immer notwendiger werden, aus einem anderen Material als Beton hergestellt werden? Ein anderer wichtiger Aspekt, der sich aus der fortschreitenden Entwicklung des Wiener Ballungsraumes ergibt, sind die erheblichen Mengen an Aushubmaterialien, die durch den Bau von Gebäuden sowie von Infrastruktureinrichtungen wie beispielsweise den neuen U-Bahnlinien in Wien entstehen. Ergibt sich hierbei die Möglichkeit, dass dieses Aushubmaterial als Baumaterial wiederverwendet werden kann? Mit diesen beiden Fragen beschäftigt sich das Projekt RecyClayCrete, und eine mögliche Antwort auf diese Fragestellungen könnte basaltverstärkter Lehmbeton sein. Dieser Lehmbeton wird ohne Zement hergestellt, um einerseits die vollständige Rezyklierbarkeit zu gewährleisten und andererseits den CO2-Fußabdruck erheblich zu reduzieren. Lehm wird von der Menschheit seit Zehntausenden von Jahren als Baumaterial verwendet, nicht nur in subtropischen Gebieten, sondern auch in unserem Alpenraum. Sein Vorteil liegt in einem enorm geringen CO2-Fußabdruck, da er keinem industriellen Prozess unterliegt2 . Lehm wird jedoch oft fälschlicherweise als Material der „Dritten Welt“ oder als LowtechMaterial betrachtet. Gebäude aus Lehm in Mitteleuropa datieren bis auf das Jahr 1848 zurück und sind noch immer in sehr gutem Zustand.3 Ein bekanntes Beispiel direkt aus dem Herzen Wiens ist das Basiliskenhaus, das erstmals 1212 urkundlich erwähnt wurde und teilweise aus Lehm besteht. 4 Zusätzlich wird durch den Klimawandel, vor allem in städtischen Gebieten während der Sommermonate, mit sogenannten Hitzehotspots zu rechnen sein, wodurch der Energiebedarf für das Kühlen erheblich steigen wird. Dieses Problem kann durch die Verwendung von Lehm als Baumaterial leicht umgangen werden, da er hervorragende hygrothermische Eigenschaften hat, die sich positiv auf das Raumklima auswirken, ohne zusätzliche Energie für das Kühlen zu verschwenden. 5 Bereits vorhandene Projekte und Kooperationen der TU Wien (Klima Biennale Wien6 , Biofabrique Vienna: Material Assembles7 und BasaltClayCrete) würden von dem Jubiläumsfond der Stadt Wien profitieren, um einen Fokus auf regionalen, umweltfreundlichen Lehm zu legen.