Die Produkte des chemischen Sektors bilden eine Grundlage für Industrie und Gewerbe und sind essentiell für das Leben in einer modernen Gesellschaft. Moderne Produktionsnetzwerke umfassen hunderte Prozesse, die aus Rohmaterialien und Zwischenprodukten unzählige Produkte generieren. Chemische Prozesse stellen damit die Grundlage für Versorgungs- und Wertschöpfungsketten für praktisch die gesamte moderne fertigende Industrie dar. Allerdings verbrauchen sie große Mengen an Energie und Ressourcen, emittieren weiterhin eine Vielzahl an Substanzen in das Ökosystem, und sind langfristig gesehen nicht nachhaltig. Moderne integrierte Produktionsnetzwerke sind gleichzeitig von lokalen Ressourcenverfügbarkeiten, regionalen ökonomischen Rahmenbedingungen und globalen Markttrends beeinflusst und durch einen komplexen Austausch an Stoff- und Energieströmen stark vernetzt. Die letzten Jahre haben klar die Anfälligkeit derartiger Systeme auf Diskontinuitäten der Rohmaterial- und Energieversorgung wie auch der Geschäftsmodelle gezeigt, wobei letztere wesentlich durch sich ändernde Kundenwahrnehmungen geprägt werden. Daraus resultiert ein dringender Bedarf an einer Veränderung in Richtung effizienterer, flexibler und nachhaltiger chemischer Prozessindustrien, was eine gesamtheitliche, unkonventionelle Betrachtung der jeweiligen Systeme erfordert. CHASE reagiert auf diesen branchenübergreifenden Bedarf nach nachhaltigen Lösungen.
CHASE adressiert die Komplexität ausgewählter chemischer Produktionsnetzwerke durch Anwendung eines Systems Engineering-Ansatzes. Unter Einbeziehung verschiedener Wissenschaftsdisziplinen kombiniert CHASE relevantes Domänenwissen um Effizienz- und Flexibilitätshindernisse zu eliminieren. Durch Verfügbarmachung und Verknüpfung von Prozessdaten und deren Transformation in zuverlässige chemische Prozessinformation werden neue, dynamische Verfahrenstechnische Modelle ermöglicht. Damit werden vertrauenswürdige digitale Wissens-Zwillinge und weithin akzeptierte digitale Prozessabläufe ermöglicht, die dringend benötigt werden um i) Veränderungen in verknüpften Produktionsketten zu verstehen und zu steuern, ii) Prozessintensivierung zu ermöglichen und iii) neue, verknüpfbare Prozesspfade zu kreieren. Entsprechend an diesem Bedarf behält CHASE seine etablierten Areas bei: Prozessdigitalisierung, Prozessintensivierung und Kreislaufprozesse.
Motiviert durch Erkenntnisse der 1. Förderperiode und dem steigenden Bedarf der Industrie wird das Zentrum in der 2. Förderperiode i) seine Aktivitäten in Richtung weiterer industrieller Segmente und Anwendungen ausrichten und ii) die systemischen Aspekte des F&E-Ansatzes intensivieren. Dazu wird CHASE seine Kompetenzen um neue Abfallströme und Recycling- und Upcycling-Wege erweitern und sich zunehmend auf Prozessketten und „intelligente“ Materialströme fokussieren. Zudem sollen Lebenszyklen von Kreislaufprozessen erforscht und die Ergebnisse in gesellschaftlichen Kontext zu Nachhaltigkeitsüberlegungen gestellt werden.
Dafür kooperiert CHASE in einem erweiterten, sorgfältig zusammengesetzten Konsortium aus 20 hoch-innovativen Unternehmenspartnern, gleichermaßen bestehend aus Systementwicklern und -anbietern verschiedenster Prozesstechnologien und -installationen wie Betreibern (bio)chemischer Prozesse in unterschiedlichen Größen, und 6 führenden wissenschaftlichen Partnern, inklusive der Anteilseigner JKU Linz und TU Wien. Eine Reihe sorgfältig ausgewählter, überwiegend internationaler, assoziierter Partner trägt spezifische Methoden, einzigartige F&E-Infrastruktur und Einbindung in internationale Netzwerke bei. An 2 stark verknüpften, thematisch komplementär ausgerichteten Standorten ausgeführt etabliert das CHASE Forschungsprogramm des Zentrum als Open Access-Punkt für nachhaltige chemische Fertigung und Fixpunkt in der Österreichischen Forschungslandschaft.