Ausgangssituation, Problematik und Motivation:
Trotz zunehmendem Stromverbrauch ist das Waldviertel als Archetyp einer ländlichen Region grundsätzlich gut aufgestellt, um auch in Zukunft Wärme- und Stromverbrauch bilanziell eigenständig mit Sonne, Wind und Biomasse abdecken zu können. Schwankende Strompreise, unsichere Verfügbarkeit von fossilen Energieträgern aus dem Ausland, aber auch der zunehmende Wunsch der Menschen nach einer nachhaltigen und zukunftssicheren Energieversorgung gemeinsam mit ambitionierten politischen Zielen führen dazu, dass der Anteil Erneuerbarer Erzeugungsanlagen auch in den nächsten Jahren steigen wird. Das Waldviertel entwickelt sich zunehmend zum Energieexporteur für städtische Gebiete. Dem gegenüber steht ein stetig steigender Stromverbrauch durch Elektrifizierung im Gebäudebereich (Wärmepumpen, Kühlbedarf im Sommer) und dem Ausbau der Elektromobilität – gerade in einer Pendlerregion wie dem Waldviertel eine absolut notwendige Entwicklung zur Dekarbonisierung des Individualverkehrs.
In Anbetracht dieser Entwicklungen ist es eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit,
- die zunehmend fluktuierende Erzeugung sowie den steigenden Verbrauch zeitlich (kurz-, mittel- und langfristig) in Einklang zu bringen,
- zusätzliche Erzeugungskapazitäten in ein bereits jetzt vielfach überlastetes Übertragungs- und Verteilsystem zu integrieren, sowie
- neue Organisationsformen und entsprechende Rollen und Aufgaben zu finden, die unser zukünftiges, kleinteiliges und dezentrales Versorgungssystem mit einer Vielzahl von aktiven Beteiligten, verschiedensten Rollen und mit divergierenden Anforderungen und Bedürfnisse abbilden und abwickeln zu können.
Sektorübergreifende Speicherung sowie (erzeuger- und verbraucherseitige) Flexibilität gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung.
Ziele und Innovationsgehalt:
Das geplante Innovationslabor Waldviertel hat es sich unter dem Motto “Wir helfen den Menschen die Zukunft zu gestalten” zum Ziel gesetzt Lösungen zu entwickeln, um das Waldviertel in den nächsten Jahren zu 100 % mit Erneuerbaren Energieträgern zu versorgen und bis 2035 klimaneutral zu werden. Diese Transformation stellt eine enorme Herausforderung dar und erfordert parallele Maßnahmen auf mehreren Ebenen.
Um eine dafür notwendige sektorübergreifende, nachhaltige und flexible Energieversorgung und -verteilung im Waldviertel – wie auch in ganz Österreich - zu ermöglichen und die entsprechenden Herausforderungen zu lösen, braucht es eine Kombination von Aktivitäten. Das Ziel des vorliegenden Projektvorhabens ist es daher primär,
(1) Strategien sowie regionaltypische Lösungsansätze für ein klimaneutrales Waldviertel 2035 in enger Zusammenarbeit mit der Leitprojekt sowie weiteren geplanten Forschungsprojekten zu entwickeln
(2) eine umfassende, konfigurierbare und flexibel nutzbare Infrastruktur zur Erprobung dieser Ansätze sowie innovativer Technologien und Systemlösungen zu schaffen, die von unterschiedlichen AkteurInnen genutzt werden kann,
(3) die Mobilisierung und aktive Einbindung von Privatpersonen, Unternehmen, Gemeinden und weiteren regionalen Initiativen, um gemeinsam zu gestalten und gemeinsam zu partizipieren sowie
(4) entwickelte und positive validierte / umgesetzte Lösungsansätze zu übertragbaren Lösungen weiterzuentwickeln und breit auszurollen.
Das geplante Innovationslabor schafft die materiellen und immateriellen Rahmenbedingen, um Modellösungen für eine 100 % erneuerbare Energieversorgung gemeinsam mit den NutzerInnen zu entwickeln und real zu testen.
Das geplante Innovationslabor adressiert gemeinsam mit dem Leitprojekt die wesentlichen Herausforderungen der Region, wie z. B. die Flexibilisierung der Stromversorgung, die kaskadische Verwertung vorhandener Rohstoffe (Stichwort Biomasse) für die Energieversorgung sowie weiterhin präsente individuelle Mobilität. Die geplante FTI-Infrastruktur des Innovationslabors ermöglicht durch einen flexiblen Aufbau die realitätsnahe Validierung einer Vielzahl von Lösungen für die Herausforderungen unserer Energieversorgung.
Der gewählte, integrative Ansatz stellt eine hohe Akzeptanz sowie Multiplizierbarkeit der entwickelten Systemlösungen sicher, da die Modellregion Waldviertel in vielerlei Hinsicht repräsentativ für den ländlichen Raum in ganz Österreich ist. Er ist in der Lage die zunehmend interdisziplinärer werdenden Herausforderungen der Energiewende zu lösen. Er bietet eine regional geschaffene Infrastruktur, mit exzellentem Knowhow, ausgezeichneten regionalen Vernetzung, hervorragender Methodenkompetenz, umfangreiche Erfahrung in Forschung und Entwicklung, Wirtschaftskompetenz, sowie eine umfangreiche nationale und internationale Vernetzung.
Unterstützungserklärungen (LoC’s) von mehr oder weniger allen relevanten AkteurInnen der Waldviertler Energielandschaft zeigen die hohe Relevanz des Themas und die breite Befürwortung des Projekts in der Region.