COMPASS
Kollektives Gedächtnis & Raumplanung: Transkulturelle (Grenz)Räume
Kurzfassung
In der Europäischen Raumentwicklung wird die Komplexität von Staatsgrenzen vielfach ignoriert. Staatsgrenzen werden aufgrund ihrer ‚Durchlässigkeit’ verallgemeinert und in den meisten Fällen einer der folgenden zwei Kategorien zugeordnet: ‚geschlossene Grenzen’, die Außengrenzen der Europäischen Union und ‚offene Grenzen’, die Binnengrenzen der Europäischen Union. Diese stark vereinfachte Betrachtungsweise – welche für einzelne Themenbereiche, wie im Falle der Europäischen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen durchaus seine Berechtigung hat – bewirkt, dass die tatsächliche Komplexität von Grenzen immer mehr in den Hintergrund rückt. Innerhalb der Europäischen Union stellen gut funktionierende grenzüberschreitende Netzwerke trotz zahlreicher finanzieller Förderprogramme sowie vertraglicher Möglichkeiten, noch immer Einzelphänomene dar. Eine Situation, die es insbesondere im Hinblick auf die Grenzkomplexität zu hinterfragen gilt. Räumliche Grenzen sind das Ergebnis anthropogenem Handelns, welches sowohl Einfluss auf die Funktionen und Wahrnehmung einer bestimmten Grenze hat aber auch für das ständige Neuformieren von Grenzen (Auflösung bestehender Grenzen bzw. Entstehung neuer Grenzen) verantwortlich ist. Grenzen müssen daher in ihrer systemischen Gesamtheit verstanden werden und nicht nur hinsichtlich ihrer ‚Durchlässigkeit‘. Anhand konkreter Projekte wurde nachgewiesen, dass der moderate Erfolg von Kooperationen nicht, wie oft angenommen, in der Unterschiedlichkeit nationaler Planungssysteme liegt. Es wird angenommen, dass die Lösung zum Aufbau langfristiger und effektiver grenzüberschreitender Kooperationsnetzwerke im Bereich des transkulturellen Verständnisses zu suchen ist. Doch auch (Planungs)Kulturen sind einem ständigen Wandel unterworfen und werden insbesondere durch Gefühle und Emotionen aber auch Wertvorstellungen einzelner Personengruppen maßgeblich beeinflusst. Es sind vor allem diese – die (Planungs)Kulturen wesentlich prägenden – Elemente, welche aufgrund ihrer schwierigen Erfassbarkeit in der gegenwärtigen Planungsdiskussion lediglich als ‚gegebene‘ Faktoren einfließen.
Ziel des COMPASS Projektes ist es, durch das Zusammenspiel von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Bereichen ‚Kollektives Gedächtnis‘ und ‚Raumplanung‘, aufzuzeigen in wie weit subjektive und im Unterbewußtsein verankerte Erinnerungen und Empfindungen den Erfolg und die Qualität von formellen Planungsentscheidungen im Allgemeinen und von grenzüberschreitenden Kooperationsprozessen im Speziellen beeinflussen. Es geht dabei nicht um das Herausfiltern eines für Europa allgemeingültigen kulturellen Nukleus für grenzüberschreitende Planungspraxis, sondern es wird anhand zwei ausgewählter Grenzregionen untersucht, ob und wenn ja wie transkulturelles Verständnis aufgebaut werden kann. Davon ausgehend, dass die Basis für grenzüberschreitende Kooperation im gegenseitigen transkulturellen Verständnis liegt, mit welchem auch negative Stereotypbilder ‚der Anderen hinter der Grenze‘ abgebaut werden können, trägt das COMPASS Projekt wesentlich zur Verbesserung des sozialen Zusammenhalts in Grenzregionen bei.