Ver-körpertes Wissen

01.09.2023 - 31.08.2026
Forschungsförderungsprojekt

Digitale Technologie ist allgegenwärtig. Wir müssen kritisch mit ihr umgehen, von ihrem Nutzen profitieren und ihre negativen Auswirkungen verringern.

Die Unmenge von visuellen Reizen, die über digitale Kommunikationsmittel auf uns einströmt, droht unsere anderen Sinne zu übertönen. Dabei sind sie für unsere Wahrnehmung der Umwelt und für die Verbindung zu ihr von großer Bedeutung. Die Grundidee hinter ver-körpertes Wissen, ist diese anderen, nicht visuellen, Sinne wieder zu aktivieren, Wissen und Erfahrungen durch unsere Körperlichkeit zu schaffen und zu fördern.

Die visuelle Überstimulation hat auch starke Auswirkungen auf die Pädagogik. In der Architekturausbildung sind neue Generationen geübt im Umgang mit digitaler Designsoftware, um virtuelle Räume zu schaffen, haben aber weniger Gelegenheit, sich mit räumlichen und materiellen Aspekten zu beschäftigen. So wird es schwieriger, sich mit Aspekten des Maßstabs und der Orientierung auseinanderzusetzen. Darüber hinaus beschränken sich die Inputs und Outputs von Architekturdesignkursen oft auf fotorealistische, oder von neuronalen Netzen generierte Bilder. Physische Modelle und Prototypen, Materialstudien werden kaum noch realisiert.

Im Gegensatz dazu wird in der Musikerziehung implizites Wissen, das sich hauptsächlich auf den menschlichen Körper stützt, systematisch vermittelt. Der Körper ist hier ein wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses. Unsere Arbeit zeigt die Bedeutung dieses implizierten Wissens. Wir machen Architekturstudierende mit Methoden aus der Musikpädagogik sowie mit physischen Materialisierungsprozessen vertraut. Wir erforschen neue, auf Sinneswahrnehmungen basierende Gestaltungsprozesse, um ein Gegengewicht zum Focus auf die optische Wahrnehmung im Entwurfsprozess zu schaffen.

Mit Hilfe von Wearables versuchen wir eine Schnittstelle zwischen unserem Körper und der Umwelt zu schaffen. Sie fungieren als spielerische, sensorische Instrumente. Sobald sie am Körper getragen werden, beeinflussen sie vor allem den Gleichgewichts- und Orientierungssinn. Das führt zu einem veränderten Körpergefühl und stimuliert die Raumwahrnehmung der Nutzer*innen und schaffte so eine neue Verbindung zur Umgebung. Die Wearables werden nicht auf Elektronik, sondern auf den haptischen Materialeigenschaften beruhen und durch computergestützte Fertigungstechniken hergestellt werden.

Durch die Umsetzung impliziter und expliziter Prozesse soll nicht nur Erfahrungswissen in der Designausbildung verankert, sondern auch das Bewusstsein für dessen Bedeutung in der Gesellschaft geschärft werden. Um dies einem breiteren Publikum zu vermitteln, wird das Team multimodale Performances kuratieren, die eine breite Palette von Sinnen aktivieren und analoge und digitale Prozesse sowie Medien kombinieren. Das interdisziplinäre Team (Architekten, Ingenieure, Künstler) will die physische Natur der digitalen Technologie kritisch fördern, und letztlich die Menschen näher zu sich selbst und zu ihrer Umwelt bringen.

Personen

Projektleiter_in

Projektmitarbeiter_innen

Institut

Förderungmittel

  • FWF - Österr. Wissenschaftsfonds (National) Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK) Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Forschungsschwerpunkte

  • Development and Advancement of the Architectural Arts: 70%
  • Modeling and Simulation: 30%

Schlagwörter

DeutschEnglisch
Performance practicePerformance practice
computational fabricationcomputational fabrication
pädagogische Methodeneducational methods
haptische Wearableshaptic wearables

Publikationen