Weite Teile der Randzonen des Wiener Stadtgebiets werden noch heute noch vormals informellen, "wilden" Siedlungsstrukturen geprägt. Seit den Hungerjahren des Ersten Weltkriegs sind in mehreren Wellen spontane, oft existenzieller Not entsprungene "Bretteldörfer" entstanden. Ein Phänomen, das die formelle Stadt, ihre Planungsinstrumente und Institutionen herausforderte. Diese sozialgeschichtlich wie städtebaulich bedeutende Entwicklungsschicht der Stadt wurde bislang nicht umfassend erforscht, ja kaum jemals thematisiert. Insbesondere die Zeit nach 1945, als es nach einem neuerlichen, kriegsbedingten Schub informeller Siedlungstätigkeit zu einem umfassenden Formalisierungsprozess kam, ist bisher kaum beleuchtet worden. Der etwas euphemistisch "Baurechtliche Sanierung" genannte Prozess beschäftigte die Wiener Stadtverwaltung bis in die 1990er-Jahre, seine Folgen bis heute. Das Forschungsprojekt „Wien informell“ untersucht diese Stadtproduktion "von unten" sowohl qualitativ (Planungsdiskurs, öffentliche Darstellung und Wahrnehmung etc.) als auch räumlich-quantifizierend (Kartierung, stadtstrukturelle Analysen etc.).