Die Anforderungen an die Gebäudehülle und an die Gebäudetechnik werden stetig angehoben. Die richtige Umsetzung in der Planung und auf der Baustelle wird dadurch anspruchsvoller. Während die Qualität der Planung mit Hilfe von Softwaretools und Zertifizierung bereits jetzt gut gesichert werden kann, fehlen leicht reproduzierbare und in der Praxis handhabbare Mess- und Analysemethoden, um die Qualität der Umsetzung kontrollieren und die Ursache für eine mögliche Abweichung bestimmen zu können.
Ziel ist es, die methodischen Grundlagen für eine vor-Ort (in situ) Bewertung der tatsächlichen Energieeffizienz zu schaffen. Das Projekt baut dabei auf den Ergebnissen des bereits abgeschlossenen Annex 58 auf, es soll nun aber der Schritt in Richtung praxisnahe und anwendungsfreundliche Charakterisierungsverfahren auf Basis physikalischer und statistischer Methoden gegangen werden. Dabei wurden die Möglichkeiten und Grenzen der Identifikation von „black-box“ und „grey-box“-Modellen (also Modelle ohne bzw. mit geringem implementierten physikalischen Vorwissen) ausgelotet und ein Leitfaden für deren Anwendung in der Systemidentifikation entwickelt. Die Ergebnisse dieser Verfahren sind vielversprechend, erfordern allerdings relativ aufwändige Eingriffe und relativ lange Zeiträume ohne Nutzereinfluss. Die ersten Versuche wurden in speziellen unbewohnten Testgebäuden durchgeführt. Solche Zeiträume stehen aber aus Kostengründen nicht mehr zur Verfügung, im Immobiliengeschäft wird versucht den Übergabezeitpunkt so bald wie möglich nach der Fertigstellung zu terminieren.
Die Innovation besteht nun darin, dass erstmals auch aus der Analyse von Messdaten aus bewohnten Gebäuden das energetische Verhalten prognostiziert und Energieeffizienz-Kenngrößen für die Qualitätssicherung abgeleitet werden sollen. Die hierfür notwendigen Messdaten sollen sich aus Kostengründen so weit wie möglich auf Sensoren und Zähleinrichtungen stützen, die für Abrechnungs- oder Automatisierungszwecke ohnehin vorhanden sind. Die Messprozedur darf darüber hinaus die NutzerInnen im normalen Wohnumfeld praktisch nicht beeinträchtigen.
Als Ergebnis für die österreichische Beteiligung sollen die im internationalen Rahmen erarbeiteten Grundlagen und deren Anwendung speziell im Hinblick auf die Qualitätssicherung bei der Umsetzung von energieeffizienten Gebäuden aufbereitet und vertieft werden. Auf diese Weise könnten künftig Abweichungen vom erwarteten Verhalten im realen Gebäudebetrieb im Rahmen einer sogenannten „erweiterten Inbetriebnahmephase“ rasch erkannt und ggf. Abhilfemaßnahmen getroffen werden.