Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, mit wertvollen historische Architekturzeichnungen zu arbeiten und sie in ihrem architektonischen und historischen Kontext zu analysieren, mit erhaltenen, zerstörten, geplanten oder ausgeführten Gebäuden zu vergleichen und spezifische Aspekte wie die Entwicklung der Darstellungskonventionen bei der Interpretation zu berücksichtigen. Die Zeichnungen, aber auch deren bisherige (möglicherweise auch Fehl-) Interpretationen dienen dabei als Gegenstände und Beispiele für das Erlernen wissenschaftlichen Arbeitens und Präsentierens.
Im Zentrum des Seminars stehen historische Architekturzeichnungen und -drucke, überwiegend aus der (italienischen) Renaissance des 16. Jahrhunderts, von denen die Wiener "Albertina" eine besonders interessante Sammlung besitzt. Die Zeichnungen stellen sowohl antike Bauten als auch zeitgenössische Projekte dar und sind dank ihres Informationsgehalts wichtige, bisher aber kaum genutzte Quellen für unser Wissen über die Architektur der Antike und der Renaissance. Zusätzlich lassen sich aus ihnen (in)direkt die Herausbildung der Darstellungskonventionen für Bauwerke und sogar die Anfänge wissenschaftlichen, interdisziplinären Arbeitens rekonstruieren.
Machen Sie ENTDECKUNGEN!
Das Seminar bietet die Gelegenheit, Forschung und Lehre zu vereinigen – ganz im Humboldtschen Sinne: Da die meisten der auszuwählenden Zeichnungen bisher gar nicht oder kaum untersucht, bearbeitet oder publiziert worden sind, haben die Studierenden reale Chancen, tatsächliche wissenschaftliche Entdeckungen – selbst zu scheinbar längst bekannten Bauwerken – zu machen.
Im Vergleich mit den jeweiligen Bauwerken – so sie überhaupt noch erhalten sind – wird zudem deutlich werden, wie verlässlich die oft scheinbar lockeren Skizzen tatsächlich sind, weshalb sie als wichtige Quellen für Archäologie, Bauforschung, Architekturgeschichte und -theorie u.a.m. angesehen werden müssen.
Achtung: Wegen des beschränkten Platzes beim Besuch im Studiensaal der Albertina (voraussichtlich am 5.5.2023) können nur 15 Studierende am Seminar teilnehmen.
Die Studierenden werden in die Handhabung, das Studium, die Interpretation und die wissenschaftliche Arbeit mit alten und kostbaren Zeichnungen und ggf. Drucken eingeführt. Sie werden einige dieser Zeichnungen in der Architektursammlung der «Albertina» im Original sehen und die Fähigkeiten erwerben, wissenschaftliche Abstracts und analytische Texte zu schreiben sowie Präsentationen zu erstellen, mit denen sie ihr erarbeitetes Wissen an Fachleute sowie an Laien weitergeben können. Dies erfordert die Fähigkeit, die historischen Zeichnungen und Drucke sorgfältig zu lesen und zu deuten, zu analysieren und zu beschreiben und die oft komplexen Beziehungen zu den dargestellten Bauten zu verstehen. Diese Methoden werden durch den Vergleich der Zeichnungen mit den Schriften und Bauten der Renaissance-Architekten erlernt, wozu auch die Erarbeitung einer Systematik zur exakten wissenschaftlichen Beschreibung solcher Zeichnungen gehört.
Studium, Beschreibung und Analyse historischer Zeichnungen und anderer Architekturdarstellungen sowie Verbalisierung der gewonnenen Erkenntnisse; Interpretation zeitgenössischer (Renaissance-)Texte über Architektur; Erarbeitung eines wissenschaftlichen Apparats für die systematische Zeichnungsanalyse und -beschreibung; Unterscheidung von Zeichnerhänden und gegenseitigen Abhängigkeiten der oft durch netzwerkartige Beziehungen miteinander verbundenen Darstellungen; Besuch der grafischen Sammlung der ALBERTINA
Wichtiger Hinweis: TISS lässt es offensichtlich nicht zu, dass Sie sich Interessierte direkt für das Wahlseminar anmelden, sondern zählt nur solche Personen, die sich "bewerben" (wie und wo immer man das tut, wissen Sie sicher besser als ich) UND dabei dieses spezifische Wahlseminar als ihre erste Priorität angeben.
Bitte beachten Sie unbedingt, dass die meisten Veranstaltungen online per Zoom durchgeführt werden müssen und unbedingte Anwesenheitspflicht besteht. Melden Sie sich also bitte nur für das Seminar an, wenn Sie sicherstellen können, an allen angegebenen Terminen teilnehmen zu können!
Bei mehr als 12 Interessenten wird durch eine kleine, leichte schriftliche Aufgabe eine Auswahl getroffen werden (müssen).
Diese Lehrveranstaltung ist Teil der Initiative des Jahresthemas 2023/24 „Transformation des Bestands“. Weitere Informationen und die Übersicht aller teilnehmenden LVAs findet ihr unter folgendem Link: https://futurelab.tuwien.ac.at/jahresthema-2023-24
Präsentation eines Abstracts und Plans für einen Artikel über (bestimmte) historische Architekturdarstellungen. Formulierung von Forschungsfragen, die durch die weiterführende Beschäftigung mit den Zeichnungen beantwortet werden könn(t)en. Präsentation (ca. 15 min) der eigenen Ergebnisse aus der Bearbeitung einer Zeichnung oder einer kleinen Gruppe zusammengehöriger Zeichnungen. Anfertigung einer ca. 15seitigen Hausarbeit (ca. 30.000 Zeichen Text) zum selben Thema.
Es sind keine Vorkenntnisse notwendig, die über das hinausgehen, was von Studierenden der Architektur vorausgesetzt werden kann, vor allem: Lesen von (modernen) Plänen und räumliches Vorstellungsvermögen.