Die baldige Transformation des Energiesystems hin zu einer klimafreundlichen
 Energiebereitstellung auf Basis von erneuerbaren Energien ist eine, mittlerweile allgemein
 anerkannte, Notwendigkeit. Ebenso herrscht weitgehend der Konsens, dass es einen Mix
 verschiedener Technologien geben muss, um diese Herausforderung zu meistern. In den
 letzten Jahren wurde vor allem der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik vorangetrieben,
 welche aufgrund ihrer stark fluktuierenden Stromerzeugung jedoch für die Netzstabilität
 problematisch sein können. Zudem befinden sich diese Stromerzeugungsanlagen in der Regel
 fernab von Strombedarfszentren, was den Bau von großen Übertragungsleitungen bzw.
 Stromspeichern oder Power-to-Gas Systemen notwendig macht. Die Projektierung von großen
 Übertragungsleitungen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und kann nicht mit der Installation von
 Windkraft- und Photovoltaikanlagen schritthalten. Stromspeicher bzw. Power-to-Gas Systeme
 befinden sich noch in der Entwicklungsphase bzw. beim Markteintritt und haben daher noch
 wenig Praxisrelevanz.
 Biomassebasierte Technologien zur Energieerzeugung, allen voran der Energieträger Biogas,
 sind jedoch geeignet bedarfsabhängig Strom zu erzeugen. Bestehende Biogasanlagen sind,
 ebenso wie Windkraft- und Photovoltaikanlagen, sehr dezentral positioniert. Daraus ergibt sich
 für Biogasanlagen das Potential als Systemdienstleister tätig zu werden und mit dem
 erzeugten Strom Erzeugungsschwankungen anderer dezentraler Energieerzeuger
 auszugleichen. Da die Betriebsumstellung auf Regelenergiebereitstellung relativ zügig
 durchgeführt werden kann, besteht die Möglichkeit bereits kurzfristig einen Beitrag zur
 Netzstabilität zu leisten. Dadurch kann auch ein weiterer Ausbau von Windkraft- und
 Photovoltaikanlagen unterstützt werden.
 Ziel dieses Vorhabens ist es praxisnah – am Beispiel der Biogasanlage in Bruck/Leitha - zu
 ermitteln, welche technische Ausstattung und steuerungstechnische Applikationen für einen
 markt- und systemoptimierten Betrieb von Biogasanlagen für die Bereitstellung von
 bedarfsorientiert erzeugtem Strom notwendig sind. Ein flexibler Betrieb von Biogasanlagen,
 welcher abgesehen vom Stromerzeugungsaggregat auch andere Anlagenteile wie zum
 Beispiel die Fütterungseinheit umfasst, ist noch wenig erforscht. Auf Basis zu erhebender
 Anlagendaten wird im Projekt eine Prozesssimulation erstellt, welche erlaubt, verschiedene
 Betriebszustände zu simulieren. Die Biogas- bzw. Stromerzeugung an der Anlage soll durch
 Marktsignale sowie Prognosemodelle für den zu erwartenden Regelenergiebedarf gesteuert
 werden. Dazu wird ein Steuerungskonzept für die gesamte Anlage entwickelt, welches
 automatisiert eine wirtschaftliche Betriebsweise unter den technisch möglichen
 Rahmenbedingungen erlaubt.
 Die Übertragbarkeit auf andere Biogasanlagen und zugleich die größtmögliche
 Wirtschaftlichkeit im Rahmen der neuen Direktvermarktungsinstrumente sind das Ziel des
 Projektes.