Lehrziel ist es, die Studierenden in die Lage zu versetzen, die Probleme und Potenziale konkreter Situationen zu erkennen, daraus richtungsweisende planerische Fragestellungen abzuleiten und diese Fragen mit den Mitteln des konzeptuellen städtebaulichen Entwurfs zu beantworten. Raumproduktion soll anhand aktueller Aufgabenstellungen als ganzheitliche, transdisziplinäre Auseinandersetzung erfahren und als gestalterische Herausforderung einschließlich Teil der Lehrveranstaltung.
Inhalt der Lehrveranstaltung: ihrer sozialen, ökonomischen, ökologischen und prozessualen Implikationen verstanden werden. Die Vermittlung adäquater Analyse-, Planungs- und Darstellungsmethoden ist wesentlicher
Jeder zweite Mensch lebt in der Stadt ... und was ist mit der anderen Hälfte?
Im Umkreis von Großstädten ist ein Prozess im Gange, der Kleinstädte zunehmend unter Druck setzt. Durch die geografische Nähe zu den großen urbanen Zentren werden wichtige Funktionen wie Arbeiten, Bildung, Gesundheit oder Einkaufen zunehmend von diesen übernommen. Die Kleinstädte verlieren dadurch mehr und mehr ihre Funktion und Identität.
Kann man in Zeiten der ortsunabhängigen Kommunikation und Dienstleistungen diesen Prozess aufhalten? Wie können Kleinstädte unterstützt werden, um ihnen ihre Funktionalität zurückzugeben oder sich neu zu definieren? Was sollten Kleinstädte anbieten, damit eine langfristige und nachhaltige Entwicklung möglich wird?
Forschungsgegenstand:
Diese Semesterarbeit beschäftigt sich in einer Fallstudie mit der mittelitalienischen Kleinstadt Capranica. Capranica hat rund 6.000 Einwohner und liegt zwischen zwei Ballungszentren ¿ Rom (ca. 3 Millionen Einwohner) in 50 km Entfernung und Viterbo (ca. 70.000 Einwohner), das 25 km entfernt ist. In den vergangenen 20 Jahren hat in Capranica ein Strukturwandel stattgefunden, nicht zuletzt durch veränderte ökonomische Bedingungen: Die lokale Baubranche, ein wichtiger Wirtschaftszweig, ist im Niedergang begriffen. Industrie- und Gewerbebetriebe wurden geschlossen. Die Zahl der Pendler hat stark zugenommen.
In einer eingehenden Standortanalyse von Capranica - im Kontext mit den beiden Ballungszentren ¿ sollen auch Faktoren wie historische Identität und geografische Lage untersucht werden. Im Anschluss sollen die bestehenden Qualitäten des Ortes als Grundlage für die Projektarbeiten identifiziert werden. Es soll sich um keine klassischen Städtebauprojekte mit nur baulichen Maßnahmen, sondern vielmehr um eine Reihe von Interventionen handeln. Diese Interventionen sollen dazu beitragen, durch die Nutzung vorhandener Potenziale eine neue soziale Identität und ökonomische Realität zu schaffen. Schlüsselbegriffe wie Umnutzung, Umwidmung, Umdenken, Anpassung, Revitalisierung, aber auch Partizipation, Kooperation und Koexistenz sollen hier ein Denkanstoß sein.