Kristallin: Ergründung und Argumentation mit ¿Computational Objects¿
WAS // Im Paradigma des ¿Computational Modeling¿ geraten Begründung, Argumentation, und Objektivität in ein komplexes Beziehungsgeflecht: Errechnete Modelle sind ebenso projektiv wie reflexiv, ebenso analytisch wie synthetisch. Wie lässt sich dieser Situation begegnen? Der französische Philosoph Michel Serres schlägt vor, der Repräsentation und dem Modellieren ein ¿Kommunikatives Apriori¿ voranzustellen, welches er das ¿transzendentale Objektive¿ nennt. Dieser philosophische Vorschlag steht im Zentrum dieses Seminars. Wir wollen erkunden was es heißen würde, im architektonischen Denken mit Begriffen umzugehen die, wie Serres vorschlägt, als Spektrum anstatt als Form funktionieren. Wir wollen versuchen zu extrapolieren, wie sich dieser Perspektivenwechsel (von Form zu Spektrum) auf zentrale Begriffe wie ¿Objekt¿, ¿Typ¿, ¿Kategorie¿, ¿Klasse¿, ¿Generalisierung¿, ¿Abstraktion¿, ¿Schema¿, ¿Diagramm¿ auswirkt, und wir wollen herausfinden, was damit für die Klärung von Begriffen wie ¿Produkt¿, ¿Artikel¿, ¿one-of-a-kind¿, ¿generisch¿, gewonnen werden könnte.
WIE // Komplementär dazu wollen wir uns einerseits einige Schlüsselmomente in der Geschichte der Architekturtheorie anschauen und auseinanderzulegen versuchen, wie das architektonische Objekt bisher im theoretischen Diskurs ¿angesprochen¿ worden ist. Wir folgen dabei der spekulativen Annahme, dass jede neue ¿Ansprache¿ jeweils ein ¿neues Apriori¿ eingeführt hat. Zum Beispiel, und vorschlagsweise: Vitruv und das ¿Verhandlungs-Apriori¿, Alberti und das ¿Repräsentations-Apriori¿, Corbusier und das ¿Mobilitäts-Apriori¿.
Andererseits wollen wir in der gegenwärtigen Architektur Instanzen solcher ¿Computational Objects¿ herausfiltern, die in einer Art Lexikon kompiliert werden sollen. Jeder Studierende wird ein solches Objekt auswählen und in wiederholten Kurzpräsentationen der Klasse vorstellen, wie sich sein/ihr Objekt am interessantesten ¿ansprechen¿ ließe ¿ so dass sich auf der Basis dieser Anspreche ein Argument bilden lässt. Übergeordnetes Ziel dieses Kurses ist es, für solche ¿Argumente¿ ein passendes Format zu entwickeln.
KURS MATERIAL // Es wird eine Auswahl an Artikeln, Buchauszügen und online Vorträgen bereitgestellt. Eine wöchentliche Vorbereitung von ca 20-30 Seiten Text wird für die Teilnahme an diesem Seminar vorausgesetzt. Die Vorlesung ¿Von Form zu Spektrum: das ¿Computational Object¿ in Design und Philosophie¿ wird weitgehend komplementäre Inhalte zu diesem Seminar thematisieren; der Besuch dieser Vorlesung wird sehr empfohlen, aber nicht vorausgesetzt.
GÄSTE // Während des Semesters werden verschiedene Gäste, die mit dem Theorie-Labor für angewandte Virtualität am CAAD Lehrstuhl der ETH Zürich assoziiert sind, eingeladen zu Referaten. Sie stellen aus einem breiten Spektrum an aktueller Forschung in der Architektur jeweils ihr eigenes ¿Computational Object¿ vor. www.appliedvirtualitylab.wordpress.com // www.caad.arch.ethz.ch
Beginn 13.10. 16-18h
Seminarraum Architekturtheorie
FINAL EXAM // Die Teilnehmenden erhalten ihre ECTS Punkte nach der Präsentation einer abschließenden Darstellung und Besprechung ihres ¿Argumentes¿.
Reading assignment for October 28: Theory of the Quasi-Object (Michel Serres, from: Parasite 1980, p. 224-34).
https://appliedvirtualitylab.files.wordpress.com/2014/04/the-parasite.pdf
Assignment for November 20:
https://appliedvirtualitylab.files.wordpress.com/2015/10/assignment-for-nov-10.pdf
Wolfgang Ernst, Experimenting with Media Temporality: https://appliedvirtualitylab.files.wordpress.com/2015/10/ernst_experimenting-with-media-temporality.pdf
Vera Bühlmann, Generic Mediality: https://appliedvirtualitylab.files.wordpress.com/2015/10/buehlmann_generic-mediality.pdf
ADDITIONAL READINGS
Jean-Luc Nancy, “Myth, Interrupted” in The Inoperative Community (1986)
https://appliedvirtualitylab.files.wordpress.com/2015/10/jean-luc-nancy-myth-interrupted-2.pdf