Technologie verändert Architektur und nach kurzer Zeit wirkt Architektur ihrerseits verändernd auf die weitere Technikentwicklung zurück. In diesem permanenten Austauschprozess verändern sich die Konzepte der Architektur. Unabhängig von ihrer ideologischen Basis folgen alle Techno-Utopien der Vorstellung, dass Fortschritte in Wissenschaft und Technologie unweigerlich dazu führen gewisse utopische Ideale zu verwirklichen. Im Seminar werden Projekte untersucht, die entweder eine Technologie utopisch weiterdenken oder versuchen sie beispielhaft konsequent für Ziele der Architektur einzusetzen. Beginnend mit den 1960er Jahren begannen elektronische Technologien, entstanden aus Automation und Kybernetik, die Konzepte der Architektur tiefgreifend zu verändern. Zur scheinbar alles ermöglichenden Utopie-Maschine wurde der Computer. Welche Techniken und Technologien formierten die Architektur des Pop-Age bis Heute? Welche soziokulturellen Genres für die Neuentwicklung von Architektur-Konzepten wurden und werden damit gegründet? Oder anders formuliert, welche Ziele kulturelle und soziale versuchen Architekturschaffende mit ihren Konzepten zu erreichen?
Architektur überschreitet immer die Grenzen der eigenen Disziplin. Das Seminar diskutiert ihre Bezüge zu sozialem Leben, Kunst, Wissenschaft, Philosophie und vor allem Technik. "... entdecken wir, daß Gebäude, die einmal die Energiebedingungen von Hitze, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit kontrolliert haben, im Endeffekt Maschinen waren, weil Maschinen Energie verarbeiten und kontrollieren. All jene Maschinen, die wir irrtümlich 'Gebäude' nennen, sind jetzt ersetzt worden durch Maschinen, die wir als solche erkennen. ... das Verschwinden der immer unökonomischer werdenden 'Behausung' oder anders gesagt, der langsamen Phase der Maschinerie, da ihre Funktion von Hochgeschwindigkeitsmaschinen übernommen werden, die die gewünschten Umweltbedingungen hervorbringen ... mit immer geringeren Kosten und personellem Aufwand." Buckminster Fuller, 1969 "Haus, Wohnmaschine und Veranda auf Rädern" Organisation und Infrastruktur, Konstruktion und Produktion sowie Ästhetik charakterisieren üblicherweise die Beziehung von Architektur und Technologie. Da Architekten technische Belange weder mitentwickeln noch im Detail verstehen, verlagerten sie ihre Zuständigkeit auf den Bereich der ästhetischen Organisation. Dabei gelingt es in Ansätzen, die Mensch-gemachte-Natur, die gebaute Umwelt, ästhetisch zu strukturieren und damit Natur implizit zu beschreiben. Wie das zu geschehen hat, wird in den Prinzipien von Organisation und Ästhetik, was zu geschehen hat, in den Prinzipien von Infrastruktur und Konstruktion, je nach Zeitgeist neu gewichtet und neu zugeordnet.
Literatur zum Semesterthema:
Mark Weiser, The Computer for the 21st Century (paper, web)
Scott McQuire, Meredith Martin and Sabine Niederer, Urban Screens Reader, Institute of Network Cultures
Christian Van 'T Hof, Floortje Daemen, Rinie Van Est, Check in / Check out / druk 1: International Edition - Public Space as an Internet of Things, Nai Uitgevers/Publishers
Christoph Kronhagel, Mediatektur, Springer
Heinz Nagler, Riklef Rambow, Ulrike Sturm (Hrsg.), Der öffentliche Raum in Zeiten der Schrumpfung, Leue Verlag
Mark Shepard, Sentient City: Ubiquitous Computing, Architecture, and the Future of Urban Space, The MIT Press
Ruedi Baur, Meine, deine schönste Stadt der Welt: Merkmale urbaner Lebensqualität, Lars Müller Publishers
Petra Kempf, You Are the City: Observation, Organization and Transformation of Urban Settings, Lars Müller Publishers
Peter Noever, Ai Weiwei, Urban Future Manifestos, Hatje Cantz
Oliver Frey, Florian Koch, Positionen zur Urbanistik I+II: Gesellschaft, Governance, Gestaltung, LIT