© Michael Hansmeyer
Das Grotesque in Kunst und Architektur steht für das Seltsame, Fantastische, für Mischwesen zwischen Natur und Kunst. Unsere heutige Situation als Architekten ist ähnlich paradox: Mit digitalen Werkzeugen sind wir inzwischen in der Lage, Dinge zu konstruieren und zu bauen, die wir uns kaum vorstellen, geschweige denn zeichnen können.
Vor mehr als 100 Jahre postulierte Adolf Loos in einer Wiener Vorlesung, Ornament ist Verbrechen. Heutige Fabrikationsmethoden befreien das Ornament von solchen sozialen Vorbehalten: Maßgeschneiderte, individuelle Komponenten bedeuten keinen Mehraufwand mehr.
Während die Moderne die glatte, hermetische, seriell kostengünstig herstellbare Fläche proklamierte, untersuchen wir in diesem Kurs das Gegenteil. Wir suchen nach einer Architektur, die uns Reibungsfläche zur Kommunikation bietet und all unsere Sinne anspricht. Die Frage lautet: Wie manifestiert sich eine Architektur deren Oberfläche sich endlos mit dem Raum verzahnt und über eine Auflösung an räumlichem Detail verfügt, das die Grenzen unserer Wahrnehmungsfähigkeit übersteigt?
Dafür entwerfen wir nicht das Objekt selbst, sondern algorithmische Prozesse, die die Form artikulieren. Die Ergebnisse werden uns überraschen, unsere Neugierde wecken, uns zum Staunen bringen und sich jeder Kategorisierung entziehen: Beautifully Grotesque.
Die Lehrveranstaltung soll Einblicke in prozeduralem Entwerfen ermöglichen und Grundlagen von algorithmischem Design, algorithmischer Geometrie und digitalen Fabrikationstechniken vermitteln. Der Kurs sensibilisiert die Studenten hinsichtlich Ornament, Oberflächenstrukturen und 3-dimensionalen Kompositionsprinzipien in Architektur. Neben dem Erlernen von technischen Wissen trainieren die Studenten ihre Fähigkeit zu abstraktem Denken im Entwurf. Sie erhalten die Möglichkeit einen kritischen und informierten Standpunkt hinsichtlich des Potentials und der Grenzen von Informationstechnologie im Design zu entwickeln.