259.447 Großes Entwerfen Beyond Accidentism
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2016S, UE, 8.0h, 10.0EC

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 8.0
  • ECTS: 10.0
  • Typ: UE Übung

Ziele der Lehrveranstaltung

Photo: Klaus Marschallinger, Projekt aus dem vorigem Semester von Stephanie Reißmann und Alexandra Parger

Der Zufall ist komplizierter als jedes andere philosophische, semantische und mathematische Konzept. Er vermittelt keine Gewissheit und bietet eine unendliche Quelle an Freiheit. (Zdenek Sýkora)

Zufällige Strukturen weisen nicht nur überraschende Charakteristika und Eigenschaften auf, Zufall produziert Varianz und Lebendigkeit. So empfahl Joseph Frank etwa in seinem antifunktionalisitischen Aufruf eine Umgebung derart zu gestalten dass sie zufällig wirke und eine lebendige und natürliche Atmosphäre ausstrahlt.

Der Zufall wurde in den letzten Jahrzehnten nicht nur als Entwurfsmethode und ästhetisches Ideal sondern auch als organisatorisches und strukturelles Prinzip untersucht. (Beispiele dafür sind u.a. Manfred Plotteggs auf Zufall basierende Organisationseinheiten oder Sou Fujimotos "zusammen gewürfelte" Gebäude.) Diesen und anderen verwandten Ansätzen liegen unterschiedlichste Bedürfnis zugrunde, so ging es darum die Rolle des Autors in Frage zu stellen oder Denkmuster und vorgegebene Hierarchien und Ordnungen zu kritisieren. In jedem Fall wird der Zufall als Mittel zu Komplexität und Varianz verstanden. Ähnlich wie in der Natur Zufallsfluktuationen von Rahmenbedingungen immer neue Varianten und Spielarten hervor bringen, so wurde der Zufall in der Architektur als "kreativ" und produktiv gesehen. 

Inhalt der Lehrveranstaltung

Wir werden uns in diesem Entwerfen weniger um den Zufall kümmern, sondern um die Möglichkeit diesen durch Strategien die auf Wahrscheinlichkeit beruhen zu instrumentalisieren. Es geht darum den Zufall als präzises jedoch nicht deterministisches Entwurfswerkzeug zu erkunden, welches emergente Räume und Strukturen hervorbringen kann.

Aktuelle Computergestützte Werkzeuge erlauben uns dabei eine erhöhte Präzision und Auflösung unserer Untersuchung von emergenten Prozessen. Wir werden lernen "zufällige" Ergebnisse solcher Prozesse zu beeinflussen und für unsere Zwecke vorherzusagen ohne sie zu bestimmen oder zu fixieren.

Für die architektonische Produktion bedeutet das eine neue Art des Entwerfens - nämlich Design durch Prognose. Greg Lynn hat diese Tendenz bereits 1998 vorhergesehen als er "wahrscheinliche" Geometrien beschrieb. Er unterscheidet dabei 3 Arten von Geometrien, die exakten (oder eidetischen) welche eindeutig sind und wiederholbar (zB der Quader, die Pyramide); die anexakten welche präzisen Regeln folgen aber sich innerhalb dieser frei entwickeln (zB lebendige Organismen wie der Embryo) oder die inexakten. Letztere sind nicht nur komplex, ihre Konturen können nicht beschrieben werden. Sie folgen keinen einfachen offensichtlichen Regeln sondern wirken völlig zufällig.

Wir werden auch dieses Semester den experimentellen Charakter der bisherigen Entwerfenkurse fortführen. Dabei wird unsere Methode die Serendipität sein. (Der Begriff bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist. - Wikipedia)

Die Teilnehmer des Kurses werden 3-dimensionale, höchst detaillierte und sublime Strukturen und Formationen zu entwerfen, die emergente performative und ästhetische Qualitäten aufweisen, und sich als zukünftige Bausysteme denken lassen. Aufgabe ist es eine individuelle Entwurfs- als auch Herstellungsmethode zu entwickeln, welche Design und Materialisierung unmittelbar verbindet und in welcher ausgewählte Parameter und selbstbildende ¿zufällige¿ Charakteristika "kultiviert" werden können. Der jeweilige Formierungsprozess soll dabei eine inherente Variabilität und manipulierbare Zufälligkeit aufweisen.

Im Rahmen Der LVA werden Workshops zu digitalen Simulations- und Formfindungsmethoden sowie Arduino angeboten. Vorkenntnisse sind erwünscht jedoch nicht verpflichtend. Das Interesse, sich mit der Verschränkung von digitalen und analogen Methoden zu beschäftigen, wird jedoch vorausgesetzt. Studierenden, die sich über das Angebot an Workshops hinaus im Scripting weiter entwickeln wollen, bieten wir konzeptionelle und technische Unterstützung an.

Korrektur findet jeweils Freitag ab 10:00 statt. Angebotene Workshops finden jeweils ab 14:00 statt. Beginn ist der 11.03.2016 um 10:00 Uhr im Seminarraum von a-theory.

Weitere Informationen

Links zu Kristina Schinegger und Stefan Rutzinger:
soma architecture
Bartlett MArch Unit 15 

Link zu Christoph Müller:
mueller-christoph

Vortragende Personen

Institut

Bewerbung

TitelBewerbungsbeginnBewerbungsende
Gr. Master - Entwerfen19.02.2016 08:0023.02.2016 23:59

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 443 Architektur Gebundenes WahlfachSTEG
Lehrveranstaltung erfordert die Erfüllung des Studieneingangsgesprächs STEG

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Sprache

Deutsch