»Baukunst oder Revolution«
Die Architektur als demokratische Emanzipation – Reloaded
»Baukunst oder Revolution« lautete Le Corbusiers berühmtes Schlußwort in seinem Buch Kommende Baukunst (bzw. Ausblick auf eine Architektur) von 1923 – dem er hinzufügte, dass sich die Revolution vermeiden läßt. Le Corbusier vertrat dabei die Überzeugung, dass sich schon durch eine Modernisierung des Bauens sozialen Unruhen eindämmen ließen. Gleichzeitig hielt er fest, dass es ihm um technische, und nicht um politische Fragen gehe.
Wähend noch nach dem WK II zahlreiche eurpäische Länder von faschistischen oder kommunistischen Diktaturen beherrscht waren, wandelte sich dieses Bild in den 1970ern und 1980ern radikal. Mittlerweile stellt, trotz aller Unkenrufe, die repräsentative Demokratie eine nahezu globale Erfolgsgeschichte dar – und mit ihr eine ihrer wichtigsten Institutionen, das Parlament. Zu diesem Bild gesellen sich zahlreiche Nicht-Regierungs-Organisationen und supranationale Einrichtungen.
Auf der anderen Seite wächst das Bewußtsein für eine Form von Demokratie, die sich im öffentlichen Raum und in den sozialen Medien artikuliert. Interessanterweise bleibt jedoch, allen Debatten zum Trotz, eine politische Theorie und Philosophie weitgehend aus dem architektonischen Diskurs ausgespart. Welche Erkenntnisse könnte also eine nähere Betrachtung von Autoren – von Hardt & Negri bis Rancière, von Arendt bis Hayek – gezogen werden? Und: Was könnte die Rolle der Architektur innerhalb dieser, doch recht unterschiedlichen Artikulationsformen der Demokratie sein? Fragen wie diese werden im Zentrum des Seminar stehen.
Das Ziel dieses Seminars ist das Verfassen einer Bachelorarbeit oder eines wissenschaftlichen Essays. Die jeweiligen Forschungsfragen werden dabei in Zusammenarbeit mit den Vortragenden ausgearbeitet. Des weiteren werden Studierende mit den Prinzipien einer akademischen Diskussion, sowie der wissenschaftlichen Argumentation und Recherche vertraut gemacht.
Die Lehrveranstaltung wird aufgrund der Literatur zweisprachig sein (Englisch optional). Ein detailliertes Programm wird zu Semesterbeginn bekanntgegeben. Während die eine Hälfte aus der Diskussion relevanter Literatur besteht, gliedert sich die andere in drei Teile.
a) Begleitete Recherche und Finden einer Forschungsfrage
b) Eigenständige Recherche und Schreiben einer wissenschaftlichen Kurzdarstellung (Abstract)
c) Zwischenpräsentation (in Form eines Referats) zum Stand der Dinge, Konstruktion des Argumentes und Erarbeiten der schriftlichen Arbeit