Retrofit Gemeindebau 3.0
260.841 Entwerfen Master; 8.0 hrs / 10 ECTS; WS 2023-24; FB Städtebau, TU Wien
Betreuung: Andreas Hofer, Wolfgang Gerlich, Andrea Überbacher
Kontext
Die Transformationsprozesse der Europäischen Stadt werden u.a. von wandelnden Anforderungsprofilen ihrer BewohnerInnen, demografischen Entwicklungen und vielschichtigen urbanen Lebensformen sowie den Konsequenzen des Klimawandels und einer maximalen Ressourcenschonung geprägt. Dabei sucht ein zukunftsfähiger Städtebau, die Aktionsfelder „Stadterweiterung“ und „Stadterneuerung“ klug miteinander zu verknüpfen und im Sinne der sozial gerechten Stadt zu agieren.
Mit einem Verständnis von „Wachstum als qualitätsvolle Innenentwicklung“ erlangt die (Neu-) Organisation des städtischen Raumes große Bedeutung für die Lebensqualität, Nutzbarkeit, Gesundheit und das Wohlbefinden der BewohnerInnen. Dazu kommen stets höhere Anforderungen an die nachhaltige Stadt im Bereich Klima, Mobilität, soziale Kohäsion, Resilienz, Ernährungssouveränität, lokale Ökonomie und Biodiversität. All diese Ansprüche verknüpfen und verdichten sich in einem „proof of concept“ auf der Ebene des Stadtquartiers, im „Grätzl“.
Das Entwerfen Retrofit Gemeindebau 3.0 stellt sich den Anforderungen der Transformation der Bestandsstadt
im Kontext des Programms „WieNeu+“ an mehreren Standorten von Gemeindebauten im 2. und 20. Bezirk in Zusammenarbeit mit Wiener Wohnen und weiteren lokalen Stakeholdern.
Inhalt und Ziel des Entwerfens
Der Begriff „Retrofit“ bedeutet generell, gealterte Strukturen mit Zukunftspotenzial durch gezielte Interventionen zukunftsfit zu machen. Im Städtebau sind damit Interventionen im Sinn von Erneuerung und Nachrüstung von Gebäuden, Freiräumen und öffentlichen Räumen unter größtmöglicher Beibehaltung der vorhandenen städte-baulichen und sozialen Strukturen verstanden.
Ziel des Entwerfens ist es demnach, modulare räumliche „Retrofitting-“ Strategien zur architektonischen, ökologischen und sozialen Transformation für ein Ensemble von Gemeindebauten der Nachkriegsmoderne im Quartier „WieNeu+ Grätzl 20+2“ zu entwickeln.
Neben der räumlichen Komponente ist die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Potenzialen sowie den Bedürfnissen und Interessen der Akteur:innen, Wissenträger:innen und Grätzl-Bewohne:innen ein wichtiger Bestandteil des Entwerfens. Dazu werden im Zuge des Entwerfens intensive Dialoge mit diesen Stakeholdern organisiert und geführt. Dies soll zu einer partizipativen Gestaltung des Entwurfsprozesses für kreative Retrofitting- Transformationsprozesse beitragen.
Forschungsinitiative „Retrofit_Wien“
„Retrofit_Wien“ (FB Städtebau TU Wien [städtebau.at], Plansinn [plansinn.at] und MIA - Metropolitan Innovation Action[metropolitaninnovationaction.com]) ist eine integrative Initiative für die Erneuerung von Gemeindebauten an der Schnittstelle zwischen Forschung und Lehre, die seit 2019 zahlreiche Forschungs- und Entwurfsprojekte sowie Publikationen, Vorträge und Workshops umfasst.
Das Entwerfen Retrofit Gemeindebau 3.0 wird in Kooperation zwischen „Retrofit_Vienna“ und dem Team der Koordinationsstelle WieNeu+ von Wiener Wohnen, dem Eigentümer der Gemeindebauten und knüpft inhaltlich an zwei frühere Semesterentwerfen miot analogen Inhalten an (2021-22, 2019-20).
Standort „WieNeu+ Grätzl 20+2“
WieNeu+ ist ein Stadterneuerungs-Programm der Stadt Wien und wurde 2021 ins Leben gerufen:
„Es soll dazu beitragen, Grätzl klima- und zukunftsfit zu machen. Stadterneuerung umfasst dabei alle Aspekte, die das Leben in der gebauten Stadt ausmachen: Gebäude, den öffentlichen Raum sowie die Menschen, die dort leben und sich an den Prozessen und Projekten beteiligen.“ https://wieneuplus.wien.gv.at/ueber-wieneuplus
Nach dem Pilotprojekt Innerfavoriten (2021-22) startete im Jänner 2023 das „Projektgebiet Grätzl 20+2“ im Umfeld des Nordwestbahnhof-Areals an der Schnittstelle der beiden Bezirke Brigittenau und Leopoldstadt (siehe Projektgebiet https://wieneuplus.wien.gv.at/graetzl20plus2).
In diesem Gebiet stehenolgende ftypologisch heterogene Gemeindebauensembles aus der früheren Nachkriegszeit zur Diskussion, die gut erschlossen sind und große Potenziale für kreative Retrofitting- Transformationsprozesse aufweisen (die definitive Auswahl wir in Kürze getroffen):
• Pappenheimgasse 29; 1965-1967; 126 Whg.
• Anton-Schmid-Hof; Pappenheimgasse 31; 1964-1966; 208 Whg.
• Karl-Michal-Hof; Brigittaplatz 9; 1951; 145 Whg.
• Wallensteinstraße 68-72; 1957-1959; 174 Whg.
• Otto-Haas-Hof; 1924-1926; 264 Whg.
• Gerlhof; 1930-1931, 358 Whg.
Didaktik
Der Entwurfsprozess besteht aus folgenden Komponenten:
• Auseinandersetzung mit dem Begriff „Retrofitting“, mit den aktuellen Zielformulierungen der Wiener Stadtentwicklung sowie des Eigentümers Wiener Wohnen darauf basierend eine umfassende analytische Interpretation der Standortqualitäten der Standorte der 6 (5) Gemeindebau-Ensembles und ihrem umgebenden stadträumlichen Kontext
• Formulierung von Entwicklungszielen im Dialog mit Fokus- und Akteur:innengruppen für das gewählte Ensemble
• Prozessorientierte Erarbeitung und Ausarbeitung von Projekten zur Retrofitting- Transformation des jeweiligen Ensembles an den Schnittstellen zwischen Städtebau, Freiraumplanung und Wohnbau
Timing / Ablauf
Der Rhythmus des Entwurfsprozesses wird von geblockten Intensivphasen geprägt; zusätzlich gibt es jeweils den Dienstagvormittag 09.00 – 13.00 als fixen Besprechungs- und Korrekturtermin (Änderungen, Anpassungen vorbehalten). Folgende Termine stehen bereits fest:
Di 03. Oktober 2023 09.00 – 13.00 Einführung in das Entwerfen
Thema / Inspiration / Interpretation - Oktober 2023 (Wochenrhythmus und punktuelle Workshops)
• Thema + Inspiration + Backgrounds
• Analyse „Retrofit“, Literatur und „good practice”
• Exkursionen Begehungen – Gemeindebau Ensembles Wien im „WieNeu+ Grätzl 20+2“
Di 10. Okt 09.00 – 13.00 Korrekturgespräch
Do 12 Okt 09.00 – 13.00 Workshop mit Wiener Wohnen
Di 17. Okt 09.00 – 13.00 Korrekturgespräch
Do 19 Okt 09.00 Workshop ganztags
Di 24 Okt 09.00 – 13.00 Korrekturgespräch
Konzeptphase - Oktober, November 23 - (Wochenrhythmus und punktuelle Workshops)
• Potenziale + Interpretation der potenziellen Standorte
• Ziel- und Konzeptformulierung
Di 31. Okt 09.00 – 13.00 Korrekturgespräch
Di 07. Nov 09.00 – 13.00 Korrekturgespräch
Di 14. Nov 09.00 Workshop ganztags
Do 16. Nov 09.00 Workshop ganztags
Di 21. Nov 09.00 -.13.00 Korrekturgespräch
Alle weiteren Termine im Wochenrhythmus jeden Di 09.00-13.00
Zusätzliche Workshops tbd.
Entwurfsprozess - November, Dezember 23 - (Wochenrhythmus und punktuelle Workshops)
• Projektformulierung und -definition
Priorisierung / Fokussierung / Konsolidierung / Konkretisierung
Entwurfsprozess - Jänner (Wochenrhythmus) / Februar 2024 (individ. Termine bei Bedarf)
• Projekt_ Ausformulierung und _Darstellung der Lösungsansätze
Projekt_Darstellung und Präsentation: 1. Woche im März 2024
Erwartete Vorkenntnisse
Städtebauliche Grundlagen und Entwurfskompetenz aus dem Bachelorstudium
Verpflichtende Voraussetzungen
Positive Absolvierung des Städtebau Studio und Zulassung zum Masterstudium
Angewandte Lehr- und Lernformen und geeignete Leistungsbeurteilung
Entwurfsübung mit begleitender Fachbetreuungen aus spezifisch relevanten Disziplinen, prüfungsimmantente
Übung (städtebaulicher Entwurf) im Teamwork (2 Studierende).
Lernergebnisse
Nach positiver Absolvierung des Entwerfens sind die Studierenden in der Lage komplexe Entwurfsaufgaben der Stadttransformation eigenständig, systematisch und mit originärem, zeitgemäßen Entwurfsansatz in einer präzisen gestalterischen Sprache zu bearbeiten. Sie haben die Kompetenz, Handlungsfelder im urbanen Kontext zu erkennen, städtebauliche Lösungsansätze zu entwickeln diese in Form von Strategie- Entwurfs- und Detailplänen umfassend darzustellen und zu präsentieren.
TeilnehmerInnen 25 Studierende Master Architektur
Betreuung Andrea Überbacher, Wolfgang Gerlich und Andreas Hofer; Tutorinnen: Laura Sanchez, Anna Till
Sonstige Informationen
Das Entwerfen läuft parallel zum Modul „Entwicklungs- und Projektsteuerung“ im WS 2023-24.
Die wechselseitige Teilnahme wird empfohlen, ist jedoch nicht Voraussetzung!
Das Entwerfen ist eingebettet in eine Forschungsinitiative zum Thema „Retrofitting, Transformation der Nachkriegsmoderne in Wien“.
Andrea Überbacher andrea.ueberbacher@tuwien.ac.at www.metropolitaninnovationaction.com
Wolfgang Gerlich gerlich@plansinn.at www.plansinn.at
Andreas Hofer andreas.hofer@tuwien.ac.at www.stb.tuwien.ac.at
Institut für Städtebau, Landschaftsplanung und Entwerfen, FB Städtebau, TU Wien; +43-1-58801-26017
Plansinn, Planung und Kommunikation, 1040 Wien
MIA, Metropolitan Innovation Action, 1010 Wien