Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage
- das parallele, teilweise vergessene Erschießungssystem im städtischen Gefüge wahrzunehmen, thematische, stadtmorphologische, freiraum- und bebauungstypologische Aspekte zu analysieren und entwerferisch aufzugreifen
- öffentliche und halböffentliche Stadtraumabfolgen als qualitative Chance bei der Entwicklung einer künftigen „Stadt der kurzen Wege“ zu begreifen
- Grade der Öffentlichkeit im Stadtraum (öffentlich, halböffentlich, privat), rechtliche Fragen in Bezug auf Zugänglichkeit und Nutzung sowie Nutzungsrhythmen und Nutzungskonflikte analytisch wahrzunehmen
- die mikroklimatische Komponente der „Wiener Schleichwege“ als Mehrwert einer zeitgenössischen Interpretation von bekannten und unbekannten bzw. erst zu schaffenden Stadtraumabfolgen wahrzunehmen und sinnlich-atmosphärischen Qualitäten (Akustik, Materialkultur etc.) zu integrieren, konzeptuell zu entwickeln und im Entwurf zu integrieren.
Am Beginn des Entwerfens steht die Erkundung dieses vielfältigen, parallelen Erschließungssystems in mehreren zentralen Stadtgebieten (Bezirke 1-9) begleitet von einer vertieften thematische Analyse. Stadtraumabfolgen und städtebauliche Potenziale im Sinne der ‚Stadt der kurzen Wege’ werden im Entwurf genauso eine Rolle spielen wie rechtliche Fragen, Nutzungsrhythmen, mikroklimatische Aspekte und die sinnlich-atmosphärischen Qualitäten der „Geheimgänge“.
11.3.21 Kickoff 25.3.21 Thematische Analyse und Annäherung15.4.+22.4.21 Präsentation thematische Analyse29.4.21 voraussichtlich Exkursion 9-16:00 (6.5. Ausweichtermin Nachmittag) 6.5.21 Korrektur20.5.21 Korrektur27.5.21 Zwischenpräsentation (evtl. Freiluft) mit Gastkritiker_innen10.6.21 Korrektur17.6.21 Korrektur24.6.21 Endpräsentation mit Gastkritiker_innen
Spaziergangwissenschaft
Nutzungsbeobachtungssessions
Impulsvorträge und offenes Atelier
Arbeit vor Ort (falls die Coronaverordnungen dies zulassen)
Dialogische Formate mit ExpertInnen
Betreuung und Begleitung von Konzeptentwicklung und Detailebene
Kommunikations- und Projektmanagement
Die Lehrveranstaltung findet hybrid statt: wir starten digital und sofern es trotz Corona möglich ist, machen wir später analog weiter.
Hintergrund
„Durchhäuser“ sind eine Wiener Rarität und eine touristisch wie wissenschaftlich kaum erschlossene Besonderheit – ein Geheimtipp gewissermaßen. Denn das Durchhaus diente in der Regel als Abkürzung zwischen zwei parallel verlaufenden Straßen, welches von zwei oder mehr Seiten zugänglich ist. Heute öffnen sich dahinter meist Innenhöfe, in denen manchmal Geschäftslokale und Gaststätten untergebracht sind. Dieser „Weg der Eiligen“, wie man in Wien noch Mitte des 20. Jahrhunderts die über 100 „Geheimgänge“ nannte, ist leider vielfach in Vergessenheit geraten und/oder von den Eigentümern abgesperrt. Viele charmante Wiener Stadtpassagen harren der Neuinterpetation und entwerferischen Weiterentwicklung! Gerade in Zeiten der Klimaerwärmung und Verkehrswende gilt es, diese vergessene „Stadt der kurzen (und schönen) Wege“ wieder zu entdecken.
Eintrag in Wien Geschichte Wiki:
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Durchhaus
Durchhäuser und Durchgänge der Inneren Stadt um 1865:
https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/image.xhtml?id=HRXOzAE+BrRYvZ/KA61fV+M0+8OkdD4Jp25sfgC2ACs1
Von den jeweiligen Kleingruppen wird eine fundierte thematische wie räumliche Analyse wie ein Entwicklungskonzept für ausgewählte Stadtpassagen und konkrete und objektplanerische Ideen für die Freiraumpotenzierung und die Aufwertung bestehender Gebäudestrukturen erwartet.