„Die Geste der Stilllegung. Eine Option für Widerstand?“
Das künstlerische Projekt wird konkret in die urbane Praxis eingreifen: Es startet direkt zu Beginn des Semesters mit der Teilnahme an Claudia Bosses urbaner Intervention „Explosion der Stille“ (http://www.theatercombinat.com/projekte/silentchorus/explosionderstille.htm).
Diese praktische Erfahrung wird ergänzt durch einen Überblick über wesentliche aktuelle Positionen von KünstlerInnen, die mit dem Format von Performance arbeiten (u.a. Marina Abramovic, Tino Seghal, Alexandra Perici, Anne Imhof, Joseph Beuys) und dabei gesellschaftliche Veränderungen anstreben. Diese bilden die Grundlage für die Entwicklung einer eigenen urbanen „Geste“ in Bezug auf folgende Thematik:
Der Überproduktion von Kunst und engagierten urbanen Projekten in Städten (im Gegensatz zu einer Unterproduktion im ländlichen/ regionalen Raum), sie behandeln die aktuelle Stadtentwicklungen kritisch und stehen einer wachsende Unterrezeption entgegen. Die neoliberale Stadtentwicklung nutzt künstlerisch-urbane Interventionen oft nur für Standortmarketing, um den permanenten Wettkampf der Städte oder die Aufwertung von bestimmten Vierteln voranzutreiben. Das Ziel dieser urbanen Kunstprojekte ist oft das Schaffen eines ausgewogenen sozialen Miteinanders verschiedener Gesellschaftsschichten und das Propagieren von Gemeinwohl. Dieses wird jedoch gegenüber Investoreninteressen meist hintan gestellt und das Engagement der KünstlerInnen und „urban practitioners“ findet kaum Eingang in einen Planungsprozess. Die Diskrepanz zwischen der Begeisterung der Bevölkerung, die in diese urbanen Projekte involviert werden, und der wachsenden Unterfinanzierung bringt die KünstlerInnen in eine mehrfach prekäre Lage: Soll man sich weiter engagieren, um Missstände von Stadtplanung in Bezug auf gesellschaftliche Anliegen adressieren? Kann durch Kunst und künstlerisch-urbane Strategien eine andere Umgangsweise angeregt werden – trotz des mangelhaften Budgets und Rezeption auf politischer Ebene? Inwieweit fühlt man sich als KünstlerIn „verpflichtet“, das eigene Engagement, das durch das Bedürfnis nach Veränderung geprägt wird, fortzusetzen? Oder können wir Mittel der Entgegnung entwickeln?
Dafür konzentrieren wir uns auf die „Geste“: ein bescheidenes Mittel, das wir aktiv als Möglichkeit eines stillem Widerstands explorieren wollen. Ähnlich wie das Lachen in ausweglosen Situationen (z.B. in Syrien) als letztes Mittel des Widerstands praktiziert wird, kann auch das aktive Lahmlegen oder die Entschleunigung als Zurücknahme - entgegen offensiver aktivistischer Formen - genutzt werden, um Veränderungen anzuregen. - Ein „fast unmögliches Projekt“ – wie Claudia Bosse die „Explosion der Stille“ beschreibt.
Literatur:
„Gesten“ von Vilém Flusser
„Ästhetik des Performativen“, Erika Fischer-Lichte (edition suhrkamp)
„Der Verlust des Mitgefühls“ von Arno Grün
Video:
„Beuys“ von Andres Veiel, 2017
TERMINE
Teilnahme an allen Terminen notwendig; falls nicht möglich, bitte um vorzeitige Absprache
Ort (wenn nicht anders angegeben): Institut für Kunst und Gestaltung, Seminarraum, Karlsgasse 13, 1.Stock
So, 1.10.2017,15:00 -18.00 Workshop/Probe „EXPLOSION der STILLE – a silent chorus“ (Votivpark)
Do, 5.10.2017, 10-13h: Einführung (Institut für Kunst und Gestaltung) Seminarraum, Karlsgasse 13, 1.Stock
So, 8.10.2017, 15-18h: Workshop/Probe „EXPLOSION der STILLE“ (Votivpark)
Di, 17.10.2017, 18-20h: Workshop/Probe „EXPLOSION der STILLE“ (Praterstern)
Mi, 18.10. 2017, 17-20h: Workshop/Probe „EXPLOSION der STILLE“ (Praterstern)
Do,19.10. 2017, 17-20h: „EXPLOSION der STILLE“ (Praterstern): Aktion/ Performance
Dauer jeweils circa 3 Stunden
Do, 9.11.2017, 10-13h: Reflexion von „EXPLOSION der STILLE“, erste Ideen für Performances
Do, 16.11. 2017, 10-13h: Entwicklung der Performances
Do, 30.11. 2017, 10-13h: Entwicklung der Performances
Do, 14.12. 2017, 10-13h: Vorbereitung der Performances (vor Ort)
Do, 11.1.2018: letzte Vorbereitung/ Probe der Performances (vor Ort)
Do, 18.1.2018: Abgabe/ Performance (vor Ort)