Zeichnen zwischen Kontemplation und Widerstand
_Von der Hainburger Au zum Ölhafen Lobau
Ziel dieses künstlerischen Projekts ist es das Zeichnen zu üben – in allen Formaten, von klein bis groß, raumgreifend, ungehemmt. Als aktuelle künstlerische Praxis, um anhand von konkreten Orten und dem Thema das Zeichnen zu nutzen um Position zu beziehen, d.h eine eigenständige Haltung bzw. Interpretation zu vermitteln. Wesentlich dabei ist es, sich durch das viele Zeichnenin einen Modus zwischen Kontemplation und Aktion zu versetzen, der Denken und Handeln (in diesem Fall durch das Zeichnen) verbindet
Das künstlerische Projekt, das im Sommersemester üblicherweise eine urbane Intervention realisiert, ist dieses Mal der Methode des Zeichnens gewidmet. Zeichnen als Kontemplation, als Verlangsamung der Wahrnehmung, des sich Bewusstwerdens von Zuständen, als „automatisierte“ Handlung – aber wir wollen das Zeichnen auch als Methode von Aktivismus erforschen.
Dafür begeben wir uns an Orte, die für Fragen von Ökologie, Landschaft, Energieproduktion und Ressourcen zentral sind: die Hainburger Au und der Ölhafen Lobau. Die Hainburger Au/ Stopfenreuther Au wurde berühmt durch die Proteste im Dezember 1984 gegen das geplante Wasserkraftwerk, das den Naturraum der Donauauen zerstört hätte. Der Verlauf der Demonstration, die Besetzung der Au und die Art der Beilegung und Unterstützung durch die lokale Bevölkerung wurden zu einem Markstein des Demokratieverständnisses, aber auch der Energiepolitik in Österreich. Letztendlich wurde im März 1985 durch das Konrad-Lorenz-Volksbegehren der Wasserrechtsbescheid aufgehoben. Erstmals trat ziviler Ungehorsam erfolgreich und öffentlichkeitswirksam in Erscheinung und wurde den Österreichern das Prinzip direkter Demokratie bewusst. Nach der Absage an das Kernkraftwerk Zwentendorf 1978 war Hainburg das zweite Ereignis, in dem Basisdemokratie erfolgreich – und nachhaltig richtungsweisend – umgesetzt wurde. Nachhaltigere Energiewirtschaft begann in Österreich also schon Mitte der 1980er Jahre.
Der Ölhafen Lobau im 22.Bezirk ist durch Pipelines mit dem Zentraltanklager Lobau und der Raffinerie in Schwechat verbunden. Über den Frachtenbahnhof Lobau ist der Ölhafen an das Bahnnetz angeschlossen.
Das Zeichnen an diesen beiden Orten dient als Ausgangspunkt um die Wechselwirkungen zwischen Naturraum und urbanen Raum/ Leben und dessen Bedürfnissen wie Energieproduktion in der aktuellen Situation zu erkunden.
Neben dem Zeichnen wird das künstlerische Projekt begleitet von Beispielen aus der zeitgenössischen Kunst zu den Themen Ökologie, Umwelt und Aktivismus - und der Rolle der Zeichnung in der zeitgenössischen Kunst.
Materialien
Filme:
- "Widerstand am Strom"
Roberto Epple, 1985, 70 Min.
- "Hainburg '84: Eine Bewegung setzt sich durch"
D. Holler-Bruckner, D-S. Hackenberg, 2015
Termine
Einführung: Do, 8.3.2018, 10-13:00
teilweise geblockte Veranstaltung
ansonsten Termine jeweils Donnerstag 10-13:00 in der Karlsgasse 13, 1. Stock Seminarraum 264.
Do, 15.3.2018: Treffpunkt: Alberner Hafen (Bus 76A)
Erkundungen vor Ort im Alberner Hafen: Zeichnen, Fotografieren
(Zeichenmaterial und Kamera mitbringen)
Do, 10.5.- Sa, 12.5: Intensivwochenende in Hainburg/ Stopfenreuhter Au: mit Übernachtung vor Ort
Do, 24.5.: geplante Zwischenpräsentation der Zeichnungen gemeinsam mit StudentInnen der TU Aachen