Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage ein komplexes städtisches Terrain (Wiener Südrand) zu analysieren, die Morphologie städtischer Peripherien/des Stadtrands zu lesen, zu verstehen und daraus eigene strategische Überlegungen und stadtplanerische Konzepte in räumliche Gestaltungsvorschläge im städtebaulichen Maßstab zu übersetzen und darzustellen.

Abb.: Exkursion an den Wiener Südrand 2022 - Johannes Bretschneider
Zeitgemäße städtebauliche Konzepte suchen immer wieder nach offeneren und strategischen Modellen, die über die klassischen Instrumente der Stadtplanung hinausgehen.
Statt starren Leitbildern und tradierten Quartiersformen stellt sich heute die Frage, welche städtischen Entwicklungen und Zusammenhänge noch kontrolliert und welche Bereiche einer offenen und prozesshaften Entwicklung überlassen werden können. Damit sind die Fragen verbunden, welche wichtigen Grundansprüche für die Stadtgesellschaft von morgen zu sichern sind und wer dieser angehören soll.
In der Lehrveranstaltung wird das Spannungsfeld zwischen planerischer Kontrolle (Top-down) und einem strategischen Laissez-Faire im Kontext des Wiener Südrandes diskutiert und nach Ansätzen gesucht, wie die gegenwärtige Fragmentierung der Randzone in Siedlungscluster durch eine übergeordnete Vernetzung unterlaufen und aufgehoben werden kann. Wo darf in einem der Hauptwachstumsgebiete Wiens zukünftig gebaut werden und wo müssen strategische Leerräume abgesichert werden? Welche Potentiale zwischen Wien und seinem Umland werden sichtbar, wenn wir die Stadtgrenze als Demarkationslinie ausblenden? Wie können Bottom-up-Verfahren besser in den traditionell eher Top-down geprägten Stadtplanungsprozess integriert werden?
In den zu erarbeitenden Entwürfen wird es um das Potential des Dazwischen und der Resträume als öffentliche Grün- und Verbindungsräume und neue Mobilitätsangebote jenseits der „autozentrierten Stadt“ gehen, aber etwa auch um die Rolle gesetzlicher Regulierungen in Bauordnungen und die Zielvorgaben von Fachkonzepten und Strukturkonzepten.
Wie können Spielräume und (Raum-)Reserven für heute unabsehbare Entwicklungen erhalten bleiben, auch solche, die sich die Stadtbewohner:innen und die Natur selbstbestimmt aneignen können? Wie kann das Unbestimmte mitgedacht und mitgeplant werden?
Themenfelder:
Festlegung – Offenheit
Kontrolle – Laissez-Faire
Rahmenstrukturen/Netzwerke – Füllungen
Planung des Zwischenraums
Grundgerüste und Inseln
Klimabewusste Mobilität in der Zwischenstadt
Versorgungsstrukturen Energie- und Nahrungsmittelproduktion
Kooperation Top-down / Bottom-up
Formen der kollektiven akteur:innenbasierten Stadtproduktion
Prozessplanung
- Einstieg in die Thematik aufbauend auf der Auseinandersetzung mit Projekten von Kolleg:innen aus dem vorangegangen Semester, Entwicklung einer kollektiven Synthesekarte
- Field Trips zum Wiener Südrand und Inputs von Expert:innen und lokalen Akteur:innen
- Vertiefende Recherche- und Analysephase in Teams mit eigener Schwerpunktsetzung und Forschungsfrage
- Fortschreibung und Entwicklung von übergeordneten Planungskonzepten und Leitideen unter der Zielsetzung der Entwicklung einer robusten Grundstruktur, die vielfältige Spielräume und Reaktion auf Unvorhersehbares ermöglichen kann
- Entwerferische Überprüfung und Auseinandersetzung in Gruppenarbeit (research by design) an konzeptabhängig gewählten Teilbereichen (zoom in) des Südrands
- Reflexion und Diskussion der Wechselwirkung von Kontrolle und Offenlassen
- Mischung aus Gruppentreffen/Einzelkorrekturen, Workshops und gemeinsame Diskussion der Entwürfe
Wöchentliche Korrekturen, ganztägige Workshops, Zwischenpräsentation, Endabgabe. Der Leistungsnachweis erfolgt immanent. D.h. sowohl die Mitarbeit während aller Lehrveranstaltungseinheiten an der TU, als auch die kontinuierliche Arbeit zwischen diesen Einheiten, sowie die Qualität ebendieser und der Endabgabe werden zur Notenfindung herangezogen.