Traditionelle Bauformen, Bautechniken und Baumaterialien
Traditionen sind an bestimmte Regionen örtlich und an bestimmte Gemeinschaften sozial gebunden. Tradiertes Wissen wird innerhalb dieser Gemeinschaften weitergegeben und an sich verändernde Bedürfnisse angepasst, was zu kontinuierlichen Veränderungen von Bauformen, Bautechniken und in der Verwendung von Baumaterialien beiträgt. Ökologische, wirtschaftliche und soziale Bedingungen nehmen in einem komplexen Zusammenspiel Einfluss auf diese Veränderungen.
Das Verstehen von Einflüssen ermöglicht die Darstellung kausaler Zusammenhänge in der regionalen Entwicklung von Bauformen und Bautechniken beispielsweise in der Entwicklung von Holzblockbauten (a) auf ökologischer Ebene bedingt durch bestimmte Holzvorkommen, topografische Gegebenheiten, klimatischen Bedingungen, etc.; (b) auf ökonomischer Ebene bedingt etwa durch bestimmte Wirtschaftsstrukturen oder Handelswege; (c) auf politisch-rechtlicher Ebene etwa durch rechtlich beschränkte Zugänge zu Rohstoffvorkommen oder die Änderung von Baugesetzen; (d) auf technischer Ebene etwa durch neue Möglichkeiten in der Verarbeitung von Rohstoffen; (e) auf sozialer Ebene etwa durch Migration und Abwanderung.
In einem weiteren Kontext beeinflusst das Verstehen dieser kausalen Zusammenhänge unser Verständnis von Nachhaltigkeit und veranschaulicht auf diese Weise das komplexe und auf Veränderungen unterschiedlicher Art sehr sensibel reagierende Konzept von Naturraum und traditioneller Baukultur.
Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden Bauformen, Bautechniken und Baumaterialien dokumentiert und deren Genese und Transformationen analysiert. Ein Fokus liegt auf traditionellem Bauen mit Lehm, Stein, Holz, natürlichen Fasern und deren mögliche Verbindungen. Materialvorkommen, Materialeigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten spielen dabei eine zentrale Rolle.
Traditionelle Bauweisen erfüllen oftmals nicht die heutigen technischen Anforderungen. Dies erhebt Fragen zum Umgang mit traditionellem Baubestand mit „modernen“ technischen Methoden. Wie funktionierte der traditionelle Schutz von Lehmmauern vor Feuchtigkeit oder von Holzkonstruktionen vor Brand? Wie konnten Trockensteinmauern über Jahrhunderte ihre Standfestigkeit bewahren und wie wurden Fasern in der Armierung von mineralischen Baustoffen eingesetzt? Sind traditionelle Bautechniken noch aktuell und was können wir von diesen für heutige Anwendungen lernen? Ein Diskurs soll zum Verständnis bestimmter Qualitäten von traditionellen Bautechniken beitragen und bestimmte Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen an konkreten traditionellen Bauten untersuchen.
Einführung:
12.März: 17:00-19:00; Seminarraum 251
Thematik der Lehrveranstaltung
- Exkursion zu ausgewählten traditionellen Bauten
- Dokumentation von Bauformen, Bautechniken und Baumaterialien
- Untersuchung ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Einflussfaktoren auf Genese und Transformationen
- Untersuchung traditioneller Verarbeitungstechniken der verwendeten Materialien
- Diskurs zu Erhaltungs- und Sanierungsmöglichkeiten
Beachten Sie beim Verfassen der Ausarbeitung bitte die Richtlinie der TU Wien zum Umgang mit Plagiaten:
Leitfaden zum Umgang mit Plagiaten (PDF)