Repräsentation von Frauen in der Architektur?
Im Fokus dieses Seminars steht die Erörterung der Etablierung sowie der aktuellen, internationalen Situation von Frauen im Berufsfeld Architektur auf Basis von Literatur und Expertinnengesprächen. Anlass dafür bieten das 100 jährige Jubiläum der Zulassung von Frauen zum Studium an der TU Wien (1918-2018) sowie die aktuelle Ausstellung "Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf" im Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt/Main.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung sind Forschungsergebnisse zu Anteil und Rolle von Fachfrauen im öffentlich geförderten Geschosswohnbau in Österreich und Deutschland. Für das 20. Jahrhundert konnte ein weitgehender Ausschluss von Architektinnen aus Fachgremien, Planung und Jurys festgestellt werden. In den 1990er Jahren erfolgte diesbezüglich landesweite Einflussnahme von Frauenbeauftragten: mittels Modellwohnprojekten sollte die Sichtbarmachung der Kompetenz von Fachfrauen und deren beispielhafte erhöhte Beteiligung erfolgen sowie eine längerfristige Erhöhung deren Anteils an Entscheidungs- und Planungsprozessen im öffentlich geförderten Geschosswohnbau erwirkt werden.
Wie steht es heute um die gleichwertige Beteiligung von Architektinnen? Welchen Einfluss haben dabei Anforderungen und spezifische strukturelle Bedingungen des Architekturberufs? Welche Möglichkeiten und Perspektiven aber auch Schwierigkeiten und Grenzen bietet die Berufsrealität? Wie steht es um Anerkennung und Verdienst von Architektinnen im Vergleich zu ihren Berufskollegen? Wie steht es um die Vereinbarkeit von Architekturberuf und Familie?
Aktuell liegt der österreichweite Anteil von Frauen mit erworbener und aufrechter Berufsbefugnis als Architektin bei 20% und damit laut der biennalen Sector Study des Architects' Council of Europe im europäischen Schlussfeld. Internationale Erhebungen in Europa und dem englischsprachigen Ausland in den letzten Jahren konstatieren erhebliche Benachteiligungen von Architektinnen in ihren Berufskarrieren, die sich in kaum einer anderen akademischen Berufsgruppe auch anteilsmäßig (von > 50% Absolventinnen zu 20% befugten Architektinnen) so klar abbilden.
In den zu verfassenden Seminararbeiten sollen Forschungsfragen zur aktuellen Berufssituation von Architektinnen in Österreich anhand einer Zusammenführung historischer Entwicklungen und aktueller internationaler Studienergebnisse mit der Analyse konkreter Fallbeispiele bearbeitet werden.