280.A81 Fokus Raumplanung: Angerdörfer: Anger ist nicht gleich Anger – Ortsentwicklung im Bestand
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2023W, PR, 4.0h, 6.0EC

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 4.0
  • ECTS: 6.0
  • Typ: PR Projekt
  • Format der Abhaltung: Präsenz

Lernergebnisse

Diese LVA wurde zur Anmeldung für Studierende der Raumplanung angelegt, die Vortragenden sind Standler, Karin, Leitner Judith und Svarc, Dominika; die Anmeldungen werden nach der Anmelde- Abmeldefrist zur LVA 280.A79 transferiert werden.

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage... siehe unten.

  • Dorf- und Freiraumstrukturen siedlungsmorphologisch und -typologisch zu analysieren,
  • Räumliche Situation & Infrastruktur (z.B. Ortsbäche, Erschließung, Durchwegung, Verkehrsinfrastruktur, Ortserweiterung ...) zu analysieren und zu verstehen,
  • fächerübergreifendes Zusammenspiel von Architektur, Raumplanung und Landschaftsarchitektur zu erproben,
  • aktuelle und historische Plandokumente und Fotos zur Erfassung der Historie des Angers etc. zu recherchieren und zu interpretieren,
  • Grade der Öffentlichkeit (öffentlich, halböffentlich, privat), Besitzverhältnisse und rechtliche Fragen in Bezug auf Zugänglichkeit und Nutzung sowie Nutzungsrhythmen und Nutzungskonflikte des Angers analytisch wahrzunehmen,
  • Freiraum und Bebauung zu analysieren und zu bewerten (Vegetation, Hausformen, Begrenzungen, Gewässer, Brunnen/Bewässerungssysteme, öffentliche Einrichtungen, etc.),
  • Ideen zur Leerstandsaktivierung, zur Nutzung des Angers, zur baulichen Verdichtung im Ortskern (im Bestand), zur Verbesserung der Freiraumnutzung etc. unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung zu entwickeln,
  • die wesentlichen Erkenntnisse einheitlich grafisch und kartografisch darzustellen und einer interessierten Öffentlichkeit zu vermitteln,
  • Thesen und Entwicklungsszenarien zu entwerfen, Thesen mit Methoden der oral history zu überprüfen,
  • und einen Zukunftsdialog mit Akteur:innen aus der Region, Expert:innen und Studierenden zu organisieren,
  • "Dorferneuerung" neu für Angerdörfer zu definieren und das LEADER-Programm zu verstehen.

Inhalt der Lehrveranstaltung

Unter einem Anger wird ein meist grasbewachsenes, gemeinschaftlich genütztes Land oder ein Dorfplatz verstanden, der den Bewohner:innen einer Gemeinde als Gemeinbesitz (Allmende) zur Verfügung stand. Die Angerdörfer gehören im Flach- und Hügelland zu den häufigsten Siedlungsformen. Die zentrale Grünfläche kann je nach Situation verschiedene Formen haben (z.B. Dreiecksanger, Linsenanger, Breit- und Längsanger). Ein Dorfanger ist meist von Angerrandstraßen umschlossen, in vielen Dörfern fließt der Ortsbach mitten durch den Anger, daher war er als überschwemmungsgefährdetes Gebiet für die Landwirtschaft und als Bauland nur bedingt geeignet. In der vorindustriellen Landwirtschaft diente der Anger als gemeinschaftlich genutzte Weidefläche. Da die Flächen meist in Besitz der Gemeinde waren und sind, wurden sie in späteren Zeiten als Parks bzw. zum Bau öffentlicher Einrichtungen genutzt (Milchhaus, Feuerwehrhaus, Kühlhaus, Löschteich, Spielplatz etc.). Es gibt aber auch Dörfer, in denen der Anger früh parzelliert wurde, die Angerparzellen wurden den gegenüberliegenden Häusern zugeordnet und werden als Nutzgärten (bzw. später als Ziergärten) verwendet. Vielerorts wurden die Anger in Bauland oder Agrarland umgewidmet und bebaut, von der ehemaligen Grünfläche blieb nichts oder wenig übrig. Die Hofstrukturen um den Anger bestehen im Weinviertel und im angrenzenden Südmähren oft aus Hakenhöfen. Diese haben nur sehr schmale Innenhöfe als direkt dem Haus zugeordnete Freiräume. Ein zum Haus gehörender Garten auf dem Anger bzw. die Nutzung des Angers als öffentliche Grünfläche kann in den Dörfern, in denen der Anger unbebaut geblieben ist, die Enge der Innenhöfe kompensieren.

Die Siedlungsformen der Angerdörfer in der niederösterreichisch-tschechischen Grenzregion, ihre lange Tradition und vielfältige Entwicklung, sind Teil des kulturellen Erbes der Region. Ziel der LVA ist, die Angerdörfer in einem Katalog zu erfassen, die feinen Unterschiede zwischen den Angerdörfern zu untersuchen und ihre Bedeutung in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darzustellen. Geplant ist u.a., ihre Rolle als öffentliche und private Freiräume (auch als Beitrag zur ökologischen Selbstversorgung), als kulturelles Erbe und generationsübergreifende Begegnungsräume zu erforschen.

Am Beginn der Übung steht die Erfassung der Angerdörfer in der Region. Grundlagen sind u.a. die Siedlungsformenkarte von Adalbert Klaar, der franziszeischer Kataster und andere historische Karten und Ortspläne, aktuelle und historische Luftbilder, Fotografien, Planungskonzepte etc.

Ziel ist ein Katalog und der Entwurf einer Typologie für die vorhandenen Angerdörfer. Die Typologie für eine Karte der Region wird gemeinsam erarbeitet (z.B. nach Angerformen, Grad der Bebauung, Parzellierung, Widmung, heutiger Nutzung etc.).

Das Projekt wird durch fachliche Inputs der Betreuer:innen begleitet: Karin Standler (Freiraumanalyse, Bepflanzung, Nutzung, Freiraumelemente), Judith Leitner (Strukturen: Flur, Ort, Haus. Einführung in die siedlungsmorphologische Betrachtung, Bedeutung des Angers), Vorträge und Inputs weiterer Expert:innen sind geplant.

Forschen und Lehren zum und am Land – Kennenlernen der Grenzregion und Teilnahme an der landuni sind wesentliche Aspekte der Übung!

Methoden

  • Spaziergangswissenschaft & Nutzungsbeobachtung (Lucius Burckhardt)
  • Phänomenologie: sehen/lesen der Landschaft – verstehen/vergleichen der Phänomene – interpretieren/analytische Betrachtung – Postitionierung der Phänomene für den Zukunftsdialog
  • Archiv- und Literaturrecherche
  • Typologisierung: Zeichnungen, Skizzen, Schnitte zur Beschreibung und zum Vergleich der Angerdörfer
  • Methode von Josias Braun-Blanquet (Vegetationsökologie) übertragen auf Angerdörfer – tabellarisch angeordnete Liste der Ähnlichkeiten und Unterschiede der Angerdörfer
  • Fotodokumentation, systematische Fotobeschreibung und Fotoanalyse
  • Planerstellung (Bestand, Maßnahmen, Prioritäten)
  • Dialogische Formate mit Expert:innen und Akteur:innen
  • Plan- und Fotoanalyse
  • Gespräche mit Akteur:innen vor Ort, oral history auf Basis von Thesenbildung

Prüfungsmodus

Prüfungsimmanent

Weitere Informationen

Das Projekt ist mit grenzüberschreitenden Exkursionen verbunden. Kenntnisse der tschechischen Sprache von Vorteil ;)

Die Teilnahme von Architekturstudierenden bzw. die Mitbelegung von Studierenden der BOKU (Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur) ist ausdrücklich erwünscht

Die Lehrveranstaltung adressiert das Semesterthema „Bestandsstadt“ der Fakultät und wird in diesem Kontext um den ländlichen Raum erweitert. Wir arbeiten an der „Dorferneuerung“ mit Beispielen von Angerdörfern und interessieren uns für Freiraum- und Bebauungsstrukturen, Nachverdichtung und Leerstand, Gemeinschaftsflächen und Wohnformen, etc. 

Die Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit der landuni Drosendorf statt.

Diese Lehrveranstaltung ist Teil der Initiative des Jahresthemas 2023/24 „Transformation des Bestands“. Weitere Informationen und die Übersicht aller teilnehmenden LVAs findet ihr unter folgendem Link: https://futurelab.tuwien.ac.at/jahresthema-2023-24

Vortragende Personen

Institut

Leistungsnachweis

Von den Studierenden wird eine fundierte thematische wie räumliche Analyse einzelner Angerdörfer erarbeitet. Als gemeinsame Arbeit wird eine Karte der Region erstellt, in der alle Angerdörfer (unterschieden nach Typologien) eingezeichnet sind. Die Typologie wird gemeinsam erarbeitet (z.B. nach Angerformen, Grad der Bebauung, heutige Nutzung etc.).

Mitwirkung und Teilnahme am Zukunftsdialog.

LVA-Anmeldung

Von Bis Abmeldung bis
21.09.2023 08:00 12.10.2023 14:00 12.10.2023 14:00

Anmeldemodalitäten

ANMELDUNG HIER FÜR RAUMPLANER:INNEN, da 280.A79 derzeit im Architektenpool für Anmeldungen gesperrt ist.


Zulassungsbedingung

Voraussetzung für die Anmeldung ist eine Fortmeldung zu einem der folgenden Studien:

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 440 Raumplanung und Raumordnung Keine Angabe
066 440 Raumplanung und Raumordnung Keine Angabe

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Vorkenntnisse

Grafik-Kenntnisse, Anfertigung von Skizzen, Erfahrung mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden.

Sprache

Deutsch