Die Grundidee:
Wien hat in seiner rund 2000-jährigen Geschichte viele Brüche erlebt. Der Zerfall des römischen Reiches, die Völkerwanderung ohne nennenswerte Besiedelung, über die Rolle als kleine Residenz im Hochmittelalter führten die Jahrhunderte Wien bis zur Rolle der Haupt-, Reichs- und Residenzstadt der Habsburger. Das 19. Jhdt. war geprägt von stürmischen Entwicklungen. Das Rote Wien, die Zerstörungen des WK II und der Wiederaufbau für eine schrumpfende Bevölkerung bis zur wohlhabenden, wachsenden Stadt mit starker Zuwanderung prägten die vergangenen 100 Jahre. Nunmehr sind die Herausforderungen des Klimawandels und wieder einmal die Folgen einer Pandemie bei der Stadtentwicklung zu berücksichtigen.
Geblieben sind Achsen und Stadtgrundrisse (seit der Römerzeit), Dichte und Kompaktheit aus dem Mittelalter, das Barock der adeligen und bürgerlichen Stadt (wenngleich mit deutlich geschrumpften Parkanlagen). Die Ringstraße, die Gründerzeitviertel (sowohl als wohlhabender Teil als auch als Zinskasernen), die Wohnbauten und Sozialeinrichtungen des Roten Wien und der Nachkriegs-Moderne sowie die Plattenbauten, der geförderte Wohnbau und die sozialen Einrichtungen mit spezifischen architektonischen Leistungen und die technische Infrastruktur (von Otto Wagners Stadtbahn, der Ohmannschen Wienflußverbauung bis zu den Leistungen der Siedlungswasserwirtschaft) prägen die Stadt bis heute.
Die durch Bevölkerungswachstum, wirtschaftlichen und technologischen Wandel aber auch durch die Veränderung der geopolitischen Lage Wiens erforderliche Anpassung der Stadtstruktur wird im Zusammenhang und aufbauend auf die vorhandene Stadtstruktur gezeigt werden. Die Führung von Straßenzügen, Hochleistungs-ÖV und die Entwicklung neuer Stadtteile baut in Wien deutlich auf der vorhandenen Stadtstruktur auf (ehem. Stadtbahnlinien als U-Bahnen, Transformation von Bahnhofs- und alten Industriearealen, Sicherung von Erholungsräumen und Rückzugsräumen für die Natur). Trotz aller Brüche – hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung auch in den vergangenen drei Dezennien – ist an der Wiener Entwicklung hohe Kontinuität erkennbar.
Aber gerade in den letzten Jahren zeigen sich Einflüsse privatwirtschaftlicher Interventionen, die Wien näher an andere Großstädte heranführt: steigende Bodenpreise, tw. explodierende Mieten und Wohnungspreise, stärkere Segregationsprozesse werden erkennbar. Auch die Umgestaltung der Stadt zu einer, den klimatischen Veränderungen gewachsenen Metropole steht an.
Auf welche Mechanismen, mit welchen Mitteln der Governance und der Finanzierung wurde dabei zurückgegriffen und wie wirken diese noch heute nach? Sind sie in der Lage langfristig Wiener Lebensrealitäten wie soziale Ausgewogenheit, geringe Ansätze zu sozialer Segregation, hohe Einkommen v.a. in den Sektoren Forschung und Entwicklung, großzügige Freiflächen und hohe Umweltqualtität unter den veränderten Rahmenbedingungen zu erhalten? Insbesondere internationale Integration, geänderte Lebensmodelle und v.a. die sich verschiebende Einkommensverteilung bilden hohe Herausforderungen. Ähnliches gilt für den technologischen Wandel und die gesetzten Ziele für den Klimaschutz. Und sind hiefür veränderte Prozesse der Information, Beteiligung und Entscheidungsfindung notwendig? Kurz: Sind die Mechanismen und Methoden anzupassen, um dieselben Effekte zu erzielen, wie in den vergangenen Dekaden? Ist das in den vergangenen Jahrhunderten auch geschehen, welche Erfahrungen sind daraus ableit- bzw. überleitbar?
Die Inhalte:
Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung:
grundlegende Rahmenbedingungen in räumlicher Gestaltung, technologische Veränderungen, prägende Topografie, städtebaulichen Differenzierungen, historische Sozialstrukturen.
Stadtentwicklung – historisch und aktuell:
Fall der Stadtmauer, historische Phasen (Neoabsolutismus, Industrialisierung), Wiens moderne Stadtentwicklung 19. - 21. Jhdt.: Rotes Wien, Austrofaschismus, Nationalsozialismus, Wiederaufbau, Metropolregion, ungebautes Wien, soziale, technische, ökologische und ökonomische Ausrichtungen der Stadtentwicklung Veränderungen der rechtlichen, technologischen und technischen Ausstattung, Technologische Neuerungen, Smart City.
Instrumente und Strategien der Stadtentwicklung:
Ringstraße, Generalregulierungsplan, Otto Wagners Planungskonzept, Grundlagen der baulichen Interventionen im roten Wien, Faschistische und Nationalsozialistische Planungen (Groß-Wien), Städtebauliche Leitlinien, Stadtentwicklungspläne, wesentliche Fachpläne, Strategiepläne, SmartCity Konzept, Städtebauliche Konzepte für Stadtentwicklungsgebiete (z.B. Hauptbahnhof, Nordbahnhof, Seestadt Aspern, Coca Cola Gründe).
Instrumente der Politiken:
An den Beispielen Wohnbauförderung, Mietrecht, Grundstücksbewirtschaftung, Vorgaben für die Flächenwidmung, Verkehrspolitik, Partizipation usw.
Gegenwärtige Risiken und Chancen:
Technologischer Wandel (Beispiel Verkehr u.a.), soziologischer Wandel (geänderte Lebensmodelle usw.), Klimawandel, politische Impacts.
Exkursionen:
Zwei Exkursionen zu typischen Bereichen, an denen die langfristige Entwicklung der Stadt verdeutlicht werden kann.
Die LVA wird abgeschlossen mit einem interaktiven Block mit externen Expert*innen (nicht nur aber auch Absolvent*innen der Studienrichtung).
Voraussetzung für die Anmeldung ist eine Fortmeldung zu einem der folgenden Studien: