Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, eigenständig, problem- und aufgabenbezogen planerisch zu arbeiten. Das bereits in den Grundlagenveranstaltungen erworbene methodische und instrumentelle Wissen wurde vertieft, Fähigkeiten im konzeptionellen, strategischen, integrierten und anwendungsbezogenen Planen wurden erworben. Die Studierenden haben beispielhaft an einem konkreten Planungsgebiet eines Stadtteils bzw. einer Stadtregion Handlungsfelder im Zusammenspiel von Politik, EntscheidungsträgerInnen, Planung und der Bevölkerung kennengelernt und in Gruppen ein Entwicklungskonzept samt Leitbild und Leitprojekten sowie Implementierungsstrategie eigenständig erarbeitet. Die Ergebnisse sind verständlich, nachvollziehbar, grafisch und textlich ansprechend vermittelt.
Das Land zwischen den Wässern In der Brigittenau – dem „Land zwischen den Wässern“ – treffen großflächige Brachen auf lebendige Gründerzeitviertel, Bahntrassen auf Autobahnknoten, Einkaufszentren auf Naherholungsgebiete. Verschiedene Perioden und Ideologien des Städtebaus – von dichten gründerzeitlichen Blockstrukturen, über Zeilenbauten der der Nachkriegszeit, Bürotürme der 1990er Jahre bis hin zu Wohnhöfen der Zwischenkriegszeit – haben ihre Spuren hinterlassen.
Impulse für die Bestandsstadt Seit ihren Ursprüngen war die Brigittenau vielfältigen Transformationsprozessen ausgesetzt: Durch die Gewinnung großer Flächen durch die Donauregulierung – der gleichzeitig einige historische Gebiete zum Opfer gefallen sind – ist die Brigittenau rasant bis Anfang des 20. Jahrhunderts massiv gewachsen. Durch die Entwicklung des Nordwestbahnhofareals wird das Bevölkerungswachstum in den nächsten Jahren erneut rasant ansteigen. Wo sich vor 150 Jahren noch einer der größten Kopfbahnhöfe der Monarchie befand, entstehet in den nächsten zehn Jahren ein neuer Stadtteil für knapp 14.000 Einwohner*innen und 4.700 Beschäftigte. Die hohe Entwicklungsdynamik in der Brigittenau gibt Anlass sich mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Impulse sich aus den neuen Stadtteilen für die Entwicklung der Bestandsstadt ergeben werden, wie sich Alt und Neu verbinden lassen. Denn Wachstumsprozesse gehen seit jeher auch mit der Transformation bestehender Strukturen einher und haben das Potenzial diese neu auszurichten.
Stadt im Klimawandel Besonders in Anbetracht der Klimakrise und deren dramatischen Folgen gilt es, neue Perspektiven für den Stadtteil zu entwickeln. Die Stadt Wien hat die Vision bis 2040 klimaneutral zu sein. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Stadtplanung? Was bedeutet dies für die Brigittenau? Da in der Brigittenau Grünflächen unterrepräsentiert sind, ergeben sich u.a. Fragen der Transformation bestehender Straßenräume und der Verbesserung des Mikroklimas. Da besonders „heiße“ und dichte Stadtteile wie die Brigittenau zusätzlich von einem relativ niedrigen sozialen Status geprägt sind, muss außerdem die Frage der Klimagerechtigkeit und sozial-ökologischen Transformation im Vordergrund stehen.
Ein Bild für das große Ganze Diese außergewöhnliche Planungsaufgabe bedarf außergewöhnlicher Prozesse der Auseinandersetzung und Entwicklungskonzeption. Daher soll dieser Raum möglichst umfassend in seinen siedlungsstrukturellen, funktionellen, historischen, wirtschaftlichen, ökologischen und identitätsstiftenden Aspekten begriffen werden. Forschend, fragend, neugierig und unvoreingenommen werden in einem offenen Prozess Fragestellungen formuliert und Szenarien erstellt, um darauf aufbauend aussagekräftige Positionen und Konzepte zu entwickeln, die einen Umgang mit diesem komplexen Raum vorschlagen. Aufgabe des Projekt 2 wird es sein, ein integriertes Stadtteilentwicklungskonzept mit klarem Fokus auf Aspekte des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung zu erstellen, aus dem sich auch Zielsetzungen zur Siedlungs- und Wirtschaftsstandortentwicklung, zu Fragen der Mobilität und des sozialen Zusammenhalts ableiten lassen. Es müssen Bilder generiert werden, die es vermögen, diese Zusammenhänge neu zu verhandeln – letztlich braucht es ein Verständnis für das große Ganze.
Ein Repertoire an qualitativen und quantitativen Methoden, Techniken und Werkzeugen kommt zum Einsatz, um intuitive und gefühlshafte mit rationalen Herangehensweisen und theoretischen Modellen in Beziehung zu bringen. Durch das Arbeiten mit Skizzen, Plänen, Modellen, Diagrammen, Texten, Fotos und Filmen wird der Stadtraum erfasst und analysiert, sowie darauf aufbauend Leitbilder und Leitprojekt erarbeitet. Anhand einer gemeinsamen „Schichtenanalyse“ werden die baulich-räumlichen, wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und kulturellen Gegebenheiten untersucht und für die jeweiligen Sachbereiche dargestellt. Bei der Erarbeitung des Leitbilds gilt es, ein Bild für das "Große Ganze" zu vermitteln, das Wesentliche in den Vordergrund zu stellen und zum Handeln zu motivieren.
Im Rahmen von Intensiv-Werkstätten und Betreuungsterminen wird der iterative Entwurfsprozess unterstützt und begleitet. Zusätzliche Inputs und Diskussionsbeiträge von den Betreuenden und externen Expert*innen bieten Inspiration und Motivation. Anhand von Präsentationen der (Zwischen-)Ergebnisse mit Feedback und Diskussion werden die wesentlichen Ideen vermittelt und stetig weiterentwickelt.
Folgende Kenntnisse und Fähigkeiten werden für die Teilnahme am Projekt 2 vorausgesetzt:
- Kenntnisse über kommunale und regionale Planungsinstrumente und -institutionen
- Grundlagenwissen und methodische Zugänge, um sich selbstständig einen Überblick zu sozialen, ökologischen und ökonomischen Situation von Gemeinden und Regionen zu verschaffen
- GIS / Techniken der Plangestaltung
Die positive Absolvierung der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) sowie des Seminars "Räumliche Entwicklungsplanung" ist die Voraussetzung für die Absolvierung des Moduls.
Hinweis:
Für Studierende, die das Studium ab dem 1.Oktober 2021 begonnen haben ist neben der STEOP auch die positive Absolvierung der LVA SE "Räumliche Entwicklungsplanung" eine verpflichtende Voraussetzung