Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, eigenständig, problem- und aufgabenbezogen planerisch zu arbeiten. Das bereits in den Grundlagenveranstaltungen erworbene methodische und instrumentelle Wissen wurde vertieft, Fähigkeiten im konzeptionellen, strategischen, integrierten und anwendungsbezogenen Planen wurden erworben. Die Studierenden haben beispielhaft an einem konkreten Planungsgebiet eines Stadtteils bzw. einer Stadtregion Handlungsfelder im Zusammenspiel von Politik, EntscheidungsträgerInnen, Planung und der Bevölkerung kennengelernt und in Gruppen ein Entwicklungskonzept samt Leitbild und Leitprojekten sowie Implementierungsstrategie eigenständig erarbeitet. Die Ergebnisse sind verständlich, nachvollziehbar, grafisch und textlich ansprechend vermittelt.
Entwicklungskorridor der Stadtregion
Zwischen gründerzeitlichen Stadtquartieren, Wohnhöfen des Roten Wien, Business Parks, Naherholungsgebieten und Autobahnknoten, zwischen Industrieanlagen, Autohändlern, Tankstellen und der Shopping City Süd erstreckt sich die Triester Straße. Sie ist neben der Brünner Straße, Klosterneuburger Straße, oder Prager Straße, eine der wichtigsten Radialstraßen Wiens, die zu den ältesten und prägendsten Elementen der Stadt gehören. Als Verbindungsachse zwischen der Kernstadt und dem Wiener Süden ist die Triester Straße zudem ein bedeutender Entwicklungskorridor der Stadtregion.
Radi(k)ale Transformation
Die Triester Straße war seit ihren Ursprüngen in der Römerzeit vielfältigen Transformationsprozessen ausgesetzt, die nicht immer mit positiven Effekten für die Lebensqualität, die Ökologie und Raumentwicklung verbunden waren. Im Zuge der autogerechten Stadt und dem Suburbanisierungstrend ab den 1950er Jahren hat sich eine fragmentierte Landschaft ohne Zentren räumliche Zusammenhänge herausgebildet, in der öffentliche Räume zu Rest- oder Verkehrsflächen verkommen. Dieses städtebauliche „Freestyling“, ist stark auf den MIV ausgelegt und geht mit einem hohen Verbrauch von Land und Energie einher. Die Klimakrise und die Notwendigkeit den CO2 Ausstoß zu verringern leiten einen erneuten urbanen Transformationsprozess ein, der davon ausgeht, dass sich das Zeitalter des Automobils dem Ende zuneigt. Auch der zunehmende Trend der Digitalisierung und insbesondere des Automatisierten Fahrens ist von hoher Bedeutung für die Weiterentwicklung von Radialstraßen, wie der Triester Straße.
Das anhaltende Wachstum des südlichen Wiener Umlands gibt Anlass sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie eine Transformation der Triester Straße aussehen kann, um diese nicht nur klimagerecht, sondern vor allem auch lebenswerter zu machen. Aktuelle Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojekte, wie die Verlängerung der U2 bis zum Wienerberg und die Entstehung neuer und Sanierung bestehender Wohngebiete, können zu bedeutenden Impulsen für die künftige Entwicklung werden.
Ein Bild für das große Ganze
Ausgehend von der hohen Bedeutung der Triester Straße als Entwicklungskorridor für die Stadtregion beschäftigen wir uns mit ihren ambivalenten Funktionen als Verkehrsverbindung, Wohn- und Lebensraum, Ort der Freizeit, Erholung und Produktion und erzeugen neue Perspektiven für die künftige Entwicklung. Das Ziel des Projekt 2 ist es, über eine gesamthafte und gesamträumliche Auseinandersetzung diesen Entwicklungsprozess aktiv zu gestalten und einen Mehrwert für alle Beteiligten herzustellen. Aufgabe wird es sein, ein integriertes räumliches Entwicklungskonzept zu erstellen, aus dem sich auch Zielsetzungen zur Siedlungs- und Wirtschaftsstandortentwicklung, zu Fragen der Mobilität und des Klimas ableiten lassen. Um diese Anliegen deutlich zu machen, müssen Bilder generiert werden, die es vermögen, diese Zusammenhänge neu zu verhandeln – letztlich braucht es ein Verständnis für das große Ganze.
Ein Repertoire an qualitativen und quantitativen Methoden, Techniken und Werkzeugen kommt zum Einsatz, um intuitive und gefühlshafte mit rationalen Herangehensweisen und theoretischen Modellen in Beziehung zu bringen. Durch das Arbeiten mit Skizzen, Plänen, Modellen, Diagrammen, Texten, Fotos und Filmen wird der Stadtraum erfasst und analysiert, sowie darauf aufbauend Leitbilder und Leitprojekt erarbeitet. Anhand einer gemeinsamen „Schichtenanalyse“ werden die baulich-räumlichen, wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und kulturellen Gegebenheiten untersucht und für die jeweiligen Sachbereiche dargestellt. Bei der Erarbeitung des Leitbilds gilt es, ein Bild für das "Große Ganze" zu vermitteln, das Wesentliche in den Vordergrund zu stellen und zum Handeln zu motivieren.
Im Rahmen von Intensiv-Werkstätten und Betreuungsterminen wird der iterative Entwurfsprozess unterstützt und begleitet. Zusätzliche Inputs und Diskussionsbeiträge von den Betreuenden und externen Expert*innen bieten Inspiration und Motivation. Anhand von Präsentationen der (Zwischen-)Ergebnisse mit Feedback und Diskussion werden die wesentlichen Ideen vermittelt und stetig weiterentwickelt.