Romane, Krimis und Geschichten, die in verschiedenen Regionen oder an bestimmten Orten spielen, boomen in den letzten Jahren. Der Raum scheint in der Literatur ein zusätzlicher Lesegrund zu sein.
Raum ist in literarischen Texten nicht nur Ort der Handlung, sondern auch kultureller Bedeutungsträger (z.B. Clifford Geertz: Dichte Beschreibung). Kulturelle Normen, Ästhetik, Gestaltungsprinzipen und Wertehierarchien finden im literarischen Raum eine konkret anschauliche Form; umgekehrt haben literarische Räume auch Einfluss auf Raumentscheidungen bzw. beeinflussen sie Planungsprozesse. Die Fokuslehrveranstaltung beschäftig sich mit Beschreibung von Räumen und Orten in unterschiedlichen Arten der Literatur (z. B. Belletristik, Comic, Blogs, ...) und welche Rückschlüsse daraus für die Planung bzw. Planungspraxis gezogen werden können. Folgende Fragestellungen können bearbeitet werden:
- Wie unterschiedlich wird Raum wahrgenommen und beschrieben?
- Spannungsfeld Fiktion und Wirklichkeit
- Was ist Raum in der Literatur und wie wird er beschrieben?
- Wie wird mit sozialen, kulturellen und ästhetischen Konzepten in der Literatur umgegangen?
- Was können wir aus den literarischen Raumbeschreibungen für die Planungspraxis lernen?
- …
In jeder Geschichte, in jedem Roman spielen sich Ereignisse im Raum ab und erzeugen Bilder in den Köpfen der Leser*innen. In der Raumplanung werden Raumbilder in Wort und Bild beschrieben und sollen ebenfalls die entsprechenden Zukunftsbilder in den Köpfen der Menschen erzeugen. Wie erzählen Schriftsteller*innen Raum? Was ist relevant, was wird verdichtet, kurz worauf kommt es an? Wo zerstört eine zu blumige Raumbeschreibung die Vorstellung? Wann erzeugen die Texte Bilder im Kopf bei den Lesenden? Was passiert in den Köpfen? Wie konstruiert das Gehirn eine Raumvorstellung? Was sind die Eckepunkte? Wie bewegt sich eine Handlung im Raum? Was fordert der Raum von den Figuren? Einigen dieser Fragen möchten wir im Juli in der Schreibwerkstatt auf den Grund gehen.
Ablauf
März bis Juni im Buchclub (Zoom, 1x pro Monat, Termine werden gemeinsam vereinbart)
Lesen und Analyse von literarischen Raumbeschreibungen. Textbeispiele nach eigener Wahl oder Empfehlung z.B. Ernest Hemingway, Raymond Carver, Peter Handke, Marlene Haushofer, Eugene Dabit, Georges Perec, ….
Raumschreibwerkstatt (Präsenz, in Hornstein, KW 28, 5 Tage inkl. An- und Abreise, Exkursionskostenzuschuss wurde genehmigt).
Raumbeschreibungen selbst verfassen/erzählen, Themen sind wählbar, Verfassen einer Kurzgeschichte mit dem Raum/Ort im Zentrum, Verfassen einer Zukunftsgeschichte über die Potentiale des Ortes und beschreiben einer Utopie/Dystopie.
Vortragende
Reinhard Tötschinger ist Schriftsteller, Buchherausgeber, Illustrator und war lange am Theater tätig. Seit Jahren unterrichtet er im Masterstudienplan Planungsethik. Sein zweiter Roman erscheint im Herbst 2021 im Picus Verlag.
Petra Hirschler ist Raumplanerin und Bücherfreundin. Sie lehrt und forscht unter anderem zu Gender Planning, Topografie der Werte, Klimawandel und Zwischenräume.
Kick-off am17.3.2021 in Zoom. Der Buchklub trifft sich virtuell 1x im Monat (April, Mai und Juni) - die Termine werden in Absprache mit den TeilnehmerInnen vereinbart.
Die Raumschreibwerkstatt wird in Präsenz (Hornstein) in der KW 28 im Burgenland stattfinden (die Reise- und Aufenthaltskosten werden bezuschusst).
Beachten Sie beim Verfassen der Ausarbeitung bitte die Richtlinie der TU Wien zum Umgang mit Plagiaten:
Leitfaden zum Umgang mit Plagiaten (PDF)