Das Wahlseminar Kunst und Gestaltung vermittelt grundlegende Methoden und Kenntnisse wissenschaftlichen Arbeitens in einer kulturtheoretischen Auseinandersetzung mit der Gestaltung unserer Umwelt. Entlang wechselnder Semesterthemen widmen wir uns eigenständigen Recherchen im Feld von Kunst und Gestaltung, der Präsentation von Text- und Bildmaterial und dem Verfassen einer schriftlichen Arbeit.

xavi l. aguirre, stock_a_studio, dissemble-able architecture kit (Präsentation, Queer Earth and Liquid Matters,
Stone Nest, London, 2022 – Foto: Peter Mörtenböck)
Architektur kuratieren
Es gibt unzählige Möglichkeiten Architektur zur Schau zu stellen: Modelle in Ausstellungsräumen, Fotostrecken in Zeitschriften, Instagram Stories, künstlerische Interventionen, Präsentationen von Archivobjekten, performative Darbietungen, Filme, Texte und zeichnerische Analysen. All das und noch viel mehr kann heute als kuratorische Auseinandersetzung mit Architektur verstanden werden. Selbst der kuratorische Zugriff auf die Stadt, mit dem heute gewisse Viertel und ihre Bevölkerung mittels architektonischer Eingriffe „aktiviert“ werden sollen, kann als eine Ergänzung dieser Liste gesehen werden. Hinzu kommt eine radikale Veränderung der Rolle der/des Kuratorin/Kurators: Von der Sorge um die Werke anderer zur Kultur schaffenden Produktion neuer Werke; vom Aufbereiten des Bestehenden zum Erforschen neuer Zusammenhänge. Das Kuratieren selbst tritt immer mehr als Gestaltungsprozess zutage, als eine Praxis des Formens neuer Aussagen, Inhalte, Ästhetiken und Strukturen. Mit diesem Wandel öffnet sich auch das Feld des Kuratierens von Architektur in immer neue Dimensionen.
Trotz dieser Fülle an kuratorischen Praxen im Architekturbereich und ihrer laufenden Veränderung gibt es bislang nur Bruchstücke eines Diskurses zum Kuratieren von Architektur. Wir wollen uns daher im Seminar mit grundlegenden Fragen zu Architektur, Ausstellungswesen, Forschung und Vermittlung beschäftigen, um darauf aufbauend verschiedenste Schauplätze und Problematiken des Kuratierens von Architektur zu besprechen: Was sind die wichtigsten aktuellen Phänomene im Ausstellungswesen rund um Architektur? In welchem Zusammenhang stehen hier internationale Architekturbiennalen, - triennalen und -festivals? Wie sehr prägen sie den aktuellen Architekturdiskurs und in welche Richtung entwickeln sich diese Formate? Und wie sehr haben kollektive Architekturpraxen auch im kuratorischen Bereich Einzug gefunden?
Die Literatur, mit der wir uns im Seminar beschäftigen werden, reicht von Standardwerken zum Kuratieren von Architektur, wie dem Sammelband Curating Architecture der Anyone Corporation (2010), über Texte zu Fragen des institutionellen Zusammenhangs kuratorischer Arbeit und der Architektur des Ausstellens, bis hin zu aktuellen Auseinandersetzungen mit Ausstellungen als Foren der Architekturforschung und kritischen Reflexion heutiger Verhältnisse.
Die Lehrveranstaltung wird in Übereinstimmung mit den jeweils aktuellen Richtlinien im Seminarraum AC0440 oder online per Zoom abgehalten. In einem ersten Treffen am 11. Oktober 2022 besprechen wir neben dem Inhalt des Seminars auch Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens. Am 8. und 29. November 2022 diskutieren wir auf Basis von Kurzreferaten ausgewählte Literatur und unterhalten uns über die Inhalte, Methoden und Zielsetzungen der einzelnen Seminararbeiten. Am 24. Jänner 2023 besprechen wir anhand von Kurzreferaten die Struktur und Fertigstellung der schriftlichen Seminararbeit.
Ein ausführliches Konzept zur eigenen Arbeit ist bis 29. November 2022 abzugeben. Schlussabgabe: 21. Februar 2023.
Literatur:
- Log 20 (Curating Architecture), New York: Anyone Corporation, 2010.
- Jean-Paul Martinon (Hg.), The Curatorial: A Philosophy of Curating. London: Bloomsbury, 2015.
- Carolina Rito und Bill Balaska (Hg.), Institution as Praxis: New Curatorial Directions for Collaborative Research. London: Sternberg Press, 2021.
- Léa-Catherine Szacka (Hg.), Biennials/Triennials – Conversations on the Geography of Itinerant Display. New York: Columbia University Press, 2019.