
Decolonizing Vienna Exkursion, 2022 (c) Amila Sirbegovic
GESCHICHTE(N) IN DER STADT
aus feministischen, queeren, dekolonialen und migrantischen Perspektiven
Die Geschichte(n) einer Stadt sind ein umkämpftes Feld! Wie wir unsere Vergangenheit verstehen, beeinflusst, wie wir uns unsere Zukunft vorstellen können. Wessen Perspektiven und Erfahrungen aufbewahrt und weitergegeben werden, ist ein Abbild der herrschenden Machtverhältnisse unserer Gegenwart. So bedeutet zum Bespiel der Abriss des Südbahnhofs - ein Ankunftsort für viele Migrant*innen in Wien - eine große Lücke in der Geschichte der Migration der Stadt. Im Gegensatz dazu, wurde die Entscheidung einen anderen historischen Ort zu verändern immer wieder verschoben. Wie mit dem Denkmal des ehemaligen Bürgermeisters Karl Lueger, der für seine antisemitischen Ansichten bekannt ist, umgegangen werden soll, bleibt bis heute eine offene Frage.
In dem Seminar gehen wir deshalb der Frage nach, wie sich unterschiedliche Geschichte(n) in der Stadt manifestieren. Wessen Geschichte ist wo und wie zu finden? Wessen Geschichte ist sichtbar bzw. unsichtbar? Welche Geschichte(n) haben Gewicht und von wem werden sie geschrieben? Dafür untersuchen wir die Stadt als Archiv aus feministischen, queeren, dekolonialen und migrantischen Perspektiven. Was können wir (ver)lernen wenn wir über die Geschichte(n) der Stadt von diesen Positionen aus nachdenken? Was sind die Dokumente der Geschichte(n) von Frauen oder Migrant*innen in der Stadt? Wie können wir die Geschichte(n) queeren Lebens in der Stadt sichtbar machen?
Um das herauszufinden, sehen wir uns künstlerische Arbeiten an, machen Stadtspaziergänge und diskutieren Beispiele aus Bildung, Aktivismus und Kultur. Wir befragen Denkmäler, Orte und Gebäude nach ihren Geschichte(n), arbeiten mit Konzepten wie dem Narrativer Urbanismus, machen Interviews und besuchen Archive.
Künstlerische Arbeiten (vorläufig):
IMMO GRIEF, kuratiert von Lisa Bolyos und Tomash Schoiswohl, Wienwoche 2022 Wer putzt die Stadt?, Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken, 2022
Harun Farocki, The Silver and the Cross, 2010
Hito Steyerl, “Der Bau”, Linz 2009
Exkursionen (vorläufig):
Stadtspaziergang mit Decolonizing in Vienna!
Archiv des Vereins für Geschichte der Arbeiter*innenbewegung, Wien
Sichtwort - Archiv der Frauen und Lesbenbewegung, Wien
QWIEN, Zentrum für Queere Geschichte, Wien
Texte (vorläufig):
Carla Bobadilla. 2020. “The Butterfly House,” in: Giulia Carabelli et. al (Hg.), Sharpening the Haze: Visual Essays on Imperial History and Memory. London: Ubiquity Press, 129-142.
Katarina Bonnevier. 2007. Behind Straight Curtains: Towards A Queer Feminist Theory Of Architecture. Stockholm: Axl Books. (chapter 2)
Elke Krasny. 2008. "Narrativer Urbanismus oder die Kunst des City-Telling,” in: Elke Krasny und Irene Nierhaus (Hg.), Urbanografien, Stadtforschung in Kunst, Architektur und Theorie. Berlin: Dietrich Reimer Verlag.
Alessandro Petti. 2017. "The Architecture of Exile IV. B.” e-flux architecture, Refugee Heritage, February 22, 2017. https://www.e-flux.com/architecture/refugee-heritage/99756/the-architecture-of- exile-iv-b/
Meike Schalk. 2017. "Old News from a Contact Zone: Action Archive in Tensta,” in: The Social (Re)Production of Architecture. Politics, Values and Actions in Contemporary Practice edited by Doina Petrescu and Kim Trogal, 329-345.
Vida Bakondy und Amila Širbegović, 2022. "Flüchten, ankommen, Erinnern: Eine Ausstellung als Erinnerungsort ex-jugoslawischer-Wiener Gegenwart," in Südslawisches Wien, Band Nr. XX
Johanna Schaffner. 2008. Ambivalenzen der Sichtbarkeit: Über die visuellen Strukturen der Anerkennung. Wien: transcript Verlag. (Auszug)
Ann Cvetcovic. 2003. An Archive of Feelings. Trauma, Sexuality and Lesbian Public Cultures. Durham NC: Duke Universtiy Press. (Auszug)