264.186 Stegreifentwerfen ATOMOGRAD - MAPPING SLAVUTYCH (Ukraine)
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2019S, UE, 2.0h, 2.5EC

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 2.0
  • ECTS: 2.5
  • Typ: UE Übung

Ziele der Lehrveranstaltung

Den Teilnehmer*innen werden unterschiedliche Formen von Mappings und Zeichnung als konzeptionelle Analysetools und -medien für die Darstellung von räumlichen Situationen vermittelt. Dazu setzen wir uns mit Slavutych zeichnerisch auf mehreren Ebenen und quer durch verschiedene Größenordnungen auseinander, wobei wir uns der Technik des Zoomens bedienen:

- Wir beginnen mit akteursbezogenen Mappings, die Akteurswege als Bestandteil von Makro-Netzwerken zeigen und ausgewählte Gebäude wie Areale als Knotenpunkte des Lebens in Slavutych abbilden. Grundlage dafür sind Begegnungen und Gespräche mit Leuten vor Ort.

- In einem weiteren Schritt tauchen wir tiefer in die architektonische Gestalt ein, setzen uns insbesondere mit Hilfe von Schnitt-Zeichnungen mit den räumlichen und baulichen Besonderheiten auseinander. Dabei analysieren wir die Bedeutung der Architekturen als soziale Knotenpunkte der Begegnung und Interaktion.

- Am Ende des Prozesses stehen großformatige und von Hand gezeichnete Assemblagen, die die Mehrdeutigkeit und Komplexität, wie auch Immaterielles wie Vergangenheit/Zukunft, ursprüngliche Entwurfsideen, ökonomische und globale Zusammenhänge Slavutychs zur Darstellung bringen. 
Die gezeichneten Assemblagen werden vor Ort öffentlich ausgestellt. Darüber hinaus ist geplant, die einzelnen Arbeiten sowie Teile des Prozesses gesammelt in einer Broschüre zu dokumentieren.

Inhalt der Lehrveranstaltung


STEGREIFENTWERFEN mit EXKURSION

ATOMOGRAD – MAPPING SLAVUTYCH.
Exploring Past and Future(s) of Soviet Unions’ last Ideal City

Exkursion/Workshop ca. 6.5.-12.5.2019

in Kooperation mit der Nationalen Polytechnischen Universität Lviv/Ukraine


EINFÜHRUNG:
Montag, 11.3.2019 um 10 Uhr im

Tracing Spaces Projektraum

Nordwestbahnhof, Taborstraße 95 – Ladestraße 1, A-1200 Wien
Eingang: Quehenberger Logistics GmbH


"The past is a bit frozen here," Belinska says. "You get a partially nostalgic, partially utopian feel."
Ben Walker: Letter from Slavutych: a green city soaring form the ashes of Chernobyl, in: https://www.calvertjournal.com/categories/show/slavutych

Slavutych, 186 km nördlich von Kiev, ist die letzte sowjetische Idealstadt, eine sogenannte "Atomstadt", die in diesem Fall als Ersatz für die nach dem Unfall in Tschernobyl evakuierte Stadt Pripyat ab 1987 in weniger als zwei Jahren gebaut wurde.
Die spezielle Entstehungsgeschichte Slavutychs ist Ausgangspunkt für unsere Untersuchung und Analyse vor Ort. Mit speziellen zeichnerischen Analysetools nähern wir uns sowohl den historischen als auch den gegenwärtigen Bedingungen des urbanen Zusammenlebens in Slavutych.
Die Beschäftigung mit der Stadt Slavutych bietet für die Studierenden eine einmalige Gelegenheit sich mit grundlegenden Fragen und Bedingungen urbanen Planens auseinanderzusetzen:

-    Planung einer Idealstadt unter besonderen historischen Bedingungen?

-    Kennenlernen einer Reißbrettstadt mit humanen Maßstab – Wandel von funktionalistischer zu humanistisch/postmoderner Konzeption?

-    Alltagsleben und Adaptionen in einer geplanten Stadt?

-    Erfolge und Fehlstellen einer geplanten Idealstadt?

-    Abbild gesellschaftlicher Hierarchien in der ursprünglichen Planung als „Atomstadt“ und heute?      

-    Bezüge zu benachbarten Städten – zum Grossraum Kiev?

-    De-Urbanisierung und aktuelle Orte der Wertschöpfung innerhalb der Stadt bzw. anderswo – regional wie international?

-    Mobilität der Bewohner_innen (Brain-Drain)/ der Besucher*innen (Katastrophen-Tourismus) heute?


Kontext: De-Urbanisierung und (soziale) Infrastrukturen

Bereits kurze Zeit nach dem Super Gau in Tschernobyl fiel 1987 der Startschuss für Errichtung der Planstadt Slavutych, ausserhalb der Sperrzone rund um das Kernkraftwerk. In weniger als zwei Jahren war die sogenannte "Atomograd" (Atomstadt) für insgesamt 25.000 Einwohner*innen, gelegen inmitten eines großen Waldstücks weit abseits vom transnationalen Verkehrswege-Netz, fertiggestellt. Das Konzept folgt auf der Makroebene sowie im grundlegenden städtebaulichen Konzept dem Diktum der Trennung der Funktionen – hier die Schlafstadt, dort mit deutlichem Abstand die Mega-Infrastruktur Kernkraftwerk, als so gut wie der einzige Arbeitgeber. Beides ist verbunden über eine 50 km lange Zugstrecke für die pendelnde Arbeiter*innenschaft.

Finanziell motiviert, aber auch um die Solidarität zwischen den ‚Völkern‘ des Staates zu fördern, beauftragte die zentrale sowjetische Regierung Planer*innen und Ausführende aus verschiedenen Sowjetrepubliken, die jeweils für einen Stadtteil verantwortlich zeichneten. Die ausgeführten 10 Stadtviertel sind geprägt von den mitgebrachten regionalen Konstruktionstechniken und Materialien, wie beispielsweise die rosafarbenen Natursteinverkleidungen aus Erewan. Benannt wurden die Viertel nach den Städten aus denen die Teams stammten: Baku, Tiflis, Erewan, Tallinn, Riga, Vilnius, Kiev, Leningrad, Moskau und Belgorod. In weniger als 18 Monaten bauten sie eine Stadt für 25.000 Einwohner*innen.

Heute arbeiten einige Atomstadt-Bewohner*innen weiterhin in den noch in Betrieb befindlichen Reaktorblöcken. Andere waren bis 2016 bei Unternehmen mit der Herstellung der Einhausung (Sarkophag) des abgebrannten Reaktors beschäftigt. Doch sind die mit dem Atomkraftwerk verbundenen Beschäftigungsmöglichkeiten stark rückläufig. Als Folge wandern viele Bewohner*innen ab oder pendeln zyklisch – damit verbunden ist immer mehr Leerstand. Slavutych schrumpft, wie so viele post-sowjetische Planstädte. Einzig die Zahl an Besucher*innen im Zusammenhang mit dem Katastrophen-Tourismus, von denen viele Slavutych als Ausgangspunkt ihrer Erkundungen nehmen, sind im steigen begriffen. So besuchten im Jahr 2017 fast 50.000 Tourist*innen den Unglücksort (Quelle: zdf, 2018).

Aber was bedeutet die zunehmende Abkoppelung der Stadt vom Reaktor für das städtische Zusammenleben? Welche neuen Perspektiven und Wertschöpfungs-Alternativen bieten sich jenseits einer auferlegten ‚Identität‘ als Atomstadt? Und schließlich, wie lassen sich die Bezüge zwischen den sozialen und materiellen Infrastrukturen/ Architekturen neu konfigurieren/ denken?

 

Weitere Informationen


Treffen in Wien:

März:   Ausgabe von Recherchethemen, Vorstellung der Methode
April:    Referate zu Recherchethemen, evtl. kurzer Beitrag von Tatiana Zhurzhenko (früher IWM, nun Uni Wien), Vorbesprechung Exkursion
Mai/Juni: Nachbereitungstreffen zur Erstellung der Broschüre


Vortragende Personen

Institut

Leistungsnachweis

Erfolgreiche Teilnahme an Workshop und Exkursion.
Für die Teilnahme wird auch ein Exkursionszeugnis (2 ects) ausgestellt:
264.068 exkursion zu themen und orten zeitgenössischer kunstproduktion

Geschätzte Kosten für die Exkursion ca. 300 Euro.

Bewerbung

TitelBewerbungsbeginnBewerbungsende
Stegreifentwerfen SoSe1918.02.2019 09:0025.02.2019 23:59

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 443 Architektur Keine Angabe

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Vorkenntnisse

Kommunikation in Englisch oder Ukrainisch oder Russisch.

Weitere Informationen

  • Anwesenheitspflicht!

Sprache

bei Bedarf in Englisch