Inklusive Architekturen
„… major axes of social divisions in a given society at a given time, for example, race, class, gender, sexuality, dis/ability, and age operate not as discrete and mutually exclusive entities, but build on each other and work together.” (Hill Collins and Bilge, Intersectionality, 2016, S. 4)
Wie kann Architektur inklusive Räume schaffen? Wie können wir diese jenseits von Kategorien wie männlich / weiblich, nationalen Zuschreibungen und anderen Abgrenzungsmerkmalen denken?
Foto: Intersektionales Stadthaus (GABU Heindl Architektur, Verein für die Barrierefreiheit in der Kunst, im Alltag, im Denken) @ GABU Heindl Architektur
Diese Fragen werden wir mit einer intersektionalen Betrachtung von Architektur und Raum diskutieren, da in einer komplexen Welt von kapitalistischer Ausbeutung vereinfachte Fragen nach Geschlecht oder Klasse oder Herkunft nur eine Seite von sich ändernden Räumen beleuchten. Im Gegenteil schlägt das Seminar einen innovativen Gender-Zugang zu Architektur vor: Unter den genannten Gesichtspunkten werden wir gebauten und gelebten Projekten nachgehen, und Intersektionalität nicht nur als analytische Kategorie, sondern auch als aktives Instrument von Raum- und Wissensproduktion kennen lernen. Dadurch entsteht eine Bandbreite von Möglichkeiten, Architektur zu diskutieren. Intersektionale feministischen Theorien und Methoden werden in diesem Seminar hauptsächlich im Überschneidungsfeld von Feminismus und Migration gedacht und diskutiert. In jedem Fall werden wir uns von entweder/oder-Fragen zu einem einschließenden und bewegen.
Dabei werden wir uns vorrangig mit drei Konzepten beschäftigen: (1) Submerged perspectives von Macarena Gomez-Barris aus dem Jahr 2017, (2) Feminismus ohne Grenzen nach Chandra T. Mohanty publiziert 2003, und (3) Rosi Braidotti’s nomadische Subjekte, erstmals publiziert 1994 und inzwischen in der feministischen Diskussion von Architektur nicht mehr wegzudenken.
Mit diesen Konzepten werden wir in der Lage sein, die (fehlende) Inklusivität von Räumen und Planung zu erfassen und diese Räume in einer Seminararbeit umfassend zu beschreiben.
Die Konferenz „Claiming Spaces“ am 14./15. November wird teilweise gemeinsam besucht und anschließend diskutiert.
Exkursion 1: Que[e]rbau Seestadt Aspern mit Arch. Roland Hampl (a-plus architekten)
Exkursion 2: Schlor mit Arch. Gabu Heindl
Die Lehrveranstaltung beruft sich grundsätzlich auf eine affirmative Pädagogik (nach Rosi Braidotti).
Dabei bestehen die wesentlichsten Teile aus Text-, Buch- und Vortragsdiskussionen, Exkursionen, diskursiver Entwicklung der eigenen Fragestellung, welche auch zeichnerische Methoden involviert, sowie Workshops, die den Umgang mit wissenschaftlichen Quellen sowie das Verfassen von Abstracts praktisch einüben. Einzelbesprechungen sind zusätzlich zum Seminar möglich wenn erforderlich.
Für jedes einzelne Seminar ist ein Text vorab zu lesen. Texte, die im Seminar besprochen werden, werden mindestens eine Woche vor den Terminen bereitgestellt (im TISS hochgeladen).
Literaturliste:
Braidotti, Rosi. 2011. nomadic subjects. Columbia: Columbia University Press.
Mohanty, Chandra T. 2003. Feminism Without Borders. Durham and London: Duke University Press.
Gomez-Barris, Macarena. 2017. The Extractive Zone. Durham: Duke University Press.