Wild thing :: Der Keller
Der Keller ist der für Besucher unzugängliche und verborgene Teil eines Hauses. Er ist gleichermaßen ein Ort der Freizeitbetätigung, der Heimwerkelei, des Spiels und der körperlichen Ertüchtigung wie des Aufbewahrens, Lagerns und Hortens, aber auch des Versteckens und der Heimlichkeiten; er ist zugleich ein Gegenstand der Vernachlässigung und der schöpferischen Eingriffe; er bietet Schutz, kann aber auch (wie die jüngere Kriminalgeschichte zeigt) gefährlich werden.
In diesem Seminar interessieren wir uns dafür, was in den unterirdischen Gefilden des österreichischen Einfamilienhauses passiert. Wir wollen herausfinden, welches Verhältnis HausbewohnerInnen zu ihrem Keller haben, wie sie diese minderwertigen und zugleich funktionsoffenen Räume ‚zweiter Klasse’ im Alltag aneignen. Wie werden Kellerräume ausgestaltet? Welchen Nutzungen werden sie im Verlauf des familial-häuslichen Lebenszyklus zugeführt?
Dazu werden wir unterschiedliche Einfamilienhäuser aufsuchen, mit den BewohnerInnen Gespräche führen und unsere Beobachtungen, die wir bei den Kellerführungen machen, protokollieren. Wir werden Interviews transkribieren, Planunterlagen sammeln und Bilder anfertigen und zunächst eine „dichte Beschreibung“ einzelner Fallbeispiele anfertigen. Der Hauptteil der Veranstaltung wird darin bestehen, die selbst erhobenen Daten gemeinsam zu interpretieren. In der Analyse wird es interessant sein herauszufinden, welche unterschiedlichen Formen des Gebrauchs sich ausmachen lassen und ob diese sozialen Positionen zuzuordnen sind. Es wird der Frage nachzugehen sein, welche Verrichtungen in den Keller verdrängt werden bzw. dort erst aufblühen und ob es geschlechtsspezifische Formen der Aneignung gibt. Weitere Fragestellungen werden aus den Materialien gemeinsam entwickelt.
Key words: domestic material culture, everyday life, appropriation, DIY, cellar, home
Ort: Modelliersaal Inst. 264/2
Das Seminar wird als Blocklehrveranstaltung abgehalten:
17. 3., 17-20 Uhr Einführung, Erzählen von Keller-Geschichten
18.3., 17-20 Uhr Theorie
19.3., 17-20 Uhr Interviewleitfaden, Führen von Interviews
29.4., 17-20 Uhr Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten
5.5., 11-18 Uhr Interpretation von Interviews
6.5., 17-20 Uhr Interpretation von sonstigen Materialien
7.5., 11-18 Uhr Diskussion der abstracts im Plenum
Für diese LVA besteht Anwesenheitspflicht.