Künstlerisches Projekt SCHULTORPARASITEN
„Das Parasitäre stellt zunächst eine Störung innerhalb des Systems dar, es regt Veränderungen an und verschiebt Ordnungsverhältnisse […]. Parasitäre Vorgehensweisen sind häufig temporärer Natur, ihre Wirtsbesuche sind oft kurz und flüchtig. Sie müssen nicht zwangsläufig subversiv sein, sondern können auch symbiotische Kollaborationen eingehen...“ (Sabine Fabo 2007: 52)
In der LVA Schultorparasiten werden wir mit räumlichen Impulsen – künstlerisch-architektonischen Interventionen, kleinen Eingriffen, spielerischen Verfremdungen – rund um das Schultor, diesen Bereich etwas gerechter, nachhaltiger und gesünder gestalten.
Wir verstehen das Schultor und die Bildungslandschaft davor und dahinter als Indikator für den ethischen, pragmatischen, philososphischen Gehalt und die Beschaffentheit unserer Gesellschaft. Alltag, Alltagsobjekte und Alltagsräume geben Handlungen und Erlebnisräumen auf meist subtile Weise Form. Gerade das Gewöhnliche ist uns oft Unsichtbar. Kunst und künstlerische Entwurfsprozesse können hier als Strategie der Vergegenwärtigung unterschiedlicher Erfahrungswelten sowie des 'Abklopfens' von Möglichkeitsräumen fungieren. Mit diesem Zugang der spekulativen Übersteigerung wollen wir ausgehend von den Alltagserfahrungen von Schüler*innen unterschiedlicher Schulen im Bildungsgrätzl Ebner-Inklusiv-Eschenbach Schultorparasiten entwickeln und aussetzen.
Das erste Drittel der LVA ist dem Kennenlernen des Bildungsgrätzls, sowie der Lebens- und Erlebniswelten verschiedener Schüler*innen gewidmet. (Wir arbeiten in Kooperation mit Sibylle Bader | Wanderklasse) im zweiten Drittel wird ein Wettbewerb ausgelobt indem Schüler*innen als Bauherr*innen fungieren und im Dritten Teil wird ein Projekt in einer 1:1 Umsetzung realisiert.
Fragen die uns dabei beschäftigen sind:
- Woher kommt man am Morgen? Wie kommt man an? Was ist drinnen anders als draußen? In wieweit ist der Bereich Schultor ein sozialer Treffpunkt und Lebensraum in der Stadt? Es gilt Bildungsräume aus Perspektive von Kindern und Jugendlichen zu verstehen und dabei auch soziale Diversität, wie sozio-ökonomische Unterschiede und verschiedene körperliche Voraussetzungen im Blick zu haben bzw. den Blick dafür zu schärfen.
- Mit welchen uralten Wegen, neuen Möglichkeiten und kreativen Prozessen können wir im Schulumfeld auf ökologische Probleme, den Rückgang an Biodiversität, den massiven Ressourcenverbrauch reagieren? – Wir arbeiten mit den „nachhaltigen Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Lebensweisen“ der Permakultur Es geht um ein Erkennen unserer Verantwortung, dem danach Handeln um langfristig Verhaltensmuster zu ändern.
- Es geht uns um eine sinnliche, bewegungsorientierte, zukunftsweisende Bildung. Wir ermöglichen Kindern und Jungendlichen in ihrem Umfeld zu wirken und auf heutige Krisen positiv zu reagieren und Lösungen zu finden, in dem wir sie als BauherrInnen ernst nehmen.
- Schultore haben ihren Platz in den Aktionsräumen und Alltagsstrukturen von Kindern und Jugendlichen. Schultorparasiten erzählen davon im dem sie diese Erfahrungen gestaltend extrapolieren.
Links:
https://ebnerinklusiveschenbach.wordpress.com/
www.stiftungfreizeit.com
www.wanderklasse.at
Zu Schultor und Bildungsgrätzl
In der Organisation von Bildung und Stadt, sind verschiedene Akteur*innen für Schulen verantwortlich, mit oft kaum durchlässigen Grenzen. Das zeigt sich zum Beispiel am Schultor, wo sich Zuständigkeiten ändern, oder in den alltäglichen Barrieren der Praxis von Schulkonzepten, seien sie baulicher, pädagogischer oder administrativer Natur. Schultore sind architektonische Manifestationen dieser Schwellen und auch Symbol für Zugang und Ausschluss, für drinnen und draußen.
Das Bildungsgrätzl Ebner-Inklusiv-Eschenbach in Währing verfügt über besonders viele Schultore. Hier gehen rund 2000 Kinder und Jugendliche zur Schule. Seit 2018 sind sieben Schulen gemeinsam mit drei Kindergärten und zwei Vereinen im Bildungsgrätzl Ebner-Inklusiv-Eschenbach vernetzt. Wien hat mit der Idee des Bildungsgrätzls einen administrativen Rahmen für Bottom-Up-Prozesse der Vernetzung und Kooperation geschaffen (wiewohl die Ressourcen hierfür im Wesentlichen aus dem Netzwerk selbst kommen müssen). Ziel dieses Aufbaus kommunaler Bildungslandschaften ist die Vernetzung von Bildungsräumen und Institutionen um stadtteilbezogen offene und inklusive Bildungsarbeit zu machen und die Wirkmächtigkeit von Barrieren zu senken.
Termine*
* Die LVA findet in Kooperation mit Schulen aus dem Bildungsgrätzl Ebner-Inklusiv-Eschenbach. Dies erfordert in Bezug auf die zeitliche Gestaltung etwas Flexibilität unsererseits, da es besonders zu Semesterbeginn noch zu Verschiebungen kommen kann.
Di 22.10. 2019 9–11 Uhr Kick-Off SR
Di. 5.11. 2019 9–11 Uhr Zielgebiet und Methoden SR
Di 12.11. 2019 9–11 Uhr Begehung Zielgebiet SR
Di 19.11. 2019 9–11 Uhr Bauherr*innenbesprechung SR
Di 26.11. 2019 9–13 Uhr Bauherr*innenbesprechung Bildungsgrätzl
Auslobung Wettbewerb
Di. 3.12. 2019 9–11 Uhr Korrekturtermin SR
Di.10.12. 2019 9–11 Uhr Korrekturtermin SR
Fr. 13.12. 2019 Abgabe Entwurf
Di. 7.1. 2020 9–11 Uhr Projektauswahl & Umsetzung SR
Di. 14.1. 2020 9–11 Uhr Planung Umsetzung SR
Di. 21.1. 2020 9–11 Uhr Planung Umsetzung SR
Mo 27.1. 2020 ganztägig Workshop Bildungsgrätzl
Di 28.1. 2020 ganztägig Korrekturtermin Bildungsgrätzl
Mi 29.1. 2020 ganztägig Workshop Bildungsgrätzl
Do 30.1. 2020 Präsentation Bildungsgrätzl
Ort
SR – Seminarraum 8