"Über das Schaffen und Vernichten von Werten. Eine Wertediskussion"
/ Der Wert von Arbeit
Michael Thompson beschreibt in "Mülltheorie - Über die Schaffung und Vernichtung von Werten" dauerhafte und vergängliche Werte auch in Bezug auf Kunst: "Ein Künstler, der ein Kunstobjekt produziert, wird feststellen, dass es, ohne Rücksicht auf seine Absicht, entweder der Kategorie des Dauerhaften und damit der Kategorie "Gute Kunst" oder der Müllkategorie zugeordnet und damit als "Müll-Kunst" angesehen wird. Doch kann es selbstverständlich (da die Müllkategorie ja verdeckt ist) zu einem späteren Zeitpunkt entdeckt werden und in die Kategorie des Dauerhaften überwechseln."[1]
Einerseits sind Werte durch spekulatives Handeln großen Schwankungen (Aktienwert) ausgesetzt, oder sie sind ein sehr kurzfristiger (Gebrauchs)Wert, der aber über den "Zeitwert" steuerlich bemessen wird. Diese Wertekette bezieht sich auf Gebrauchs- und Konsumgüter, deren Kreislauf zwischen Konsum, Abfall, Entsorgung und Recycling immer wieder neue Wirtschaftsfelder hervorruft ("Abfallwirtschaft", Upcycling etc.). Der Wert von Arbeit ist ebenfalls Teil des Systems.
In diesem künstlerischen Projekt werden wir uns der "Wertediskussion" widmen. Dieser Begriff wird seit dem Flüchtlingszustrom im letztem Herbst dauerhaft - vor allem in den Medien - überstrapaziert. Gleichzeitig ist die "Wertediskussion" aber Anlass über mögliche verloren gegangene und neu zu entwickelnde Werte nachzudenken. Was können wir der (aufgrund von Spekulation und rein monetär bemessenen Werten) schmalen Grenze zwischen Wert und Nicht-Wert, Wertverlust und Wertsteigerung, an anderen, sozial und gesellschaftlich orientierten Werten entgegensetzen? Welche Werte gilt es zu verteidigen, welche neu zu entdecken? Und wie verhält es sich mit den verschiedenen Bewertungen von Arbeit?
Der Wert von Arbeit unterliegt drastischen Schwankungen und wird in verschiedenen Kontexten unterschiedlich bestimmt. Der Wert von geistiger Arbeit kann sich wenn sie nicht einer wirtschaftlichen Effizienz dient - oft nicht mehr als "kulturelles Kapital" (Bourdieu) gegenüber dem direkt messbaren ökonomischen Kapital behaupten: Sie wird zunehmend schlecht bis nicht mehr bezahlt, ist also entsprechend des neoliberalen ökonomischen System "wertlos" - während künstlerische Arbeit zwischen wertvollen Anlagen als hochpreisiges Spekulationsgut bis zu quasi unbezahlter Arbeit im Bereich sozial engagierter Kunstpraxis changiert.
[1] Michael Thompson "Mülltheorie - Über die Schaffung und Vernichtung von Werten", 2003, S.139.
Die englische Ausgabe erschien 1979 unter dem Titel "Rubbish Theory. The Creation and Destruction of Value", Oxford University Press
Literatur:
_Wolfgang Ulrichs "Siegerkunst. Neuer Adel, teure Lust", 2016
_ Michael Thompson "Mülltheorie" Über die Schaffung und Vernichtung von Werten, 2003
_Thomas Piketty "Das Kapital im 21.Jahrhundert"
_"Vom Wert der Kunst als Wert der Arbeit" (Ausstellung), Weltkunstzimmer, Düsseldorf, 2016:
http://vomwertderkunst.tumblr.com/
_"Kunst, Arbeit, Gesellschaft", Die Kunstprojekte der Arbeiterkammer Wien und ihre Sammlung, Hrsg. AK Wien, 2016
_Glossar von "neu-wertig" (transparadiso)
Spezialtermine / special events:
_Do, 13.10.16: Ausstellungsbesuch: ¿BILDBILDER¿ von Nita Tandon und Daniel Wisser, Kunstraum
Nestroyhof; Fu¿hrung und Gespräch mit Nita Tandon und Performance von Daniel Wisser
_Do, 20.10.16: ¿untitled performance¿ der Studierenden, Eingangshalle TU Wien (neben
Haupteingang)
_Do, 27.10.16: Ausstellungsbesuch: ¿Abfallwert steigend¿, Kunsthaus Wien / Garage (mit
Studentinnen von Social Design/ Universität fu¿r angewandte Kunst); Begru¿ßung der Direktorin Bettina
Leidl und Fu¿hrung durch alle Ausstellungen mit den KuratorInnen (gratis Eintritt)
_Fr, 18.11.16: midterm review mit Gabriela Vaz-Pinheiro (Kuratorin, Porto/ PT)
_Fr, 27.01.17: Schlusspräsentation mit den GastkritikerInnen Jade Niklai (Kuratorin, Wien), Yasmine
Ostendorf (Kuratorin, NL), Nita Tandon (Ku¿nstlerin, Wien), Michael Zinganel (Ku¿nstler, Wien)