Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage die Entwicklungs-Geschichte von "Kunst im öffentlichen Raum" in Europa seit dem frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart nachzuvollziehen. Sie sind fähig, die unterschiedlichen Motivationen und die wichtigsten Strömungen zu erkennen. Sie lernen, wie sich Kunst und Architektur (und Marketing seitens der Auftraggeber) zum gegenseitigen Vorteil ergänzen können, aber auch warum Kooperationen häufig von unterschiedlichen Erwarungshaltungen und daher von Konflikten gekennzeichnet sind.
Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) hat im allgemeinen den Anspruch, über das spezialisierte Publikum der Kunstinstitutionen hinaus breitere Rezipient_innenkreise zu erreichen. Das dahinter stehende Interesse kann von rein dekorativen über umweltgestalterische Ansprüche bis zu subversiven Absichten und politischen Manifestationen reichen. Grundlage für die Mehrzahl der interessanteren Ansätze ist die Forderung der historischen Avantgarden nach einer Synthese von Kunst und Architektur oder nach einer Aufhebung der Trennung von Kunst und Lebenspraxis. Immer mehr wird KiöR aber auch von Firmen- oder kommunal-politischen Interessen als wettbewerbsstrategischer Faktor begriffen. Die Frage, was den öffentlichen Raum überhaupt als solchen konstituiert, rückt dadurch wieder in das Zentrum der Auseinandersetzung. Die Vorlesung setzt an gegenwärtigen Privatisierungstendenzen des öffentlichen Raumes an und fragt danach, wie KünstlerInnen sich im Kampf um die Herstellung des öffentlichen Raumes und die Selbstvermarktung von Unternehmen und Kommunen verortet haben.
Begriffsbestimmungen zu Kunst im Öffentlichen Raum, siehe: Katalog zum Skulptruenprojekt Münster 2007, Glossar 326–475 (erhältlich in der Institutsbibliothek)