260.857 Entwerfen Berliner Riesen
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2024S, UE, 8.0h, 10.0EC
TUWEL

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 8.0
  • ECTS: 10.0
  • Typ: UE Übung
  • Format der Abhaltung: Präsenz

Lernergebnisse

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage ein komplexes städtisches Terrain zu analysieren, die Morphologie architektonischer Großstrukturen und Infrastrukturen in einem stark durch modernistische Planungsideen geprägten innerstädtischen Gebiet zu verstehen, zu hinterfragen und daraus eigene strategische Überlegungen und stadtplanerische Konzepte in räumliche Gestaltungsvorschläge im städtebaulichen Maßstab zu übersetzen und darzustellen.

Inhalt der Lehrveranstaltung

Städtische Riesen sind faszinierend und vielfältig. Manche sind dominant und beherrschen durch Masse und Präsenz ihre Umgebung. Andere entziehen sich durch starke Introvertiertheit dem Kontext. Klar ist aber: das Verhältnis von Großstrukturen - ob Architekturen oder Infrastrukturen - und Stadt folgt eigenen Regeln. 

Im Rahmen der gegenwärtigen Diskussion zu einem ressourcenschonenden „Recycling der Stadt“ und zur „Transformation des Bestands“ geraten auch die vakanten oder untergenutzten Gebäuderiesen wieder in den Blick. Solch riesige Architekturen markieren heute oft Leerstellen im städtischen Gefüge, die aufgrund ihrer Größe eine destabilisierende Wirkung entfalten können. Mit ihrer Dimension haben sie eben aber auch großes Potential, wesentlich zu dessen positivem Wandel beizutragen.  

Zu solchen städtischen Riesen zählen auch modernistische Großstrukturen der 1970er Jahre wie die Alte Wirtschaftsuniversität in Wien (1976-82) oder das Internationale Kongresszentrum in Berlin (1975-79), das im Mittelpunkt der Auseinandersetzung im Sommersemester stehen wird.  Der Geist der Zeit vom Glauben an unbegrenztes wirtschaftliches Wachstum und Fortschritt durch Technik, den diese Gebäude noch ausstrahlen, wirkt heute angesichts zunehmender Ressourcenknappheit anachronistisch. Zugleich sind sie meist sanierungsbedürftig und ihre einstigen Nutzungen obsolet, während neue Akteur:innen die entstandenen Raumpotentiale besetzen, Mitsprache beanspruchen  und Verantwortung übernehmen wollen. Städte als Eigentümerinnen dieser Strukturen können diese Transformation mit eigenen Mitteln oft nicht bewältigen und stehen vor der Herausforderung, neue Nutzer:innen zu finden, die bereit sind, Gemeinwohl und ökonomische Zwänge zusammen zu denken.

Höchste Zeit die Frage nach den Möglichkeiten einer langfristigeren Rehabilitierung der Riesen zu stellen: im Rahmen des Entwerfens werden Strategien zur räumlichen und programmatischen Reintegration von architektonischen Großformen in ihr Umfeld und in die Gesamtstadt thematisiert und entwickelt. 

Untersuchungsgebiet ist der als „Stadteingang West“ bezeichnete Bereich rund um das Berliner Messegelände/ICC und das Autobahndreieck Funkturm. Das Gebiet ist wesentlich geprägt vom Leitbild der autogerechten Stadt: gigantische Verkehrsbauwerke generieren einen unwirtlichen Stadtraum aus fragmentierten Freiräumen und kahlen Nichtorten. Zugleich ist das Gebiet mit dem zentralen Omnibusbahnhof und der Anbindung an den S-Bahnring ein hochfrequenter Ort des Durchgangs, des Ankommens, Umsteigens und Abfahrens. Es ist auch ein Ort der Veranstaltungs- und Wissensökonomie: die Messe Berlin ist eine der größten Messeveranstalter weltweit und zieht jährlich hunderttausende von Besucher:innen an. Weitere Riesen wie der ehemalige Güterbahnhof Grunewald schlummern im Verborgenen zwischen Infrastrukturschneisen. Mitten im Gebiet liegt das nicht mehr genutzte und inzwischen denkmalgeschützte ICC als ehemaliger Teil des Messegeländes wie ein gestrandetes Raumschiff. 

In der Lehrveranstaltung werden städtebauliche Szenarien rund um das ICC und benachbarte großmaßstäbliche Infrastrukturen und Potentialräume entwickelt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Wechselwirkung zwischen nachgenutzter, reaktivierter bzw. reintegrierter Groß- bzw. Infrastruktur und dem unmittelbaren wie auch erweiterten und gesamtstädtischen Kontext.

Wir diskutieren das Verhältnis von Großstrukturen und öffentlichem Raum. Innen-, Zwischen- und Außenraum werden als potentielles Raumkontinuum thematisiert. Wir setzen uns mit der Komplexität schwergewichtiger Architekturen, ihrer Eigenlogik und ihrem Innenleben auseinander, betrachten ihre Ränder und Grenzen und Phänomene der Ab- und Anlagerungen von städtischen Funktionen. 

Zentral wird auch die Frage sein, welche Akteur:innen in ein Zukunftsszenario eingebunden werden sollten. Wie kann ein neues Gleichgewicht zwischen Privatinteressen und dem Gemeinwohl konzipiert werden? Welche Parameter müssen im Rahmen von Planung gesteuert werden, welche müssen für Aneignung offengehalten werden? Wie sieht ein zeitgemäßes Verhältnis von Kontrolle und Laissez-faire in der Stadtentwicklung aus? Was muss Top-down abgesichert und welche Prozesse können nur von den Stadtbewohner:innen selbst in Gang gebracht werden?

Methoden

  • Überblick und Inputs zur Thematik durch Krammer/Bretschneider und Expert:innen/Akteur:innen
  • Gemeinsame Recherche-/ Analysephase zu ausgewählten Themenschwerpunkten und Orten des Untersuchungsgebietes 
  • Vergleichende Diskussion unterschiedlicher aktueller und historischer Transformationsansätze und -konzepte
  • Entwicklung von Planungskonzepten und entwerferische Überprüfung und Auseinandersetzung in Projektteams zu je 3 Studierenden (research by design)
  • Einzelkorrekturen, Workshops und gemeinsame Diskussion der Testprojekte
  • Fieldtrips mit zugehöriger 5-tägiger Exkursion nach Berlin im April 2024

Prüfungsmodus

Prüfungsimmanent

Vortragende Personen

Institut

LVA Termine

TagZeitDatumOrtBeschreibung
Di.14:00 - 18:0005.03.2024 - 11.06.2024Seminarraum AE U1 - 1 Korrektur
09:00 - 18:0018.03.2024 - 19.03.2024Seminarraum AE U1 - 1 Workshop
Di.14:00 - 18:0009.04.2024 - 25.06.2024Seminarraum AE U1 - 3 Korrektur
Di.09:00 - 18:0023.04.2024 - 30.04.2024Seminarraum AE U1 - 3 Korrektur
09:00 - 18:0013.05.2024 - 14.05.2024Ersatzraum Prechtlsaal 2 Workshop
Di.14:00 - 18:0018.06.2024Seminarraum 8 Korrektur
Entwerfen Berliner Riesen - Einzeltermine
TagDatumZeitOrtBeschreibung
Di.05.03.202414:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 1 Korrektur
Di.12.03.202414:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 1 Korrektur
Mo.18.03.202409:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 1 Workshop
Di.19.03.202409:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 1 Workshop
Di.09.04.202414:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 3 Korrektur
Di.23.04.202409:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 3 Korrektur
Di.30.04.202409:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 3 Korrektur
Di.07.05.202414:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 1 Korrektur
Mo.13.05.202409:00 - 18:00Ersatzraum Prechtlsaal 2 Workshop
Di.14.05.202409:00 - 18:00Ersatzraum Prechtlsaal 2 Workshop
Di.28.05.202414:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 1 Korrektur
Di.04.06.202414:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 3 Korrektur
Di.11.06.202414:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 1 Korrektur
Di.18.06.202414:00 - 18:00Seminarraum 8 Korrektur
Di.25.06.202414:00 - 18:00Seminarraum AE U1 - 3 Korrektur

Leistungsnachweis

  • Wöchentliche Korrekturen, 2 mehrtägige Workshops, Zwischenpräsentationen, Endabgabe. Zusätzlich wird eine Exkursion nach Berlin angeboten, in deren Rahmen das Untersuchungsgebiet besichtigt wird und Gespräche mit Expert:innen vor Ort geführt werden.  Der Leistungsnachweis erfolgt immanent. D.h. sowohl die Mitarbeit während aller Lehrveranstaltungseinheiten an der TU, als auch die kontinuierliche Arbeit zwischen diesen Einheiten, sowie die Qualität ebendieser und der Endabgabe werden zur Notenfindung herangezogen.
  • Analyse, Evaluation und Präsentation von ausgewählten Planungskonzepten und Referenzprojekten (Theorie und Praxis)
  • Kritisches Hinterfragen des Verhältnisses von Planungskonzepten und Realisierung
  • Entwicklung eines eigenen konzeptionellen Zugangs aus den Kenntnissen der vorangegangenen Recherche und der Ortsanalyse
  • Erarbeitung eines Testentwurfs im konkreten stadträumlichen Kontext des Untersuchungsgebietes
  • Planliche Darstellung von Analyse, Konzept und Entwurf in Zeichnungen, Grafiken und Modellen

Bewerbung

TitelBewerbungsbeginnBewerbungsende
Entwerfen Master (10 ECTS / 15 ECTS)16.02.2024 09:0019.02.2024 12:00

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 443 Architektur Gebundenes Wahlfach

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Vorkenntnisse

  • Grundkenntnisse zu städtebaulichen Leitbildern und Planungskonzepten
  • Erfahrung im Bereich der städtebaulichen Analyse und des städtebaulichen Entwurfs

Begleitende Lehrveranstaltungen

Weitere Informationen

Sprache

Deutsch