Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage Infrastrukturen als immanenten Bestandteil von Städten zu erkennen und die Gestaltung ebendieser als architektonische Entwurfsaufgabe zu verstehen. Sie sind generell über die vorherrschenden Dynamiken des urbanen Lebensraums und im Speziellen über die Zusammenhänge und wechselseitigen Abhängigkeiten von Mobilitäts-, Raum-, Landschafts- und Stadtplanung mit architektonischen Konzepten informiert. Die Studierenden sollen erkennen, dass es zunehmend erforderlich ist Planung als dynamischen Entwicklungsprozess zu verstehen. Sie verfügen über die Kompetenz, Handlungsfelder im urbanen Kontext zu erkennen und entsprechende städtebauliche Lösungsansätze auf verschiedenen Maßstabsebenen zu entwickeln. Sie sind weiters in der Lage komplexe Entwurfsaufgaben aus dem Fachgebiet des Städtebaus eigenständig sowie in Gruppenarbeiten, systematisch und mit originärem, zeitgemäßen Entwurfsansatz auf der Grundlage einer präzisen gestalterischen Sprache zu bearbeiten. Die Studierenden können eigenverantwortliche Recherchen durchführen und themenbezogene Analysen anzufertigen. Sie sind in der Lage, Entwurfskonzepte zu erstellen und diese in Form von Strategie-, Konzept- und Entwurfsplänen umfassend darzustellen und zu präsentieren.
Die Räume unter den Wiener Stadtbahntrassen sind seit ihrer Errichtung einer regen Nutzung unterzogen. Zu den ursprünglich dort angesiedelten Geschäften, Werkstätten, Lagern und Ateliers gesellten sich später Restaurants, Bars, Clubs und Kulturstätten. Unter neueren Trassen breiten sich Parks, Sportflächen, Geh- und Radwege und über weite Strecken PKW-Stellplätze aus.
Im Rahmen des Entwerfens „Under the Tracks“ analysieren wir den gegsenwärtigen Zustand dieser Räume unter den Gleisen und diskutieren Referenzbeispiele aus anderen Städten. Schlussendlich suchen wir unter dem weit verzweigten Wiener Schienennetz nach ungenutzten oder unternutzten Räumen, um Vorschläge für eine Gestaltung auszuarbeiten, die eine bestmögliche Integration dieser Infrastrukturbauten in ihre Umgebung ermöglichen.Das Entwerfen gliedert sich in zwei Phasen.
In der ersten Phase analysieren wir nach einer vorgegebenen Methode ausgewählte Räume unter Wiener Bahnstrecken, ihre Einbettung in die Stadtstruktur und ihre Wechselwirkungen mit der Umgebung – unter der relativ neuen Trasse der U1 und U2 ebenso wie unter den altgedienten Stadtbahn-Trassen (Gürtel- und Vorortelinie). Außerdem werden internationale Referenzbeispiele (historische und aktuelle), die nach derselben Methode analysiert wurden diskutiert, um sie mit den Wiener Beispielen zu vergleichen. Dabei wollen wir folgenden Fragen nachgehen: Welche Dimensionen haben Räume unter Hochtrassen? Wie werden die Räume unter den Wiener Schienentrassen in Hochlage derzeit genutzt und wie sind sie gestaltet? Wie werden Räume unter Gleistrassen in anderen Städten genutzt und wie sind sie gestaltet? Welche Funktionen können unterhalb von stark befahrenen Eisenbahn-Linien überhaupt angesiedelt werden?
Anhand der Ergebnisse der Analyse-Phase erarbeiten wir gemeinsam einen Katalog der Entwurfsansätze und typische Nutzungen für Räume unter Schienentrassen zeigt.In der zweiten Phase des Entwerfens sollen mit Hilfe der Erkenntnisse der ersten Phase konzeptionelle Entwürfe für Räume unter den Wiener Gleistrassen entwickelt werden, die derzeit nicht genutzt werden oder Barrieren im Stadtraum darstellen. Dabei gehen wir folgenden Fragen nach: Welche ungenutzten Raumpotenziale verbergen sich unter den Wiener Schienentrassen in Hochlage? Wo befinden sich ungenutzte Räume unter Eisenbahn-Hochtrassen? Welche Nutzungen und welche architektonischen Gestaltungen tragen dazu bei, dass sich die Barrierewirkung von Gleistrassen im urbanen Raum verringert?Anhand der Testentwürfe wollen wir die erforschen welche Aufgaben die Räume unter den Schienen für die Stadt zukünftig erfüllen und welchen Mehrwert sie für ihre direkte Umgebung generieren könnten.
Phase 1: vergleichende stadtstrukturelle Analysen (Anwendung bestehender Methoden), Detailanalysen (3D) ausgewählter Beispiele
Phase 2: Erarbeitung von konzeptionellen Entwürfen unter Anwendung der Erkenntnisse der Analysen
Die Arbeit erfolgt in Gruppen von zwei bis drei Personen. Der Leistungsnachweis erfolgt mittels kontinuierlicher Arbeit während des Semesters, Anwesenheit und Mitarbeit während der gemeinsamen Korrekturtermine, sowie durch zwei Präsentationen (Analyse und Entwurf) und eine digitale Abgabe.
Es wird vorausgesetzt, dass die Teilnehmer:innen des Entwerfens einfache dreidimensioanle Modelle in NURBS-basierten 3D-Programmen erstellen können, sowie Lagepläne in CAD-Programmen sowie in Adobe Illustrator bearbeiten können.