Wandel hat in Ottakring Tradition. Der Bezirk ist ein begehbares Laboratorium für den behutsamen Umbau, die zumeist sanfte Erneuerung der Stadt und die Aktivierung des Leerstands durch Kooperation zwischen Bewohner:innen und Institutionen.
Ottakring war und ist ein Ort für Neuankommende, eine Arrival City. Diese Akteur:innen besetzen Leerräume und Nischen, beanspruchen Mitsprache und übernehmen Verantwortung. Zugleich gibt es Gruppen, die marginalisiert, von Teilhabe ausgeschlossen und von Verdrängung bedroht sind. Es gibt viele Bewohner:innen, denen Stimme und Zeit fehlt, ihr Recht auf Stadt einzufordern.
Aufgrund der durch Klimawandel, Ukrainekrieg und Digitalisierung ebenfalls substanziell veränderten Rahmenbedingungen hat die Stadt sich für die Transformation ambitionierte Ziele gesetzt, deren Umsetzung gerade dort eine besondere Herausforderung darstellt, wo sie bereits gebaut ist. Um diese zu erreichen sind eigene Strategien, neue Kooperationen und ungewohnte Methoden erforderlich. Diese gilt es in einem traditionellen Arbeiter:innenbezirk auch vor dem Hintergrund sich grundlegend wandelnder Arbeits- und Produktionsbedingungen zu entwickeln.
Gemeinsam mit Vertreter:innen von Stadt und Bezirk und Anrainer:innen aus unterschiedlichen Milieus und Generationen werden wir im Rahmen des Entwerfens die Diskussion führen und Vorschläge erarbeiten, wie ein zeitgemäßer Stadtumbau aussehen kann.
Das Untersuchungsgebiet rund um den alten Ortskern in Ottakring dient als Ausgangspunkt und für die Auseinandersetzung mit dem Bestand und als Testfeld zur Erprobung neuer Strategien und Ansätze seiner Transformation. Besonderes Augenmerk liegt auf der Wechselwirkung zwischen zwischengenutzter bzw. reaktivierter Bestandsstruktur und dem unmittelbaren wie auch erweiterten und gesamtstädtischen Kontext.
Um einen breiten Dialog zu führen und Einblicke aus unterschiedlichen Perspektiven zu gewinnen sind mehrere Kooperationen vorgesehen.
Wir kooperieren mit der MA 21 und dem Bezirk Ottakring, die das Gebiet als Experimentierzone und „Living Lab“ und als Pilotprojekt zur Umsetzung der Smart Klima City Strategie im Bestand betrachten. Auch Überlegungen zum Thema Kreislaufwirtschaft sollen dabei miteinbezogen werden.
Aus bottom-up-Perspektive kooperieren mit dem Kollektiv Kaorle, das mit „Lido“, der Zwischennutzung eines vakanten Grundstücks mitten im Untersuchungsgebiet, gerade Neuland in Ottakring betritt. Teile der Lehrveranstaltung werden als Stadtlabor in den Räumlichkeiten des Kollektivs vor Ort in der Ottakringer Straße abgehalten.
Wir fragen uns:
Was sind bewährte Strategien und wo sollte Neuland betreten werden?
Wie können Stadtbewohner:innen und Stadtplanung in einem kollektiven, kooperativen Prozess gemeinsam den nötigen Wandel vorantreiben ohne das soziale Gleichgewicht zu stören? Welche Faktoren sind hierfür relevant? Welche Erfahrungen können die Institutionen aus Stadt und Bezirk einbringen? Welche Rollen spielen bottom-up-Initiativen und Zwischennutzungen und wie können sie sinnvolle Impulse für das Quartier setzen, ohne am Ende selbst verdrängt zu werden?
Wie radikal kann behutsame Stadterneuerung werden?
Wöchentliche Korrekturen, 2 mehrtägige Workshops, Zwischenpräsentationen, Endabgabe. Der Leistungsnachweis erfolgt immanent. D.h. sowohl die Mitarbeit während aller Lehrveranstaltungseinheiten an der TU, als auch die kontinuierliche Arbeit zwischen diesen Einheiten, sowie die Qualität ebendieser und der Endabgabe werden zur Notenfindung herangezogen.
- Analyse, Evaluation und Präsentation von ausgewählten Planungskonzepten und Referenzprojekten (Theorie und Praxis)
- Kritisches Hinterfragen des Verhältnisses von Planungskonzepten und Realisierung
- Entwicklung eines eigenen konzeptionellen Zugangs aus den Kenntnissen der vorangegangenen Recherche
- Erarbeitung eines Testentwurf im konkreten stadträumlichen Kontext des Untersuchungsgebietes