Eine kritische Auseinandersetzung mit dem räumlichen, sozialen und theoretischen Kontext von Arbeit
Im Rahmen des kleinen Entwerfens „Arbeit ist das halbe Leben“ wollen wir gemeinsam die symbiotischen Beziehungen zwischen Stadt und Arbeit durchleuchten und der Frage nachgehen wie wir Arbeit heute und in der Zukunft in unseren Städten integrieren können und vor allem wollen.
Produktionsstätten sind seit jeher Orte der Kreativität und Innovation, die sowohl die Stadt beeinflussen, als auch von der Stadt beeinflusst werden. Sie prägten ganze Regionen, waren Ursprung von Stadtgründungen und Bevölkerungswachstum und formten unsere Gesellschaft(en). Gleichzeitig fand oft auch die Freizeit – das Zusammenkommens, das Wohnens, die Erholung, die Unterhaltung etc. – im Kontext der Arbeitsstätte statt. Stadt undProduktion sind auch heute noch sehr eng miteinander verwebt. Die Stadt beherbergt Unternehmer:innen, Arbeitskräfte, Ressourcen und Verbraucher:innen und setzt eine Kette von Produktion, Konsum und Reproduktion in Gang.
Im Rahmen des kleinen Entwerfens steht Arbeit/Produktion und ihr räumlicher, sozialer und theoretischer Kontext im Zentrum unserer Beobachtung. Wir setzten uns unter anderem mit utopischen Visionären auseinander, untersuchen den Paternalismus von Großunternehmen, Gartenstädte und Company Towns, besprechen Themen, wie De-industrialisierung und Neoliberalismus, aber erörtern auch neue Trends wie „New Work“ und Auswirkungen von Digitalisierung. Wir nehmen Wohntypologien von Arbeitersiedlungen unter die Lupe und hinterfragen zeitgenössische Umsetzungen der 15-Minuten Stadt.
Betreut von einem interdisziplinären Team, bestehend aus Karoline Mayer, Kuratorin und Filmemacherin mit Architektur-Hintergrund (Architekturzentrum Wien), als auch Dorothee Huber und Ute Schneider (Forschungsbereich Städtebau und Entwerfen), und zusätzlichen punktuellen themenspezifischen Inputs von weiteren Expert:innen, erarbeiten die Studierenden folgende Fragen: Welche Verantwortung hatten/haben Betriebe gegenüber ihren Mitarbeiter:innen? Welche sozialen Funktionen waren in den verschiedenen Zeitperioden und Projekten Teil des Arbeitsumfeldes? Wie funktioniert in den einzelnen Projekten die Integration von Produktion in die Stadt bzw. der Stadt in die Produktion? Um Antworten auf diese Fragen zu finden werden konkrete bauliche Fallstudien und theoretische Positionen aus unterschiedlichen Epochen analysiert und erforscht, um die kultur- und sozialgeschichtliche Rolle des Arbeitens im Zusammenhang mit den Entwicklungen in der Architektur und Stadtplanung im 18. und 19. Jahrhundert und bis zur Gegenwart zu verstehen und in angewandte zukunftsorientierte Entwurfskonzepte zu übertragen. Wir wollen gemeinsam Visionen für die zukünftige Koexistenz von Stadt und Produktion entwickeln: Die Produktive Stadt des 21. Jahrhunderts – ein konstruktives und lebendiges Neben- und Miteinander in einer vernetzten und digitalisierten Welt, in der Arbeit, Freizeit und Wohnen nahtlos ineinanderfließen.
Arbeitsweise
Das Entwerfen ist in drei thematische Blöcke (Research & Design & Exhibition) konzipiert, welche integrativ bearbeitet werden. Die Studierenden erarbeiten in Kleingruppen ihre Recherche-Themen und übertragen während des Semesters die Erkenntnisse in die Gegenwart. Innerhalb mehrerer kleiner Entwurfsübungen soll sich an die Forschungsergebnisse angenähert und Positionen entwickelt werden, die schließlich an einem konkreten Standort in Budapest oder Wien im zeitgenössischen Kontext angewandt, hinterfragt und/oder auch weiterentwickelt werden sollen. Das Ergebnis des Entwerfens ist eine Ausstellung, wo das erarbeitete Wissen, die Entwürfe und Positionen zur Schau gestellt werden. Die Übung legt den Fokus nicht nur auf den reinen Entwurf, sondern integriert auch theoretische und kuratorische Überlegungen.
Die Entwerfen Termine finden (in etwa) jeden zweiten Freitag statt und sind als Workshop-Format gedacht, wo gemeinsam diskutiert, kommentiert, konzipiert und gearbeitet wird. Die Ausstellung findet in der ersten Märzwoche statt.
Die Teilnahme an der Exkursion (260.850) ist verpflichtend.