Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage ein komplexes städtisches Terrain zu analysieren, das Verhältnis von Automobilproduktion und Stadt zu verstehen und zu beschreiben, die Struktur architektonischer Großstrukturen und Infrastrukturen in städtischen Peripherien zu lesen, zu verstehen und eine grundlegende Recherche für einen städtebaulichen Transformationsprozess durchzuführen. Des Weiteren diese mit geeigneten Mitteln (Text, Fotografie, Film, Kartografie, Zeichnung, Modell), grafisch aufzubereiten, verständlich darzustellen und in konzeptionelle Überlegungen zu überführen, die als Grundlage für einen Entwurf im städtebaulichen Maßstab dienen.
“All around Aspern - Automobilproduktion und Stadt”
Die Beziehung zwischen Stadt und Automobil ist tiefgreifend und vielschichtig. Ganze Städte sind rund um Produktionsstätten der Automobilindustrie entstanden und gewachsen und nach ihrem Verschwinden wieder geschrumpft. Kaum ein anderes Verkehrsmittel hat die Struktur der Stadt und ihr Verhältnis zum Umland im 20. Jahrhundert so tiefgehend verändert.
Das heraufziehende Ende des fossilen Zeitalters und ein gewandeltes Mobilitätsverhalten bedeuten keineswegs das Ende der Ära des Automobils. Neue Antriebsformen ändern nichts an dem hohen Stellenwert, den wir dem Freiheitsversprechen von Mobilität wohl auch in Zukunft beimessen. Dass die Verflechtung von Auto und Stadt weit über das überholte Leitbild der autogerechten Stadt hinausgeht, zeigt ein Blick auf die Autoindustrie. Als globaler Wirtschaftszweig, von dem oftmals das ökonomische Schicksal ganzer Regionen abhängt, bleibt diese ein wesentlicher Faktor in der Stadtentwicklung. Kurzfristige Standortverlagerungen aufgrund ökonomischer Abwägungen stehen einer zumeist eher auf langfristige Prozesse und Stabilität ausgerichteten Planung diametral entgegen. Denn solche wirtschaftlichen Entscheidungen haben großen Einfluss auf die Planungsparameter.
Wie können wir als Planer:innen auf diese Entwicklungen reagieren oder diese sogar antizipieren? Die hinterlassenen, oftmals riesigen baulichen Anlagen bleiben oft als Relikte einer vergangenen Zeit zurück und harren anderer Nutzung oder dem Verfall. Welche Spuren erhalten wir und welche löschen wir aus? Welche Strukturen können wir adaptieren, reparieren und weiternutzen? Auf welche bewährten Strategien können wir dabei zurückgreifen?
Auch in Wien hat die Autoindustrie ihre Spuren hinterlassen. Das Opelwerk in Aspern wurde 1979 eröffnet und war lange Zeit ein Garant für wirtschaftliche Stabilität. In Kürze schließt das Werk nun endgültig seine Tore und die Frage der Nachnutzung wird drängend. Was tun mit diesem Riesen, der den Resselpark zweimal fassen würde und in seiner Ausdehnung vom Anfang des Naschmarkts bis zur Kettenbrückengasse reichen würde?
In unmittelbarer Nachbarschaft wächst zugleich mit der Seestadt eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Wiens heran. Das übliche Verhältnis scheint hier auf den Kopf gestellt: Statt der gängigen Logik, nach der die Stadt um das Werk wächst, wächst hier die Stadt erst, nachdem das Werk bereits geschlossen ist.
Im Modul Territoriale Transformation wollen wir anhand des Opelwerks in Aspern das Verhältnis von Automobilindustrie und Stadt untersuchen, indem wir auf Spurensuche gehen, den Bestand untersuchen und dokumentieren und daraus Transformationskonzepte ableiten.
Begleitet von einer ausführlichen Recherche und Analyse anderer Autostädte nähern wir uns dem Ort mit Exkursionen und der Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven an. Wir stellen die Frage nach Adaptivität des ehemaligen Opelwerks und seiner städtebaulichen Einbindung und entwickeln mögliche Zukunftsszenarien und Ansätze für eine stadträumliche Transformation des Areals und Einbindung in seine Umgebung, die dann im kommenden Semester entwerferisch ausgearbeitet werden soll.
Im Rahmen des Moduls wird den Studierenden durch Vorträge von Expert:innen aus der Planungspraxis, aus Fachabteilungen und akademischen Institutionen ein Überblick über den Status-quo der Stadt- und Regionalentwicklung gegeben. Im Rahmen mehrerer betreuter Workshops identifizieren die Studierende Themenfelder, die für die zukünftige Entwicklung des potenziellen Entwicklungsgebiete relevant sind. Die Studierenden erarbeiten danach eigenständig Beiträge, bestehend aus Grafiken, Plänen und Texten, die in einer Sammelpublikation zusammengefasst werden.
-
Überblick und Inputs zur Thematik „Territoriale Transformation“ am Beispiel Opelwerk Aspern
-
Begleitende Recherche und Vergleich zu verschiedenen Autostädten und Produktionsstandorten sowie Diskussion ihrer Transformationsprozesse
-
3 zweitägige Workshops zu Modulschwerpunkten als Kombination von Inputs und direkter Anwendung in Teilaufgabenstellungen, die sich mit dem Ort und Bestand auseinandersetzen
-
Vergleichende Diskussion unterschiedlicher aktueller und historischer Transformationsansätze und -konzepte und passender Referenzprojekte
-
Ausarbeitung einer Gruppenarbeit zum Abschluss, die alle Teilergebnisse in ein stadträumliches Transformationskonzept für das Opelwerk und seine zukünftige Nutzung und Einbindung in den städtebaulichen Kontext überführt
-
2 begleitende Exkursionen: Besichtigung des Opelwerks und der Tabakfabrik Linz
Wird geblockt abgehalten, 3 Intensivworkshops (zweitägig), Exkursionen, Onlinetermine, Zwischenpräsentationen, Endabgabe. Der Leistungsnachweis erfolgt immanent. D.h. sowohl die Mitarbeit während aller Lehrveranstaltungseinheiten an der TU, als auch die kontinuierliche Arbeit zwischen diesen Einheiten, sowie die Qualität eben dieser und der Endabgabe werden zur Notenfindung herangezogen.
Der Leistungsnachweis erfolgt über die aktive Teilnahme an den Vorträgen, Workshops, eigenständige Recherche und über die Abgabe einer schriftlichen / grafischen Arbeit nach Absprache mit den Betreuenden
