Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage komplexe Entwurfsaufgaben aus dem Fachgebiet des Städtebaus eigenständig, systematisch und mit originärem, zeitgemäßen Entwurfsansatz auf der Grundlage einer präzisen gestalterischen Sprache zu bearbeiten. Sie haben die Kompetenz, Handlungsfelder im urbanen Kontext zu erkennen und entsprechende städtebauliche Lösungsansätze zu entwickeln. Die Studierenden können eigenverantwortliche Recherchen und themen-bezogene Grundlagen erheben. Sie sind in der Lage, Entwurfskonzepte zu erstellen und diese in Form von Strategie-, Entwurfs- und Detailplänen umfassend darzustellen und zu präsentieren.
Videopräsentation der Lehrveranstaltung: https://owncloud.tuwien.ac.at/index.php/s/PZzmSxzfq5qgdZT
Die Balkanroute war über viele Jahrhunderte eine der wichtigsten Handels- und Heeresstraßen in Europa. Für die Kreuzzüge und die Habsburgermonarchie war sie von zentraler Bedeutung. Als Balkanroute werden heute Migrationsrouten zwischen dem Nahen Osten und Europa über den Balkan bezeichnet. Der Begriff wurde vor allem im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise in Europa 2015 verwendet.
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2015 kamen laut EU-Kommission fast 700.000 Menschen auf der Balkanroute von Griechenland nach Zentraleuropa. Viele Transitstaaten ergriffen Maßnahmen, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen. Nach einem EU-Gipfel Anfang März 2016 gaben Slowenien und andere Staaten Maßnahmen bekannt, die die Balkanroute noch undurchlässiger als zuvor machten. Österreichs damaliger Außenminister und jetziger Bundeskanzler betonte, dies solle dauerhaft so bleiben („Balkanroute geschlossen“). 2019 nutzten etwa 80.000 Menschen die Balkanroute.
Bereits Anfang der 2000er Jahre begann die Migration über die östliche Balkanroute (Bulgarien und Rumänien) langsam anzusteigen. Die, in Abstimmung der EU mit der Türkei, eingeführten Beschränkungen führten zur Verlagerung der Migration auf die westliche Balkanroute, über Griechenland, Albanien, Nordmazedonien, Bosnien…
Seit Juli 2019 erhält die Balkanroute durch Berichte über die menschenunwürdigen Zustände in griechischen und bosnischen Flüchtlingslagern (Vučjak, Lipa, Velika Kladusa, Moria, Kara Tepe …) wieder große mediale Aufmerksamkeit.
Die Entwurfsübung „Balkanroute“ befasst sich mit der geografischen, politischen und sozialen Dimension der Migrationsbewegungen auf dem Balkan. Insbesondere Fragen der menschenwürdigen Unterbringung von Migranten, der Logistik bestehender Flüchtlingslager sowie der Integration zu angrenzenden Orten stehen dabei im Vordergrund. „Temporäres“ Wohnen (oft für viele Jahre) unter Ablehnung der ansässigen Bevölkerung in weniger wohlhabenden Ländern stellt die Gestaltung und Verortung von Unterkünften vor komplexe Herausforderungen.
Die Entwurfsübung „Balkanroute“ wird sich ab Mai auf Basis analytischer und kartografischer Annäherungen mit den Fragen der Migration und der Komplexität von Flüchtlingslagern als eigenständige Städte auf infrastruktureller wie gesellschaftlicher Ebene befassen.
Im Sommer 2021 sind in einem einwöchigen Sommerworkshop auf dem Balkan, in Kooperation mit Kolleg*innen verschiedener Universitäten der Transitländer, Entwürfe zu temporären wie dauerhaften Unterbringungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Durch strategische Überlegungen zu parallelen Existenzen von Flüchtlingslagern und der jeweils lokalen Dorf- und Stadtentwicklung der angrenzenden Orte, bis hin zu Retrofitting von Bestandsgebäuden, temporären Konstruktionen und bis hin zu textilem Bauen, .
Anschließend an eine grafische Nachbearbeitungsphase erfolgt die Abgabe und Präsentation der Arbeiten Ende September. Eine Publikation ist geplant.
Betreuung: Dienstag Vormittag
Mamica Burda, Nela Kadic, Markus Tomaselli
9. März, 10h: Intro
Zoom Meeting-ID: 967 0511 7181
4. Mai: Vortragsreihe
Mai/Juni, Dienstags 9-13h: Betreuung
29. Juni, 9-13h: Präsentation Kartografischer Atlas mit geladenen Gästen
--- Sommerpause ---
23. - 29. August: Summerschool Balkan (voraussichtlich)
28. September, 9-13h: Abgabe und Schlusspräsentation mit geladenen Gästen
Teil 1, Mai – Juni 2021: Analytische und kartografische Studien zu Migration, Wohn- und Gesellschaftsformen von Flüchtlingslagern, sowie erste strategische Überlegungen im regionalen Kontext zur Einbindung von Flüchtlingslagern in bestehende Siedlungsstrukturen. Arbeit in Teams von 2 oder 3 Studierenden
Teil 2, Ende August 2021: Summerschool (falls möglich am Balkan, alternativ online): Intensivworkshop in internationalen Teams, strategische Konzepte sowie konkrete Entwürfe zu Unterbringung in Form von Retrofitting, temporären und dauerhaften Konstruktionen oder textilem Bauen
Teil 3, September 2021: Grafische Nachbereitungsphase