Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des urbanen Mikroklimas für hochverdichtete Stadtgebiete zu konzeptionieren und auf ihre Wirkung hin zu bewerten. Die komplexen Zusammenhänge zwischen mikro- und makrolimatischen Randbedingungen (saisonaler Temperaturverlauf, Wärmespeicherung, …) sowie der gebauten Umwelt, insbesondere des bestehenden Gebäudebestands, stellen eine schwierige Ausgangslage für Interventionen dar. Gleichwohl ist sowohl aus Sicht der Wissenschaft wie auch aus Sicht der Politik und Administration eine dringende Notwendigkeit für Kühlmaßnahmen in der Stadt gegeben. In dem inzwischen bereits fast zwei Jahrzehnte zurückliegenden Hitzesommer von 2003 hat eine Studie 70000 (!) Hitzetote in Europa bestätigt. Die ersten Reaktionen von Anrainer/Gebäudebewohnern sind aktive Kühlelemente zur Kühlung von Innenräumen (A/C Units, Splitgeräte). Diese stellen aber keine nachhaltige Lösung dar, sondern verschlimmern durch Energieverbrauch und Wärmeababge der Außenteile für das urbane Mikroklima sogar. Passive Maßnahmen der Gebäudekühlung, wie Verschattungen, Lüftungsmöglichkeiten, aber auch die Implementierung von Verdunstungskühlung durch Pflanzen stellen demgegenüber eine grundsätzlich zu bevorzugende Strategie dar.
Während dies grundsätzlich inzwischen auch Eingang in Stadtplanungsstrategien und baulichen Vorgaben gefunden hat, sind wir heute vielfach mit Örtlichkeiten in der Stadt konfrontiert, in der die Umsetzung, z.B. die Implementierung von Bepflanzung nicht oder nur schwer realisierbar ist. In diesem Kontext befasst sich das Entwerfen mit der Erstellung künstlicher, großformatiger Strukturen, die als entsprechender Funktionsträger in den Straßenraum implementiert werden sollen.
Im gegenständlichen Entwerfen sollen für einen konkrete Case-Study-Situation in Wien sogenannte “Smart and Urban Trees” konzeptioniert, entwickelt, konstruiert und evaluiert werden. Dabei findet das Entwerfen in enger Konjunktion zu einem aktuell laufenden Forschungsprojekt am Institut für Architekturwissenschaften statt, wo die wesentlichen Aspekte solcher Strukturen aktuell erforscht werden.
Die Case-Study ist die aktuell durch die Bauarbeiten des Wiener U-Bahnbaus (U3/U5) in eine Baustelle verwandelte Kirchengasse in 1070 Wien zwischen Siebensternplatzl und Maria-Hilferstraße. Für die Zeit nach Abschluss der U-Bahn-Bauarbeiten, welche gleichzeitig auch bedingen, dass kaum ausreichend Substrat für Bäume mit großen Kronen vor Ort vorhanden sein dürfte, soll eine Oberflächen- und Gassenneugestaltung gleich mit den Smart and Urban Trees entwickelt werden.
Wesentliche Herausforderungen in diesem Entwerfen sind zunächste die entsprechende Konzeption solcher großformatigen Strukturen (Fundierung, Material, konstruktive Ausgestaltung, Höhe, …), die Belegung mit entsprechenden Funktionen (Verschattung, evaporative Kühlung durch Bepflanzung, Träger für aktive Energiegewinnung durch Photovoltaik, Aufenthaltsqualitäten für Personen am Erdboden, ….) sowie die Nachweisführung der Wirkung auf den urbanen Straßenraum einerseits und die anliegenden Bauwerke andererseits (Strahlungsreduktion, Kühlung, Licht, Akustik, ….).
Das Entwerfen wird gemeinsam von den Forschungsbereichen Digitale Architektur und Raumplanung (E259.1), Tragwerkslehre und Ingenieurholzbau (E259.2), Bauphysik und Bauökologie (E259.3) unter Mitwirkung der Holzforschung Austria durchgeführt.
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