Leonardo’s Vernaculars
ChatGPT und andere Formen der künstlerischen Intelligenz: Architektur und die öffentlichen Gesichter der Mimesis
Reden macht oft das Erlebnis einer Sache oder einer Situation klein und hässlich im Vergleich zur eigentlichen Intensität – so zeigt es Max Frisch in Homo Faber, einem Roman der thematisiert, wie der technische, konstruktive Verstand – der nur mehr technisch spricht – das Leben zu erleben verlernt hat. "Schweig", läßt er Hanna, die Frau des Walter Faber, sagen, "Schweig, es wird alles so klein, wenn du darüber redest. Du redest, doch du sagst nichts."
Erasmus von Rotterdam, der wichtige Gelehrte im 16.Jahrhundert dessen Name uns heute noch sinnbildlich für die Wichtigkeit von Studienreisen, Kulturaustausch und einem bestimmten Generalistenverstand steht, hatte damals einen Rat gegeben der heute wieder aktuell wird: Um etwas Sinnstiftendes sagen zu können, sollte man vieles kennen und es sich aktiv angeeignet haben – um mit eigener Stimme davon sprechen zu können – so war (ungefähr) sein Rat. Heute haben wir die Kraft von erfinderischer Mimesis zur öffentlichen Sinnstiftung weitgehend vergessen, das ist bedauerlich!
In diesem Seminar wollen wir sinnstiftendes Sprechen und Schreiben lernen – je einzeln, aber mit und in den Stimmen vieler. Wir arbeiten mit den Instrumenten der klassischen Rhetorik und Poetik, ebenso wie mit Open AI (ChatGPT) und anderen Algorithmen: damit versuchen wir, die Böden einer bereitgestellten digitalen Bibliothek mit Büchern aus vielen Zeiten und thematischen Gebieten zu neuem Blühen und Fruchtbarkeit im Licht des Heute zu erregen.
Leonardo’s Vernaculars und Traktate einer digitalen De Officiis Oratoris
Wir üben uns von Woche zu Woche in vielen der verschiedenen Aspekte, die im Verfertigen der Rede zusammenspielen, wir lernen Formate und Instrumente kennen, und wir komponieren Übungsstücke (sogenannte "Still Lives") und ein abschliessendes "Meisterstück". Das Verfertigen dieser Stücke wird in Form eines Notebooks/Traktats durch das Semester begleitet und abschliessend als Abhandlung einer digitalen De Officiis Oratoris – zusammen mit den Übungen – eingereicht.
Zur Abhandlung De Officiis Oratoris: De Officiis Oratoris ist der Titel eines Werkes von Marcus Tullius Cicero, einem römischen Philosophen, Redner und Schriftsteller aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Und Zeitgenosse von Vitruv. Das Lateinische Wort officium setzt sich aus opificium, wörtlich für "work-doing," von ops (genitive opis) "power, might, abundance, means" (related to opus "work," from PIE root *op- "to work, produce in abundance") + combining form of facere "to make, to do" (from PIE root *dhe- "to set, put").
Womit wir arbeiten:
Wie wir arbeiten:
- In class group conversations
- Week to week writing exercises
- Audiovisual documents to be seen outside class time.
- Optional Sprechstude-meetings outside class time to prepare the exercise and master pieces that each student is submitting at the end of the course.
Montags 10:00 - 12:30 Uhr, Start: 06. 03.2023
ATTP Seminar Raum (Wiedner Hauptstr. 7, Stiege 2, Stock 1)
Background Literature:
- Jürgen Mittelstraß: Die Sprachlosigkeit der Ingenieure, Leske + Budrich, Opladen 1999.
- Horst Bredekamp, Theorie des Bildakts, Suhrkamp, Frankfurt 2010.
- Horst Bredekamp et.al. (eds.): Das Originale der Kopie, Kopien als Produkte und Medien der Transformation von Antike, De Gruyter, Berlin 2010.
- Jürgen Mittelstraß et.al. (eds.): Wissenschaftssprache, Ein Plädoyer für Mehrsprachigkeit in der Wissenschaft, Metzler, Stuttgart 2016.
- Dante Alighieri, Convivio (1304).
- Plato, Theatetus (3BC).
- Erasmus von Rotterdam, Copia: Foundations of the Abundant Style [De duplici copia verborum ac rerum], (1512).
- Erasmus von Rotterdam, Ciceronianus: Or a Dialogue on the Best Style of Speaking [Dialogus ciceronianus], (1528).
- Cicero, De Officiies Oratoris (1 AE)
Beachten Sie beim Verfassen der Ausarbeitung bitte die Richtlinie der TU Wien zum Umgang mit Plagiaten:
Leitfaden zum Umgang mit Plagiaten (PDF)