Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, sich in einem breiten Spektrum von Werken aus verschiedenen Disziplinen zu orientieren. Sie lernen Methoden kennen, um sich Werken der bildenden Kunst, der Wissenschaft und der Literatur zu nähern, konstruktive Verbindungen herzustellen und das Denken in ungewohnten Strukturen zu üben. Das Seminar richtet sich an Studierende, die sich mit verschiedenen architektonischen Formen und Formaten des Schreibens auseinandersetzen wollen. Die Inhalte des Seminars sollen die Studierenden motivieren, in der Architektur und nicht über die Architektur zu denken.

Zirkuläres Wissen in architektonischen Bildwelten

In diesem Seminar werden wir die architektonische Bilderzeugung als einen Ort der Theorie behandeln. In den Gemälden und Zeichnungen von Lina Bo Bardi, Marco Frascari, John Hejduk, Aldo Rossi oder Madelon Vriesendorp sind Bilder in der Lage, die gebaute Referenz zu transzendieren und Wissen als theoretische Artefakte zu verkörpern. Anstatt sie als autonome Kunstwerke zu werten, können sie als wesentlicher Bestandteil der architektonischen Kommunikation gesehen werden. Wir werden das gegenwärtige Verständnis von Bildern in der Architektur hinterfragen, die lediglich als Modelle für die Nachahmung bei der Realisierung von Gebäuden dienen. So werden wir von kanonische Architekturgebäude der letzten Jahrzehnte ausgehen, um sie über ihren ursprünglichen sozialen und technologischen Kontext hinaus als Protagonisten metaphysischer Gemälde zu betrachten. Elemente von Mythen gewinnen durch die Praxis der Rekodierung zeitgenössische Bedeutung. Wie im Werk von Junya Ishigami verspricht der Akt, in der Architektur das zu verkörpern, was noch nie Architektur war, einen Ansatz zur Nachhaltigkeit, der das Handwerk der Imagination wieder in Umlauf bringt.

Das Semester gliedert sich in drei Phasen, die den Alberti'schen Prinzipien des Bildaufbaus folgen: Saum, Komposition und Lichteinfall. Text und Bild werden als autonome Formate behandelt. Die Studierenden lernen, wie sie sich mit dem Kanon und der Kunst der Mimesis auseinandersetzen können. Wöchentliche Übungen bauen auf der Mechanik der Malerei auf, einschließlich des Gegenüberstellens, Verdoppelns, Maskierens, Herausarbeitens, Verflechtens und Modellierens. Inspiration wird aus der Theorie der metaphysischen Malerei gezogen. Im Laufe des Seminars werden die Studierenden ihr eigenes Vokabular für architektonische Bilder entwickeln, das dazu beitragen wird, das Greifbare mit dem Ungreifbaren, die gebaute Umwelt mit der abstrakten Theorie zu verbinden. Schließlich werden die Kompositionsprinzipien der Malerei in eine architektonische Artikulation zurückprojiziert.

Donnerstag, 10:00 - 13:00Uhr

Beginn: 10.10.2024
Ort: Seminarraum AC-02 2

Entscheidend für die Benotung sind die aktive Teilnahme am Unterricht und die Bearbeitung der Übungen. Die Fähigkeit, sich mit den Konzepten und Inhalten des Kurses auf innovative Weise auseinanderzusetzen, wird bewertet. Die Studierenden sollten in der Lage sein, verschiedene Formate und Gattungen des Schreibens zu unterscheiden und zu artikulieren. Die wöchentlichen Übungen werden in Sitzungen vorgestellt und diskutiert, und die Studierenden haben Zeit, sie für die endgültige Abgabe zu überarbeiten.

Hintergrundliteratur

• Alberti, Leon Battista: De Pictura, 1435/1436, in: Bätschmann, Oskar; Schäublin, Christoph: De Statua. De Pictura. Elementa Picturae, 2011
• Boehm, Gottfried; Burioni, Matteo: Der Grund. Das Feld des Sichtbaren, 2012
• Bolt, Barbara: Art Beyond Representation. The Performative Power of the Image, 2004
• Bredekamp, Horst: Theorie des Bildakts. Frankfurter Adorno-Vorlesungen, 2007 
• Colman, Felicity; Van der Tuin, Iris (Eds.): Methods and Genealogies of New Materialisms, 2024
• Le Corbusier: Le Poème de l’angle droit, 1955
• Frascari, Marco; Hale, Jonathan; Starkey, Bradley: From Models to Drawings: Imagination and representation in architecture, 2007
• Ishigami, Junya: Another Scale for Architecture, 2019
• Mical, Thomas (Eds.): Surrealism and Architecture, 2005
• Merleau-Ponty, Maurice: The Visible and the Invisible, 1969
• Pallasmaa, Juhani: The Embodied Image. Imagination and Imagery in Architecture, 2011