Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage ein spezifisch definiertes Architekturproblem „Entwerfen“ in lösbare Teilprobleme zu zerlegen und gegebenenfalls mit dem effizienten Einsatz von Algorithmen eine Lösungsstrategie zu entwickeln. Studierende erlangen die Fähigkeit die einzelnen Phasen eines Entwurfsprozesses nach dem Gesichtspunkt der Vereinfachung und/oder Optimierung durch selbstentwickelte Programme zu analysieren und zu lösen. Dabei steht nicht die konkrete Implementierung (d.h. die Ausprogrammierung z.B. in Grasshopper oder NetLogo) im Vordergrund, sondern die Entwicklung eines Storyboards nach dem eine Lösung generiert werden kann.
Das Thema der konkreten Entwurfsaufgabe, im Zuge dessen die Entwicklung von Algorithmen erfolgt, ist die Auseinandersetzung mit dem Strafvollzug. Wegsperren bedeutet ein Heranführen an die Re-Integration in die Gesellschaft, aber auch einen würdevollen und menschlichen Umgang. Inwieweit kann Architektur bei diesen Aufgaben helfen?
Das kleine Entwerfen „Behind Bars“ widmet sich der Auseinandersetzung mit dem Strafvollzug. Die komplexe Bauaufgabe birgt eine Vielzahl von Funktionen die erfüllt werden müssen. Nicht nur die Gewährleistung der Sicherheit ist Aufgabe der Verwahrung, sondern eine Re-Sozialisierung und Vorbereitung auf eine sogenannte Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Unter dem Sicherheitsaspekt fällt die Auseinandersetzung mit Wegen unterschiedlicher Funktionen und deren Trennung. Dabei stellen sich die Fragen: Welche Wege hat das Wachpersonal, welche Wege sind für Insassen erlaubt, wie funktioniert die Anlieferung, Zubereitung und Einnahme von Speisen, wie funktioniert die Ver- und Entsorgung, welche Notfallpläne müssen berücksichtigt werden, etwa bezüglich Energieversorgung.
Studierende sollen sich einzelne Aspekte herausgreifen und vor dem Hintergrund der Frage wie die Architektur einzelne Funktionen unterstützen kann eine Lösung erarbeiten. Dabei können Algorithmen hilfreich sein, die etwa Wege simulieren und Überschneidungen aufzeigen. Aber auch eine Auseinandersetzung mit Grünraum, Freibereiche und Sichtbeziehungen ist denkbar. Eine Überprüfung der (Teil-)Konzepte erfolgt im Rahmen einer fiktiven und nicht realen Umwelt. D.h. nicht die endgültige Umsetzbarkeit steht im Vordergrund, sondern ein mögliches Neu-Denken.
Als Inspiration und als Vermittlung der Basics in einem Crash-Kurs ist eine Exkursion angedacht, die mit dem Innenministerium abgeklärt wird.
Das Entwerfen gliedert sich in folgende Teile und wird dabei durch algorithmisches Denken bestimmt:
- Analyse der Funktionen in einem Strafvollzug
- Entwicklung eines Algorithmus zur konkreten Bearbeitung eines (Teil-)Aspekts
- Entwurf auf Basis der eigenen Auseinandersetzung
Die Erkenntnisse aus der Analysephase dienen als Grundlage zur Entwicklung einer Architektur unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Funktionen, auch hinsichtlich einer räumlich und/oder zeitlichen Trennung. Als Hilfestellung der Analyse und Planung soll ein Algorithmus entwickelt werden, der beispielsweise Abläufe optimiert, Designvarianten hinsichtlich eines störungsfreien Ablaufs überprüft, eine Überlagerung der Funktionen erst ermöglicht oder direkt der Formfindung einzelner Bereiche dient. Wesentlich ist, dass aus der eigenen im Zuge des Designprozesses jener Teil erkannt wird, der sich zur Entwicklung eines Algorithmus eignet.
Video Präsentation: click